Rezension

Rasant und klug, jedoch kein 5-Sterne-Niveau

Das Joshua-Profil
von Sebastian Fitzek

Rezension ,,Das Joshua Profil" von Sebastian Fitzek

Mit ,,Das Joshua Profil" hat Sebastian Fitzek wieder einen Pageturner geschrieben. Das Buch ist mit 432 Seiten am 26.10.15 im Lübbe Verlag erschienen.
 

Inhalt:

Der erfolglose Schriftsteller Max ist ein gesetzestreuer Bürger. Anders als sein Bruder Cosmo, der in der Sicherheitsverwahrung einer psychiatrischen Anstalt sitzt, hat Max sich noch niemals im Leben etwas zuschulden kommen lassen. Doch in wenigen Tagen wird er eines der entsetzlichsten Verbrechen begehen, zu denen ein Mensch überhaupt fähig ist. Nur, dass er heute noch nichts davon weiß ... im Gegensatz zu denen, die ihn töten wollen, bevor es zu spät ist. (Klappentext)
 

Autor:

Sebastian Fitzek wurde 1971 in Berlin geboren. Er studierte Jura, promovierte im Urheberrecht und arbeitete als Chefredakteur und Programmdirektor für verschiedene Radiostationen in Deutschland. Gleich sein erster Psychothriller "Die Therapie", der im Jahr 2006 erschien, eroberte die Taschenbuch-Bestsellerliste. Bald darauf erschienen die Titel "Amokspiel" sowie "Das Kind" und "Der Seelenbrecher", mit denen er seinen Ruf als "Star" des deutschen Psychothrillers festigte. Auch "Der Augensammler" und die Fortsetzung "Der Augenjäger" zeichnen sich durch gelungene, psychologische Spannung aus. Seine Bücher werden in vierundzwanzig Sprachen übersetzt; als einer der wenigen deutschen Thrillerautoren erscheint Sebastian Fitzek auch in den USA und England, der Heimat des Spannungsromans. Sein dritter Roman "Das Kind" wurde mit internationaler Besetzung verfilmt und kam im Herbst 2012 in die Kinos. Im September 2012 erschien sein Thriller "Abgeschnitten", den er zusammen mit dem Gerichtsmediziner Michael Tsokos geschrieben hat. Sein aktueller Roman Passagier 23 wurde im Oktober 2014 bei Droemer Knaur veröffentlicht. Sebastian Fitzek lebt mit seiner Frau Sandra und den zwei Kindern in Berlin. (Lovelybooks Autoreninfo)
 

Cover:

Das Cover gefällt mir gut. Durch die ähnliche Farbwahl passt es auch gut zur ,,Vorgeschichte" die Blutschule. Deuten würde ich, dass die Fäden in den Händen symbolisieren, dass irgendjemand oder -etwas die Fäden für ein Leben in den Händen hält.
 

Charaktere:

In ,,Das Joshua Profil" hat Fitzek eine vielzahl von interessanten Charakteren erschaffen.
Allen voraus geht Max Rhode, die Hauptperson in diesem Buch. (und zugleich ,,Autor" des Buches ,,Die Blutschule")
Max Rhode ist ein soweit sympathischer Mann, der mit Freundin und Pflegekind Jola zusammenlebt. Er kämpft immer für seine Tochter, auch wenn sein eigenes Leben bedroht ist.
Max hat eine schwierige Vergangenheit, die in dem Buch auch noch mehr beleuchtet wird.
Jola, Max's Pflegekind, kommt im Laufe des Buches in mehrere Schwierigkeiten, dabei ist sie nur ein 10 Jahre altes Kind und muss somit mehr erleben, als ihr lieb ist.
Dann ist da auch noch Cosmo, ein verurteilter Pädophiler und zugleich der Bruder von Max Rhode. Lange nicht gesehen, begegenen sich die beiden, da Cosmo Freigang hat, aber trotzdem noch mit Medikamenten gegen seine Pädophilie behandelt wird.
Die anderen Charaktere wurden auch gut und authentisch dargestellt und die Personendarstellung hat mir somit gut gefallen.
 

Meine Meinung:

Da mich ,,die Blutschule" nicht vollends begeistern konnte, freute ich mich erstmal nicht so sehr auf ,,das Joshua Profil". Komischerweise sind die beiden Bücher ziemlich unterschiedlich. So erinnert ,,die Blutschule" kaum an den normalen Fitzek, man könnte fast sagen, es hätte eine andere Person geschrieben. Mir wäre zumindest nicht eingefallen, dass hinter dem Max Rhode Fitzek steckt, wenn da nicht der Kleber mit der Aufschrift ,,Fitzek" drauf gewesen wäre.
Zum Glück hat mir sein neuestes Buch besser gefallen.

Mit dem gewohnten Fitzek-Schreibstil schafft er eine ordentliche Portion Spannung, und das sogar bei den ersten Seiten.
Es sind wohl auch die Themen, die dazu beitragen, dass das Buch so spannend zu lesen ist. Big Data und Predictive Policing sind nur zwei von vielen spannenden bzw. brisanten Themen, die Fitzek auch gut ausleuchtet, sodass man seine Gedanken zu dem Thema versteht.
Schade fand ich allerdings, dass es später vermehrt darum ging, Jola zu retten, als das Fitzek auf die technologischen Themen eingeht. Für mich hätten diese brisanten Themen mehr Tiefe haben können, gerade auch, weil es uns alle betrifft.

,,Fast jedes große Unternehmen sammelt Daten über seine Kunden. [...] Mit jeder Tiefkühlpizza, die in Ihrem Einkaufswagen landet, hinterlassen Sie beim bargeldlosen Bezahlen oder bei der Benutzung einer Kundenkarte eine digitale Datenspur, die für sich alleine genommen noch nicht sehr aufschlussreich ist. Doch wenn Sie regelmäßig Fertiggerichte konsumiere, müssen sie sich nicht wundern, wenn demnächst Werbung für Fastfood in ihrem Briefkasten liegt." S. 232

Interessant fand ich, wie Fitzek die ganzen Themen miteinander verwerbt. So werden auch die eher nicht so schönen Themen wie Missbrauch, Vergewaltigung oder Pädophilie behandelt, aber nicht zu nah beschrieben.

In dem Buch lernt man auch vieles dazu, nicht nur über die schon oben genannten Themen zur Überwachung, sondern auch ganz nebensächliches, z.B dass es in Berlin 34 Inseln gibt (was ich nicht wusste) und z.B, dass es Schusswaffen mit biometrischer Sicherheit gibt, sodass nur der Besitzer mit der Waffe schießen kann.
Ich mag es immer unheimlich gerne, wenn man bei einem guten Buch - wenn auch etwas Nebensächliches - dazulernt.

Nun wurden wir zumindest in diesem Buch aufgeklärt, was es mit Max Rhode auf sich hat. Die PR-Idee war vielleicht nicht die beste, weil ,,die Blutschule" nicht so überzeugen konnte, aber trotzdem interessant, da der Leser in ,,Das Joshua Profil" die Hintergründe zu Max Rhode erfährt.

,,Der Mensch verdrängt. In jeder Stunde seines Daseins. Sonst wäre er nicht überlebensfähig. Würden wir uns dem Grauen stellen, das sich jeden Morgen allein auf den Startseiten der Nachrichtenportale vor uns ausbreitet, wären wir nicht mehr in der Lage, ein normales Leben zu führen. Wie könnten wir lachen, lieben, arbeiten, essen, in den Urlaub fahre in dem ständigen Bewusstsein zum Beispiel, dass allein in Deutschland jährlich zweihunderttausend Kinder brutal misshandelt werden?" S. 281

Ein Pluspunkt war auch, dass Fitzek im Nachwort auf sein Werk eingeht und seine Sichtweisen dazu erklärt. Ich mag es immer sehr gerne, wenn ein Autor dies macht, denn wenn ich von so brisanten Geschehen lese, möchte ich gerne den Standpunkt des Autors kennenlernen.

Letztendlich hat mir das Buch sehr gut gefallen. Es ist ein typischer Fitzek mit vielen brisanten Themen. Für mich hätten diese aber noch mehr behandelt werden können. Ein gutes, typisches Buch von ihm, das überzeugt, jedoch nicht auf ganzer Linie.
Wer überlegt ,,Das Joshua Profil" und ,,Die Blutschule" zu lesen, sollte unbedingt mit letzterem anfangen, denn der Lesespaß könnte sonst verdorben sein, denn in ,,Das Joshua Profil" wird relativ viel gespoilert.
Ich möchte gerne 4,5 Sterne geben.