Rezension

Zwischen Kult und Krankheit

Idol in Flammen -

Idol in Flammen
von Rin Usami

Bewertet mit 3.5 Sternen

Akari ist ein riesiger Fan von Masami; dem Mitglied einer berühmten japanischen Popgruppe. Manisch kauft sie jeden Fanartikel, den sie in die Finger bekommt und sei er noch so kitschig. CDs, DVDs und Bücher hat sie in mehrfacher Ausführung und das ist kein Zufall: Verknüpft doch ein perfides Abstimmungssystem CD-Käufe mit den Beliebtheitswerten der einzelnen Bandmitglieder. Und natürlich will Akari ihr Idol an erster Stelle sehen. Also kauft sie. Besonders, nachdem Masamis Karriere durch einen Skandal um einen angeblich geschlagenen Fan abzustürzen droht.

Bei Schülerin Akari wurde eine nicht näher bezeichnete Krankheit diagnostiziert, die es ihr erschwert, alltägliche Dinge zu erledigen oder sich lange zu konzentrieren. Ein wenig klingt es nach ADS aber das ist nur ins Blaue geraten. Da Akari viel vergisst, ist es ihr quasi unmöglich eine Medikation durchzuhalten. Aus ihrer Familie unterstützt sie niemand, sie wirkt ziemlich isoliert. Mutter und Schwester scheinen weitestgehend genervt von Akaris Unfähigkeit ihren Alltag oder die Schule zu bewältigen. Nur wenn es um ihr Idol geht hat sie den Enthusiasmus, jedes noch so kleine Detail aufzunehmen und zu katalogisieren.

Die Fankultur, die Rin Usami hier beschreibt, fand ich ziemlich gut dargestellt. Ganz anders als in Akaris echtem Leben bekommt sie in der Online-Fanwelt die Liebe und Anerkennung, die ihr sonst fehlt. Auch in der Masse unterzugehen kommt ihr entgegen, da sie ansonsten durch ihre Krankheit und deren Symptome schon genug ungewollte Aufmerksamkeit bekommt. Der Kult um Masami ist das Einzige, über das sie Kontrolle zu haben scheint und nur, wenn sie sich mit ihm beschäftigen kann, erlebt sie so etwas wie Zufriedenheit.

Allerdings wäre ich gerne ein wenig tiefer in die Fan- und Onlinekultur eingetaucht. Akaris Krankheit nimmt dafür aber zu viel Platz ein. Typisch japanisch fand ich den etwas kryptischen Ton und dass die kurze Geschichte eigentlich an der spannendsten Stelle endet. Wie gerne wäre ich Akari nach einem bestimmten Ereignis noch weiter gefolgt! Aber gerade an diesem Wendepunkt endet alles. Das ist ein wenig frustrierend aber irgendwie auch extrem smart gelöst, weil es zu Akaris Leben passt wie die Faust aufs Auge.

Insgesamt hatte ich mir mehr Fankultur erhofft und weniger private beziehungsweise gesundheitliche Probleme der Hauptfigur. Für beide Themen zusammen war der Roman eigentlich zu kurz. Gut umgesetzt ist beides aber auf jeden Fall und auch der Erzählton hat mir gefallen. Insgesamt ist „Idol in Flammen“ also eine durchaus lesenswerte Geschichte, die sich an einem Wochenende locker wegschmöckern lässt.