Zündet leider nicht so richtig
Bewertet mit 3 Sternen
Für Akari, eine Teenagerin in Japan, steht ihr Idol Masaki, ein Mitte 20jähriger J-Popstar, metaphorisch in Flammen, nachdem er sich einem medialen Shitstorm stellen muss. Er hat nämlich angeblich einen weiblichen Fan geschlagen. Für Akari endet damit nicht etwa ihr Fanatismus für Masaki, nein, sie möchte ihn nun mehr denn je unterstützen und füllt damit eine Leere, die sich in ihr selbst schon seit längerem breitmacht.
Die junge japanische Autorin Rin Usami gewann mit diesem Debüt im Alter von nur 21 Jahren bereits einen angesehenen, japanischen Literaturpreis. Doch kann sie mit diesem Roman um die Fankultur, ja man kann sagen den Fanatismus einer Teenagerin, in Japan, die massive Konsumorientierung des Pop-Universums und die emotionalen Nöte der Protagonistin auch hier überzeugen?
Mich hat der Roman besonders zu Beginn stark gefangen genommen. Die Prämisse eines weiblichen Fans, dessen Leben sich tatsächlich ausschließlich um ihr Idol zu kreisen scheint, welcher potentiell ins Schwanken geraten könnte, durch die Enthüllungen um das angebetete Idol bietet viel Sprengkraft. Sehr genau und eindrücklich schildert Rin Usami, wie stark in Japan die Fankultur im Kapitalismus angekommen ist. Dass Fans für ihre Idole all ihr Geld ausgeben. Dass psychologisch geschickte Taktiken angewandt werden, um ihnen noch mehr Geld, mehr als sie vielleicht besitzen, auszugeben. Diese Vereinnahmung der Fans durch die verhängnisvollen Strategien der Pop-Industrie ist aber leider auch das einzige, was mir aus diesem Roman relevant vorkam und auch während und nach der Lektüre in mir weitergearbeitet hat. Diesbezüglich hätte ich mir allerdings auch einen Artikel zum Thema oder eine Doku anschauen können.
Bezüglich der Figuren, dem Plot und der Entwicklung dieser beiden Komponenten eines Romans bin ich leider enttäuscht worden. Obwohl Akari in ihrer Besessenheit aus der Ich-Perspektive heraus diese sehr deutlich darstellen kann, so bleibt mir die Figur ansonsten recht blass. Das kann Kalkül sein, wird doch – recht trocken – erwähnt, dass sie an einer Depression leide. Mit welcher Verbissenheit sie ihrem Fan-Dasein jedoch nachgeht, lässt jedoch an einer ausgeprägten depressiven Erkrankung zweifeln. Auch wenn man durchaus das Gefühl bekommt, dass diese Art Fanatismus für ein Pop-Idol nicht gesund sein kann. Er wirkt eher, als ob sie diese Diagnose, wie so viele junge Leute heutzutage, wie ein gelegenes Label vor sich herträgt. Der zunächst recht interessant wirkende Plot verläuft sich im Laufe des mit seinen nur 125 Seiten recht übersichtlichen Romans sehr schnell. Es entsteht kein Konfliktpotential und wir kochen auf kleiner Flamme so dahin, ebenso wie Akari.
Der Schreibstil bleibt ebenso blass und gewöhnlich. Durch große Zeitsprünge innerhalb der Geschichte, hat man das Gefühl hier ganz schnell und eher oberflächlich durch die Geschichte geschickt zu werden, ohne dass eine Bindung zur Figur entstehen kann. So bleibt zwar unterm Strich eine kurzweilige, solide Lektüre aber davon nur wenig letztlich im Kopf hängen. Kann man lesen bei Interesse an den Vermarktungsstrategien der J-Pop-Industrie. Man verpasst allerdings auch nichts, wenn man dieses Buch auslässt.
3/5 Sterne