Rezension

Charakterstudie eines Fans

Idol in Flammen -

Idol in Flammen
von Rin Usami

Bewertet mit 3 Sternen

Abhängigkeit eines Fans von der Karriere seines Idols - authentisch, aber wenig spannungsreich erzählt

Cover:

Das Cover hat mich nicht angesprochen. Im Nachgang betrachtet passt es, da die Frauengestalt mit den blondierten Haaren verschwommen dargestellt ist und die Cover-Farben in den Farben des Idols gehalten sind. Vom Titelbild her hätte ich das Buch ignoriert, es sieht eher nichtssagend aus.

Inhalt:

Die Teenagerin Akari ist Fan des Idols Masaki Ueno, dem Sänger eine J-Pop-Band. Während sie sonst im Leben nicht viel auf die Reihe bekommt, sich beim Lernen schwertut, keine Freunde hat und mit sich selbst nicht viel anzufangen weiß, widmet sie ihren ganzen Lebensinhalt Masaki. Als bekannt wird, dass er eine Frau geschlagen habe, gerät seine Karriere ins Wanken und bröckelt. Und mit dem Niedergang der Karriere wird auch Akaris Leben immer schwieriger.

Mein Eindruck:

Mich hat die Beschreibung fasziniert. Ich kann mit der asiatischen Kultur, vor allem mit der japanischen, nicht viel anfangen. Ich bin jedoch regelmäßig fasziniert, welche Extreme sich in der Kultur bilden. Vor allem die Fankultur um die Idole scheint mir noch stärker als in anderen Ländern ausgeprägt zu sein.
Gerade weil ich selber nicht zu solchen Extremen neige und nicht verstehen kann, wie man blind sein Geld für eine Person ausgeben kann, hat mich diese Geschichte fasziniert. Der Autorin ist es sehr gut gelungen, Akari als Person zu skizzieren. Sie entspricht dem erwarteten Klischee eines Fans: Ihr ganzes Leben und ihre Finanzen drehen sich um Masaki.
Dabei ist ihr bewusst, dass er im "echten Leben" sicher anders ist, aber sie will ihn auch gar nicht wirklich kennenlernen, sondern nur den Fankult leben:

"Ich wünsche mir keine Beziehung, bei der wir beide etwas füreinander empfinden, wahrscheinlich, weil ich so, wie ich jetzt bin, gar nicht von ihm gesehen oder akzeptiert werden will. Es ist ja nicht gesagt, dass er mich im echten Leben mag, und ich weiß auch nicht, ob es mir Spaß machen würde, ständig mit ihm zusammen zu sein. Das ändert natürlich nichts daran, dass ich vor Aufregung platze, wenn ich mich bei einem Event ein paar Sekunden mit ihm unterhalten und ihm die Hand schütteln kann.
Aber ich finde, dass in der Distanz, die durch einen Handy- oder Fernsehbildschirm oder Abstand zwischen Bühne und Publikum entsteht, etwas Rücksichtsvolles und Tolerantes liegt. Unsere Beziehung wird niemals durch irgendetwas, das wir sagen, enger, sie geht aber auch nicht kaputt, weil ich etwas falsch mache. Die Anwesenheit einer Person auf eine gewisse, immer gleiche Entfernung zu spüren, kann meiner Meinung nach ein Gefühl von Sicherheit vermitteln. Aber vor allem fühle ich mich am glücklichsten, wenn ich mein Idol anhimmele, wenn ich ihm alles gebe, wenn ich ganz darin aufgehe, selbst wenn die Beziehung völlig einseitig ist." (S. 63f)

Obwohl Akaris Gedanken so treffend skizziert sind, bleibt der Rest von Akari dem Leser fremd. Welche Krankheit sie hat, dass sie nicht gut lernen kann und sich im Alltag und mit sozialen Dingen schwertut, wurde nicht explizit genannt. Die Beziehung zu ihren Eltern und der Schwester ist auch sehr distanziert. Vermutlich liegt es daran, dass man dort Gefühle nicht so zeigt wie bei uns und Menschen mehr über Leistung wahrgenommen werden.
Auf der einen Seite reflektiert Akari ihre Handlungen und registriert ihre Andersartigkeit. Auf der anderen Seite tut sie nichts, um das zu ändern und flüchtet sich in ihre Welt.

Angesichtes des Klappentextes hatte ich etwas mehr, einen "großen Knall" erwartet, aber der blieb aus. Die Charakterstudie hat mir gut gefallen. Sie zeichnet ein realitätsnahes Bild der Idol-Industrie in Japan und was sie mit ihren Fans macht. Dennoch bleibt die Handlung seicht, ohne Spannung und mit einem unbefriedigenden Ende. Man hätte mehr draus machen können. Auch die Hintergründe des Idol-Systems sind nur angedeutet. Hier hätte man noch mehr in die Tiefe gehen können.

Fazit:

Abhängigkeit eines Fans von der Karriere seines Idols - authentisch, aber wenig spannungsreich erzählt