Rezension

Atmosphärisch unglaublich dicht und sehr fesselnd

Wolfskinder -

Wolfskinder
von Vera Buck

Bewertet mit 4 Sternen

Atmosphärisch dicht mit einigen Wendungen und ungewöhnlichem Setting

Eine abgelegene Bergsiedlung in den Alpen...eine Täufersiedlung, so heißt es.
Mit deren Einwohnern mag aus dem Dorf keiner so recht zu tun haben – und umgekehrt auch nicht. Nur zwei heranwachsende Jugendliche, Jesse und Rebekka,  dürfen im nahegelegenen Dorf zur Schule gehen, werden dort aber ziemlich gemobbt.

Eine neue junge Lehrerin will sich um die Kinder kümmern, dann verschwindet Rebekka spurlos. Und der Einsatz der Lehrerin wird nicht unbedingt mit Wohlwollen betrachtet.

Vor längerer Zeit ist die Freundin einer Zeitungsvolontärin in derselben Gegend ebenso plötzlich und spurlos verschwunden. Seitdem ist Smilla, die Volontärin, davon besessen, ihre Freundin Juli wieder zu finden, oder zumindest in Erfahrung zu bringen, was damals wirklich geschehen ist. Das Verschwinden von Rebekka entfacht ihren Ehrgeiz aufs Neue.

Denn Juli und Rebekka sind nicht die einzigen verschwundenen Mädchen in dieser Gegend gewesen...

Mich hat das Buch ziemlich bald in seinen Bann gezogen, denn das Setting des abgelegenen Dorfes und der eindrucksvollen Natur mit tiefen Schluchten und unergründeten Höhlen erzeugen sofort unheilvolle Bilder vor dem inneren Auge. Dass es dort noch Wölfe gibt und diese hier auch immer wieder auftauchen gibt dem Geschehen einen etwas mystischen Anstrich, passt aber unbedingt zur Grundstimmung dieses eher düsteren Romans.

Die Erzählweise ist ungewöhnlich – jedes der kurzen Kapitel wird in Ich-Form wieder gegeben, aber aus der Sicht von insgesamt 5 oder 6 verschiedenen Protagonisten. So bekommen wir viele winzige Puzzlestückchen, die sich erst spät zu einem Ganzen fügen. Wir haben somit auch einen  Wissensvorsprung, der uns aber bei der Lösung des Falls keineswegs weiterbringt. Ebenfalls werden uns nach und nach die handelnden Personen näher gebracht. So haben mich besonders die Kapitel aus der Sicht des „wilden“ Mädchens Edith aus der Siedlung, welche nie spricht aber hochintelligent ist, sehr fasziniert. Smilla hingegen wirkt häufig sehr kindlich und naiv.

Stückchen für Stückchen kommt man als Leser dahinter, was es mit der Siedlung tatsächlich auf sich hat. Man stellt unwillkürlich ständig Vermutungen an...einige bewahrheiten sich, bei anderen schafft es die Autorin geschickt, den Leser auf Abwege zu bringen.

Die Spannung reißt nicht ab und bis zum furiosen Showdown liest man atemlos weiter.

Auch wenn es einige Logiklücken gibt und das wichtigste Motiv für mich etwas nebulös blieb, so hat mir das Buch doch spannende Lesemomente beschert und mich bestens unterhalten. 4 gute Sterne und eine Leseempfehlung für einen atmosphärischen Roman, den ich eher als „Mystery Crime“ denn als Thriller bezeichnen würde.