Rezension

Mal ein ganz anderer Blickwinkel

Letztendlich sind wir dem Universum egal - David Levithan

Letztendlich sind wir dem Universum egal
von David Levithan

Bewertet mit 5 Sternen

Wir wachen mit A am 5994. Tag seines Lebens auf und orientieren uns in einem fremden Körper. Doch nicht nur für uns ist dieser Körper fremd, nein, auch A kennt ihn nicht. A schlägt seine ausgeborgten Augen auf und fragt in seinem Körper ab wer er heute ist denn so sieht jeder Tag in A's Leben aus. Jeden Tag wacht er in einem anderen Körper ausf, niemals kommt er in einen ihm schon bekannten Körper zurück. 

An diesem Tag ist er Justin und Justin ist ihm von Beginn an unsymphathisch. Doch das kann A sich nicht aussuchen und so hat er sich für sein sehr spezielles Leben Regeln aufgestellt. Er versucht so wenig wie möglich zu verändern, er passt sich an und lebt das ausgeliehene Leben so wie er denkt dass der Mensch es selbst leben würde. Doch oft wird er vor Entscheidungen gestellt, die er nicht treffen kann und wo der Leser einen Einblick in A's Gefühlswelt bekommt.

A kommt gut zurecht mit seinem Leben, kennt er doch auch nichts anderes und hat sich schon gut damit arrangiert.
Doch als er sich in Justins Körper dann in dessen Freundin Rhiannon verliebt ändert sich alles schlagartig für ihn.

Von diesem Buch habe ich in letzter Zeit sehr viel gelesen, die Bloggerwelt ist ja förmlich ausgerastet vor Freude. Jetzt, nachdem ich "Letztendlich sind wir dem Universum egal" auch in Windeseile verschlungen habe, kann ich das vollkommen verstehen. Es handelt sich hierbei nicht um einen 0815 Liebesroman oder ähnliches, nein, das hier geht so viel tiefer unter die Haut. Ich verspreche euch, wenn ihr dieses Buch lest verändert sich euer Leben!
Ihr werdet diesen Gedanken nicht mehr los, wie es wohl wäre jeden Tag in einem neuen Körper aufzuwachen.

"Du lernst, wie viel ein Tag tatsächlich wert ist, weil sie alle so verschieden sind. Wenn du die Leute fragst, was der Unterschied zwischen Montag udn Dienstag war, werden dir die meisten erzählen, was es zum Abendessen gab. Ich nicht. Dadurch, dass ich die Welt aus so vielen Blickwinkeln sehe, habe ich mehr Gespür für ihre Dimensionen." - Seite 137

Das was zunächst interessant und aufregend klingt verwandelt sich zunehmend in einen echten Albtraum. Es klingt verlockend keine Verantwortung für sein eigenes Leben zu haben, wer wollte das nicht auch schon mal? Wer wünscht sich nicht schonmal in einem anderen Körper zu stecken? Vielleicht ein dünnerer, ein gesunder, ein beliebter, ein hübscher? Wenn man keinen Körper hat kann man sich auch selbst nicht hässlich finden. 

Man hat keine Vorurteile, denn wenn man heute ein Mädchen und morgen ein Junge ist dann ist auch egal, in welches Geschlecht man sich verliebt. Man hat kein Problem mehr mit Homosexualität und kann sich vollkommen auf die wichtigen Dinge konzentrieren. Doch was ist wenn das was einem wichtig ist, morgen verschwunden ist? Wenn du dein Herz an einen Menschen verlierst und du morgen in einem Körper aufwachst, der 4 Stunden entfernt lebt? 
Wie erklärst du das dem Menschen, den du liebst? Wie geht man damit um? Ist so eine Liebe überhaupt möglich?

"Ich bin Treibgut, und so einsam das mitunter sein kann, es ist auch enorm befreiend. Ich werde mich niemals über jemand anderen definieren. Ich werde nie den Druck von Gleichaltrigen oder die Last elterlicher Erwartung spüren. [...] Ich konzentriere mich auf die Gegenwart, denn nur in ihr ist es mir bestimmt, zu leben." - Seite 15

A liebt Rhiannon und Rhiannon lernt A zu lieben. Doch man fragt sich, wie das funktionieren soll. Sie treffen sich so oft es möglich ist und verbringen Zeit miteinander, die stets gegen sie arbeitet. Doch Rhiannon liebt A nicht in jedem Körper gleich, man kann sich nicht auf jede Erscheinung gleich einlassen. Auch wenn ich während des Lesens stets mit A mit gelitten habe, mein Herz geblutet hat weil er will was ihm in seinem Leben auf ewig verwehrt bleiben soll, so kann ich doch auch Rhiannon verstehen. Ich hätte auch nicht die Kraft mich darauf einzulassen. 

"Es ist, als ob derjenige, den du liebst, deinem Leben Sinn und Zweck gibt. Vielleicht liege ich ja auch genau verkehrt, vielleicht verliebe ich mich bloß in sie, weil ich einen Sinn und Zweck in meinem Leben brauche." - Seite 90

Dieses Buch ist etwas ganz Besonderes. Jede Zeile traf mich mitten ins Herz und ich habe es bestimmt nicht zum letzten Mal gelesen. A lernt so viel mit jedem Tag in seinem Leben und als er dann auch noch vergisst Erinnerungen im Körper eines Jungen zu löschen, kommt dieser ihm auf die Spur. Dass A von da an als "der Teufel, der Menschen für einen Tag besessen macht" durch die Medien wandert und er plötzlich mit Emails bombardiert wird, steigt die Spannung ins Unermessliche. Man fragt sich als Leser "Na, wie will er das nun auflösen?" und natürlich "Was zur Hölle wird jetzt mit Rhiannon?".

"Ich wollte, dass die Liebe alles überwindet. Doch das kann sie nicht. Sie kann nichts aus sich heraus tun. Es liegt an uns, in ihrem Namen alles zu überwinden." - Seite 348

Diese Liebesgeschichte ist mir wirklich an die Nieren gegangen. Jeder, der schon mal Liebeskummer hatte, wird sich hierin wiederfinden. Jeder wird den Schmerz verstehen und jeder wird mitfiebern und hoffen, dass es ein Happy End geben kann. Dass A einen Weg findet, mit Rhiannon zusammen zu sein. Doch wird er das? 

" 'Aber ich habe viel gesehen', wende ich ein. 'Habe viel beobachtet. Ich weiß, wie es läuft.'
'Von außen? Ich glaube nicht, dass du das von außen beurteilen kannst.'
'Und ich glaube, du unterschätzt, wie vorhersehbar manches in einer Beziehung ist.'"
- Seite 137 

Das Ende hat mich ziemlich verstört zurückgelassen. Ich dachte "Das kann doch jetzt nicht sein?!", blätterte zurück und las es noch einmal. Und noch einmal. Dann recherchierte ich ob es eine Fortsetzung geben wird. Wird es nicht. Ich will euch nichts verraten aber das macht mich echt fertig. Aber mit einem Tag Abstand muss ich einsehen, dass es kein anderes Ende geben kann. Aber darüber müsst ihr euch unbedingt selbst ein Bild machen. Unbedingt!

"Wenn man ins Universum starrt, ist sein Mittelpunkt nur Kälte. Und Leere. Letztendlich sind wir dem Universum egal. Dem Universum und der Zeit. Deswegen dürfen wir einander nicht egal sein. " - Seite 392 

Am liebsten würde ich für "Letztendlich sind wir dem Universum egal" 10 Sterne vergeben aber da das mein eigenes System ziemlich durcheinanderwürfeln würde vergebe ich einfach ganz ganz überzeugte (ein Bisschen in das Buch verliebte) 5 Sterne!