Rezension

Ein sehr anspruchsvolles und nervenaufreibendes Leseerlebnis!

Milchmann - Anna Burns

Milchmann
von Anna Burns

Bewertet mit 2 Sternen

Inhalt

Die namenlose Ich-Erzählerin erregt die Aufmerksamkeit des über 30 Jahre älteren Milchmannes. Er lauert ihr auf und weiß ganz genau, wo sie zur Arbeit geht und wie ihr Tagesablauf aussieht. Natürlich brodelt die Gerüchteküche in der kleinen nordirschen Stadt daraufhin enorm und der jungen Frau wird eine Affäre mit ihm unterstellt. Ganz gleich, ob dies stimmt oder nicht. Hier wird Gerüchten mehr Glauben geschenkt, als der Wahrheit und man weiß nicht, wer Freund oder Feind ist.

Meine Meinung

Der Schreibstil von Anna Burns war für mich sehr gewöhnungsbedürftig. Sämtliche Figuren des Romans erhalten keine Namen, sondern Bezeichnungen, die den Familienverhältnissen der Erzählerin oder bestimmten Eigenarten der Person oder dem Beruf entsprechen, wie z. B. Schwager 1, Milchmann, Tablettenmädchen oder Chefkoch. Das ist anstregend zu lesen, weil ohne den Namen ein richtiger Bezug zu den Personen fehlt. Macht aber auch deutlich, dass diese Situation, die der Erzählerin wiederfährt, jeder Frau wiederfahren kann und sie eine von vielen ist, die belästigt, gestalkt oder im schlimmsten Fall sogar missbraucht werden.

Auch die Handlung zieht sich zäh wie Kaugummi hin. Manche Passagen haben mich mit ihrer Länge und ihren ständigen Wiederholungen so genervt, dass ich zwischendrin das Buch weglegen musste und manchmal wirklich versucht war, das Buch mittendrin zu beenden, weil mir das Lesen einfach keinen Spaß machte.

Was der Autorin jedoch gut gelungen ist, ist die Grundstimmung des Romans. Sie wirkt bedrohlich, einengend und feindselig. Man hat das Gefühl, dass hinter jeder Ecke eine Gefahr lautert und die schreckliche Kriegsstimmung trägt ebenfalls zu einem schockierten und bedrückenden Gefühl bei. In dieser Stadt und unter diesen Menschen möchte man nicht leben. Es widerstrebt dem menschlichen Grundrecht auf Freiheit und Selbstbestimmung.

Fazit

Ich bin wirklich zwiegespalten bei der Bewertung dieses Romans, weil die bedrohliche und einengende Grundstimmung des Romans sehr gut bei mir ankam, aber der Schreibstil einfach gar nicht meinem Geschmack entsprach. Und da ich immer nach meinem Lesevergnügen urteile, kann ich leider nur 2 Sterne vergeben.