Rezension

ein gelungenes Mystery-Buch mit authentischen und tiefgründigen Charakteren

Wen der Rabe ruft - Maggie Stiefvater

Wen der Rabe ruft
von Maggie Stiefvater

Inhalt:
Blue führt ein sehr spezielles Leben: Alle Frauen im Haus – ihre Mutter und Tanten – sind Hellseherinnen. Nur an Blue ist diese Begabung vorbeigegangen. Doch auch sie hat ein spezielles Talent: Sie verstärkt die Fähigkeiten der anderen, weshalb sie beim „Geisterlauf“ immer mit von der Partie ist – einem Ereignis, das die zukünftigen Toten der nächsten 12 Monate vorhersagt.

Ein weiterer besonderer Punkt in Blues Leben ist, dass ihr bereits sehr früh vorhergesagt wurde, dass ihre große Liebe an einem Kuss von ihr sterben würde.

Beim jährlichen „Termin“ auf dem Friedhof in der Nacht vor dem Markustag sieht Blue ihren ersten Geist: Die Seele eines Jungen namens Gansey. Und in Kombination mit der Prophezeiung ihrer Tante Neeve kann das nur eins bedeuten: Sie wird diesen Jungen innerhalb der nächsten 12 Monate töten.

Meinung:
Lange war ich am Überlegen, ob „Wen der Rabe ruft“ etwas für mich wäre. Nun, nach dem Lesen, bereue ich es auf keinen Fall.

Der Einstieg war etwas kompliziert. Maggie Stiefvater führt sehr schnell viele Charaktere ein, die im ersten Moment nichts miteinander zu tun haben, auch wenn zumindest bei zwei Handlungssträngen klar ist, wohin es vermutlich führen wird.

So lernte ich Blue kennen. Ein Mädchen, das nicht nur innerhalb ihrer Familie anders ist (zwischen so vielen Wahrsagerinnen nicht sehend zu sein ist schon eine Bürde). Nach außen hin versucht sie ebenfalls anders zu sein: Ihre Kleidung, ihr Auftreten… Und doch ist das Speziellste an ihr das Wissen, dass sie ihre große Liebe mit einem Kuss töten wird. Daher soll sie sich von Jungs fernhalten. Ganz besonders von Jungs der Aglionby – den Privatschülern, die aufgrund des Schullogos nur die „Ravenboys“ genannt werden.
Doch wie könnte sie der Anweisung folgen, wenn der erste Geist, den Blue überhaupt sieht, einer dieser Jungs ist? Und Blue vermutlich der Grund, warum er innerhalb der nächsten 12 Monate sterben wird.

Nach dem Perspektivenwechsel lernte ich Gansey kennen, der seinerseits mit einem „Erlebnis“ auf dem Friedhof zu kämpfen hat. Denn er hat eine Tonbandaufnahme, auf der ein Mädchen spricht, aber er selbst weiß nichts mehr davon.
Gansey war von Beginn an geheimnisvoll. Ebenso seine Freunde. Kapitel für Kapitel lernte ich sie näher kennen, jeder für sich tiefgründig und mit etlichen Geheimnissen gespickt, die im ersten Moment nicht gegenwärtig waren. Sie alle verbindet eines: Die Suche nach den Ley-Linien und dem Aufspüren des geheimnisvollen Glendower, der der Legende nach einen Wunsch erfüllt. Jeder der Jungs hat seinen eigenen Antrieb für diese Suche und das Aufdecken dieses Hintergrundes zog sich durch die gesamte Geschichte und hielt mich in den Seiten gefangen.

Maggie Stiefvaters Stil ist mir persönlich etwas zu bildhaft, zu beschreibend, auch wenn sie damit eine durchaus bedeutende Atmosphäre schafft. Doch dadurch entstanden für mich Längen, die mich immer wieder aus dem Lesefluss rissen.

Die Idee der Energie-Linien und der ganzen Hellseherei fand ich äußerst gelungen. Die Autorin hat die Handlungsstränge langsam angenähert und verknüpft, dabei immer mehr Geheimnisse offenbart und Hintergründe erläutert. Mehr als einmal traf mich eine überraschende Wendung und die Spannung blieb so stets auf ansteigendem Niveau. Der Showdown war dann gespickt mit neuen Entwicklungen, was allein schon ausreichen würde, die Fortsetzung zu lesen. Der letzte Satz jedoch sorgt dafür, dass ich sofort danach greifen muss.

Urteil:
Maggie Stiefvaters „Wen der Rabe ruft“ ist ein gelungenes Mystery-Buch mit authentischen und tiefgründigen Charakteren. Die geschaffene Atmosphäre ist fantastisch, täuscht aber nicht durch die ein oder andere Länge hinweg. Sehr gute 4 Bücher für Blue und die Ravenboys.

Die Reihe:
1. Wen der Rabe ruft
2. Wer die Lilie träumt
3. Originaltitel: Blue Lily, Lily Blue 
4. ?

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