Rezension

Ich bin begeistert!

Wen der Rabe ruft - Maggie Stiefvater

Wen der Rabe ruft
von Maggie Stiefvater

Eine Weissagung, die Blues Leben bestimmt.
Blue lebt in einem kleinen amerikanischen Kaff namens Henrietta. Der Ort besaß schon immer etwas Geheimnisvolles und so ist es kein Wunder, dass auch Blue mit ihrer Mutter und den magischen Frauen des Ortes hier lebt. Alle Frauen in Blue Sargents Familie besitzen die geheimnisvolle Fähigkeit des Sehens, nur sie selbst hat keinerlei mystisches Können. Sie kann lediglich bestehende Energien verstärken, daher nimmt sie trotzdem häufig an den Weissagungen teil. Sie selbst erhielt auch einst eine Prophezeiung, die zu einem wichtigen Teil ihres Lebens wurde: Sie wird eines Tages ihrer großen Liebe den Tod bringen.

Blue Sargent wusste mittlerweile schon gar nicht mehr, wie oft ihr gesagt worden war, dass sie ihrer wahren Liebe den Tod bringen würde. – Seite 9 –

Als sie am Vorabend vom Markustag an der jährlichen Kirchenwache teilnimmt, an der sich voraussagt, wer in zwölf Monaten nicht mehr am Leben sein wird, ereignet sich ein Zwischenfall, der Blues gesamtes Leben verändern wird. Während sie die Anwesenheit der Toten sonst lediglich spürte, sieht sie nun einen Jungen, der bald tot sein wird. Der Grund ist sie selbst, Sie sieht ihn nur, da sie für ihn seinen Tod bedeutet. Blue, die das schemenhafte Wesen im Kirchhof nicht vergessen kann, ahnt nicht, dass sie diesem Jungen schon sehr bald gegenüberstehen wird. Er ist einer der Raven Boys, Schüler einer Eliteschule in Henrietta. Als Blue eines Abends ihre Schicht in der örtlichen Pizzeria antritt, kreuzen sich plötzlich zum ersten Mal ihre Wege…

Fantasy mit einer Prise Esoterik.
Wen der Rabe ruft war mein erster gelesener Roman der Autorin Maggie Stiefvater, daher war ich frei von irgendwelchen Erwartungen. Trotzdem konnte mich die Autorin überraschen. Der Beginn ist zunächst sehr komplex und erfordert einige Konzentration. Insbesondere die Strukturen innerhalb der Gruppe der”Raven Boys” sind zu nächst sehr schwer zu verstehen. Doch mit ihrer Fähigkeit, die Protagonisten dieses Romans zum Leben zu erwecken, sowie die mehrdimensionale Erzählweise wurde ich recht früh von der Handlung eingenommen und fühlte mich sofort in der Welt von Maggie Stiefvater wohl. Ein Grund dafür ist wohl auch die Zeit, die sich die Autorin zum Erzählen nimmt. Statt einfach eine Szene zu beschreiben, versetzt sie ihre Leser in eine farbenfrohe Kulisse und lässt sie somit zum Teil ihrer Geschichte werden.

„Es gibt nur zwei Gründe, warum eine Nicht-Sehende am Vorabend des Markustags einen Geist erblickt, Blue. Entweder du bist seine wahre Liebe“, sagte Neeve, „oder du hast ihn getötet.“ – Seite 26 –

Außerdem beschreibt Maggie Stiefvater unter anderem das Phänomen der Ley Linien sowie einige esoterische Praktiken wie verschiedene Formen des Kartenlegens, die noch heute Anwendung finden. Für mich stechen diese Themen deutlich heraus aus dem Einheitsbrei der Fantasyliteratur. Die gelungene Mischung aus einehmendem Schreibstil, spannender Hintergrundgeschichte und vielschichtiger Protagonisten, die sich nicht ohne Weiteres durchschauen lassen, machen Maggie Stiefvaters Auftakt zu einer neuen vierbändigen Reihe absolut perfekt. Ich bin textverliebt und freue mich auf die weiteren drei Bände dieser Reihe.