Rezension

aussergewöhnliche Grundidee, tiefgründig umgesetzt

Letztendlich sind wir dem Universum egal - David Levithan

Letztendlich sind wir dem Universum egal
von David Levithan

Bewertet mit 4 Sternen

Tag 5994
A erwacht wie jeden Morgen und muss als erstes herausfinden, wer er ist, denn er erwacht jeden Morgen in einem anderen Körper - manchmal in einem männlichen, dann aber auch in einem weiblichen. Nur eines haben sie alle gemeinsam: Sie sind alle sechzehn Jahre alt, so wie er. Und so ruft A jeden Morgen die Informationen zur Person ab und versucht dann, so gut wie möglich in ihre Rolle zu schlüpfen und ihr Leben nicht über den Haufen zu werfen.
An diesem Morgen ist er Justin. Der hört laute, grausige Musik und ist auch sonst nicht wirklich ein angenehmer Zeitgenosse. Für A gibt es nur einen Lichtblick und das ist Rhiannon, Justins Freundin.

A hat sein Leben akzeptiert, doch nun verliebt er sich Hals über Kopf in Rhiannon und zum ersten Mal möchte er in einem Körper bleiben. Doch dies ist ihm nicht möglich und so wacht er am nächsten Morgen als Leslie auf. Doch er bringt Rhiannon nicht aus seinem Kopf und er muss sie einfach wiedersehen. Und so beginnt er gegen seine eigenen Regeln zu verstossen und ignoriert den eigentlichen Tagesablauf und checkt am Morgen immer als erstes, wie weit entfernt er von ihr lebt und ob es ihm möglich ist, sie zu sehen.

Obwohl A körperlos ist, hat er einen tollen Charakter. Er hat seine Prinzipien, seine Regeln und versucht sich in seine aktuelle Person einzufühlen, den Tag so zu meistern, wie diese das auch tun würde. Durch das tägliche Switchen hat er eine Menge Lebenserfahrung und sieht viele Dinge anders, objektiver als anderer Jugendliche, was sehr spannend ist.
Sehr speziell ist auch, dass er in männliche und weibliche Körper schlüpft. Und weil das Buch in der ich-Perspektve erzählt wird, ist auch der Leser einmal männlich, dann wieder weiblich, einmal hetero, einmal homosexuell, manchmal reich, beliebt, dann aber auch wieder krank oder sogar suizidgefährdet.

Die Grundidee von David Levithan ist etwas ganz Neues, etwas, das ich noch nie erlebt habe. Sie fasziniert und der Autor verarbeitet sie zu einem tiefgründigen Roman, der zum Nachdenken anregt. Kann man einen Charakter lieben? Auch wenn dieser jeden Tag in einem anderen Körper steckt?
Ganz toll fand ich auch die unterschiedlichen Persönlichkeiten, in denen A zu Gast ist. Zwar ist er immer sich selber, die Persönlichkeit oder der Körper seines 'Wirts' wirkt aber auch auf ihn. So schafft er es einmal auch nicht, sich aufzuraffen, als er in einem drogensüchtigen Körper aufwacht oder die dunklen Wolken eines depressiven Mädchens vernebeln auch seine Gedanken.

Aber gerade diese grosse Anzahl an Charaktere hat auch seine Tücken, vor allem, weil man als Leser mit A gemeinsam in sie hineinschlüpft. Daran musste ich mich erst gewöhnen - vor allem mit diesem Geschlechtlosen tat ich mich recht schwer, da ich in A immer ein Er sah, wohl weil im ersten Kapitel in Justin erwachte und sich dann in ein Mädchen verliebte.

Der Schreibstil von David Levithan hat mir sehr gut gefallen. Trotz der vielen 'Perspektivenwechsel' und der Komplexität liest sich die Geschichte sehr flüssig. Die kurzen Kapitel tun ihr Übriges und erleichtern den Einstieg in die Geschichte sehr. Jedes Kapitel ist ein Tag in As Leben und so sind auch die Kapitelüberschriften: 5994. Tag - 6034. Tag

Fazit:
"Letztendlich sind wir dem Universum egal" baut auf einer wirklich aussergewöhnlichen Grundidee auf und David Levithan hat diese auch noch sehr tiefgründig und erstaunlicherweise wirklich glaubwürdig umgesetzt. Er vermag zu überraschen und zum Nachdenken anzuregen, so dass das Buch ganz bestimmt nicht so schnell in Vergessenheit geraten wird.