Rezension

Ich habe es verschlungen

Wunder - R. J. Palacio

Wunder
von R. J. Palacio

Bewertet mit 5 Sternen

August Pullmann ist 10 Jahre alt und leidet unter dem Treacher-Collins-Syndrom. Eine seltene Erbkrankheit, die zur Folge hat, dass er mit erheblichen Gesichtsfehlbildungen auf die Welt kam. Und trotz unzähliger Operationen bleibt sein Gesicht entstellt.
Wegen eben dieser Operationen wurde er bisher immer von seiner Mutter Zuhause unterrichtet. Doch nun soll er endlich auf eine richtige Schule gehen und ab diesem Punkt dürfen wir August in „Wunder“ begleiten…

Meine Meinung

Ich habe zu Beginn nicht damit gerechnet, dass mir das Buch so gut gefallen wird! Raquel J. Palacio hat hier eine Geschichte geschrieben, die allemal berührt.
August hat es ohne Frage nicht leicht im Leben. Doch statt nur seine Seite der Dinge zu zeigen, gewährt uns die Autorin auch noch nähere Einblicke in sein Umfeld. Denn die Geschichte wird abwechselnd aus der Sicht von August, seiner Schwester Via und seinen Freunden bzw. Mitschülern erzählt. Durch diese unterschiedlichen Blickwinkel erhalten wir einen intensiven Zugang zu den Charakteren und Augusts Geschichte. Insgesamt wirkt es dadurch sehr authentisch und gibt dem Ganzen mehr Tiefe. Und mit Sicherheit ist es auch keine leichte Aufgabe ein und dieselbe Geschichte aus der Sicht mehrere Charaktere zu schreiben und sie letztendlich so stimmig hinzubekommen.
Und sind wir mal ehrlich: Menschen können grausam sein, vor allem wenn sie erstmal nur nach Äußerlichkeiten urteilen. Daher ist es sehr verständlich, wenn August sich beispielsweise folgendes denkt:
„Ich wünschte, jeder Tag wäre Halloween. Wir könnten alle immerzu Masken tragen. Dann könnten wir uns in Ruhe kennenlernen, bevor wir zu sehen kriegen, wie wir unter den Masken aussehen.“ S. 92
Aber man muss auch sagen, dass August vielleicht entstellt ist und deshalb  viel einstecken muss, doch mit seiner Familie besitzt er noch so viel mehr. Sie gibt ihm den nötigen Rückhalt, Zuneigung und Geduld.
Es gibt noch weitere Charaktere, die wahre Größe zeigen und auf bewundernswerte Weise mit schwierigen Situationen umzugehen wissen. Aber wir erfahren auch von Schwächen und Fehlern. Und dadurch fängt man an nachzudenken, wie man selbst reagieren würde oder wie der Lehrer Mr. Browne fragt: „Was für eine Art Mensch bin ich?“.
Trotz der Ernsthaftigkeit dieser Thematik ist man keineswegs lange niedergeschlagen, denn „Wunder“ verfügt auch über witzige Szenen, wie die Hebamme mit ihren - zu den ungünstigsten Zeitpunkten aufkommenden - Flatulenzen.
Raquel J. Palacio hat einen sehr angenehmen Schreibstil, weswegen die Seiten nur so dahinfliegen. Zudem sind die Kapitel meistens sehr kurz gehalten, was mir ebenfalls gut gefallen hat. Neben der der gängigen Erzählform aus der Ich-Perspektive, gibt es auch noch Passagen in Brief-, Email-, oder SMS-Form. Und auch an der Schreibweise merkt man manchmal, wenn uns ein neuer Charakter seine Sicht der Dinge berichtet. zum beispiel gibt es einen mitschüler von august, der die groß- und kleinschreibung gänzlich ignoriert. Ich finde das sind sehr schöne Detail, aus denen ein schönes Endergebnis resultiert.

Fazit
Ein originelles Gesamtwerk mit liebenswürdigen Protagonisten, nachdenklichen Themen und ebenso witzigen Sequenzen. Wir lernen verschiedene Sichtweisen kennen und können uns gut in Augusts Lage versetzen. Wer also Interesse daran hat, zu erfahren, wie vielseitig Menschen mit schwierigen Situationen umgehen, sollte „Wunder“ lesen.

5 von 5 Sternen

Kommentare

missrose1989 kommentierte am 09. Oktober 2013 um 16:15

Tolle Rezension. Das Buch liegt noch auf meine SuB, aber jetzt habe ich große Lust, es bald zu lesen.

Alles Liebe,

Katja

Eli kommentierte am 09. Oktober 2013 um 18:49

Das freut mich!:) Dann wünsch ich dir schon mal viel Spaß beim Lesen!!

Liebe Grüße,

Eli