Rezension

Ein bereicherndes, kleines und intensives Buch!

Idol in Flammen -

Idol in Flammen
von Rin Usami

Bewertet mit 5 Sternen

Die japanische Teenagerin Akari ist wie so viele andere Japaner*innen dem Idol-Kult verfallen. Als ihr großes Idol Masaki für negative Schlagzeilen sorgt, ist Akari hin und hergerissen. Wie kaum jemand anderes lebt sie nur für ihr Idol, sie sammelt alles in mehrfacher Ausführung, gibt all ihr im Nebenjob verdientes Geld für Fanartikel und ähnliches aus, verpasst kein Konzert, kein Interview und analysiert Masaki in einem eigens über ihn angelegten Blog. Akari lebt auf diese Weise in einer Parallelwelt. Die wirkliche Welt meint es nämlich nicht sonderlich gut mit ihr.

Viele Fragen stellt man sich, wenn man darüber liest: warum kann man sich so sehr dieser Obsession hingeben? Wer oder was ist Schuld daran, dass ein solcher Idol-Fanatismus existieren kann? Was macht es mit den jungen Leuten, die sich extrem in die Sache hineinsteigern?

All dies wird aus der Sicht von Akari auf den wenigen Seiten des Romans eindrücklich dargelegt. Die junge Autorin Rin Usami lässt den Roman fast schon wie eine Art Tagebuch aussehen, im Wechsel mit einigen Interaktionen ihrer Hauptperson. Dadurch wirken die Geschehnisse und Befindlichkeiten Akaris sehr authentisch und außerdem analytisch, was uns Leser*innen sehr deutlich das Innenleben Akaris vor Augen führt und uns hilft, ihre Situation ein bisschen verstehen zu können. Schnell wird klar, dass Akari psychisch nicht gesund ist. Ursachen können u.a. das schwierige Elternhaus mit abwesendem Vater und unglücklicher Mutter sein. Aber auch Akaris Probleme, mit den schulischen Anforderungen Schritt zu halten, nicht ernst genommen zu werden, spielen eine Rolle. Hinzu kommen die Vermarktungsindustrie, Managements der vielen Idole etcpp... Die japanische Leistungsgesellschaft in ihrer Tragweite ebenso. All diese Dinge werden direkt sowie zwischen den Zeilen immer wieder thematisiert.

Die Autorin hat mit ihrem Debüt ein kleines, aber sehr intensives Buch vorgelegt, das mit einer tollen Sprache besticht und mich sehr bewegt hat. Die Intensität - besonders von Akaris Gemütszustand - steigert sich enorm und macht mich sehr betroffen. Zumal mir (nach zusätzlicher Recherche) bewusst ist, dass es sich hierbei sicherlich nicht um einen ausgedachten Einzelfall handelt, sondern um ein repräsentatives Beispiel für eine ganze Generation. Beängstigend!

Ich kann diesen wertvollen, bereichernden Roman sehr empfehlen!