Rezension

Interessant

Milchmann - Anna Burns

Milchmann
von Anna Burns

Bewertet mit 3.5 Sternen

Anna Burns schreibt über die Geschichte eines Mädchens, das, schneller als es schauen kann, durch Gerüchte &Tuschelei abgestempelt wird. Ihr wird nachgesagt, eine Affäre zu haben - mit einem Mann, den sie nicht kennt, dem sie nicht begegnen will &der sie trotzdem immer wieder - natürlich ganz zufällig - aufsucht &sich ihr nähert. Aber er hat sie noch nicht einmal angefasst - also ist auch nichts passiert, oder?

Burns lässt alle Charaktere namenlos &bezeichnet sie z.B. immer als 'kleine Schwester', 'Vielleicht-Freund' oder 'Mutter'. Diese Anonymität könnte für die Übertragbarkeit der Geschichte auf jede andere Region stehen, was durchaus beängstigend, aber nicht neu, ist!

Am Anfang waren wir vom Schreibstil &der Geschichte echt begeistert, aber circa an der Hälfte zog sich das Buch. Die Gedanken der Protagonistin schweiften seitenweise ab, sodass ich teilweise wieder vorblättern musste, um zu schauen, worum es anfangs ging.

Das Buch behandelt außerdem den Nordirlandkonflikt. Bisher hatte ich damit keinerlei Berührungspunkte - immer wieder schön durch Bücher etwas Neues zu lernen &sich weitergehend zu informieren! Falls man das Buch lesen möchte &nicht so richtig weiß, was sich damals zugetragen hat, sollte man sich vorher ein bisschen belesen etc, dann ist es auch verständlicher.

Gut war, dass klar angesprochen wurde, wie verstockt &altmodisch die Ansichten der Gesellschaft sind. Themen wie Ehe, Belästigung, Homosexualität, Feminismus - all das wird auf die leichte Schulter genommen, heruntergespielt, müde belächelt, ignoriert oder verharmlost.

Insgesamt ein durchwachsenes Buch, das gute Ansätze hatte, mich aber nicht zu 100% überzeugen konnte!