Rezension

Anspruchsvoll – anstrengend - lohnenswert

Milchmann - Anna Burns

Milchmann
von Anna Burns

Bewertet mit 4 Sternen

„Milchmann“ ist der erste Roman der Autorin Anna Burns, der in Deutsch veröffentlicht wurde. Die verschiedenen Auszeichnungen, die der Roman erhielt, haben mich neugierig gemacht und ich war gespannt, ob der Roman meinen Erwartungen entsprechen würde.

Anna Burns berichtet aus der Ich-Perspektive der Protagonistin erzählt. Sie wird von einem wesentlich älteren und einflussreichen Mann – dem Milchmann – gestalkt und zieht dadurch die Aufmerksamkeit der Leute auf sich, die ihr eine Affäre anhängen. Dies ist aber nur das Grundgerüst des Romans, in dem es vielmehr – um die politischen und religiösen Konflikte, die Menschen und das gesamte Zeitgeschehen der 1970er Jahre in Irland – geht.

Die Ausdrucksweise der Autorin erfordert viel Aufmerksamkeit. Die Sätze sind lang und verschachtelt und der Schreibstil subtil, trocken und sarkastisch.

Die Charaktere haben keine Namen, sondern werden durch ihren Bezug zu der Protagonistin oder andere Eigenarten benannt. Dadurch fand ich es schwierig eine Verbindung zu ihnen aufzubauen und sie blieben mir eher fern.  An einigen Stellen ging mir die Autorin ein wenig zu sehr ins Detail und ich hätte gerne auf die brutalen Einzelheiten und das daraus folgende Kopfkino verzichtet.

In dem Buch steckte neben der Geschichte um die Protagonistin und den Milchmann so viel an historischen Hintergründen, Andeutungen, Fakten, die sich bis in die Gegenwart ziehen, dass es wahnsinnig aufwühlend ist und eine unglaubliche Brisanz enthält.

Es ist kein Roman, der unterhält und mit dem man sich wohlfühlt, aber einer der aufrüttelt, erschreckt und den man lange im Gedächtnis behält.