Rezension

Enttäuschend

Wir treffen uns im nächsten Kapitel -

Wir treffen uns im nächsten Kapitel
von Tessa Bickers

Bewertet mit 2 Sternen

Hier hat mich der Klappentext angefixt. Ein Buch, in dem sich zwei Menschen über ihre Liebe zu Büchern und dem Lesen kennenlernen, finde ich als Leseratte grundsätzlich gut.
Erin bringt versehentlich ihr Lieblingsbuch inclusive eines Andenkens an ihre verstorbene Freundin in einen Bücherschrank. Als sie den Fehler bemerkt, holt sie es zurück und sieht, das jmd auf ihre zahlreichen Randbemerkungen geantwortet hat. Sie wird ihrerseits zu einem Buch eingeladen, um gemeinsam zu kommentieren.
Leider geht es im Folgenden nicht so sehr um die gemeinsam gelesenen Bücher, auch nicht um die passenden Randbemerkungen, sondern um das private Geplänkel, dass auf der letzten Seite über Fragen und Antworten ausgetauscht wird. Erins Lesepartner ist James. Die beiden begegnen einander zunächst nicht.
Es wird abwechselnd aus Sicht von Erin und James erzählt. Beide haben mehr oder weniger schwere Zeiten hinter sich und schleppen Probleme mit sich herum. Sie sind beide mit ihrem aktuellen Leben unzufrieden und versuchen bzw. überlegen einen Neustart.
Die aktuelle Handlung und auch die zahlreichen Erlebnisse aus der Jugend fand ich unglaubwürdig.
Erin ist eine fürchterlich Person, die nur sich selbst sieht und sich um ihre alten Probleme dreht. Sie ist nicht in der Lage ihre Mitmenschen wirklich zu sehen oder zu verstehen, weil sie selbst immer an erster Stelle kommt. Empathie, ein Hineinversetzen in Andere oder auch Verzeihen liegt ihr nicht. Ihre Mutter lässt sie seit Jahren links liegen, weil diese sich in einen anderen Mann verliebt hat. Dass der Vater damit klar kommt, mildert ihre Einstellung nicht. Eine narzistische Dramaqueen, die ich nicht live erleben möchte. Ohne zu Spoilern kann ich dazu nur schlecht mehr berichten.
James wird als Kind und der Schule gemobbt, dies ging bis zur Misshandlung. Obwohl die Lehrer, der Bruder und die Freunde davon wissen, passiert nichts. Die Lage wird als gegeben hingenommen und akzeptiert. Seine Mutter ist krank und er glaubt daran Schuld zu sein. Aus diesen Gründen ist er in bestimmten Verhaltensmustern gefangen. Er ist etwas sympathischer als Erin, aber definitiv anstrengend.
Die Aufklärungen am Ende waren teils dramatisch, aber nicht gut genug um derartig nachtragendes und selbstsüchtiges Verhalten zu erklären. Ob eine Heilung der emotionalen Verletzungen so ohne weiteres möglich ist, möchte ich mir gar nicht mehr überlegen.
Für die schöne Idee zum Buch und das niedliche Cover gerne noch zwei Sterne.