Rezension

Stellenweise sehr langatmig ...

Ungeschehen - Tina Seskis

Ungeschehen
von Tina Seskis

Bewertet mit 3 Sternen

Die Geschichte:
Eine tragisch-dramatische Familiengeschichte über ein sehr unterschiedliches Zwillingspärchen: Emily, eher ruhig und besonnen, von Beruf Rechtsanwältin und Caroline, die Flippig-Extreme, die immer wieder in allerhand Schwierigkeiten gerät.
Eigentlich würde man die Geschichte also eher Caroline zutrauen, doch es ist Emily, die plötzlich aus ihrem Leben ausbricht und spurlos verschwindet. Was hat sie zu diesem Schritt getrieben? Keiner aus der Familie oder ihrem Freundeskreis weiß etwas über ihren Aufenthaltsort.
Emily ist nach London geflüchtet, in die anonyme Großstadt, in der sie ihr altes Ich einfach hinter sich lassen will. Sie lernt Angel kennen, eine Frau, die ebenfalls ein etwas verkorkstes Leben führt. Durch sie kommt sie mit Drogen in Berührung und wird langsam wirklich zu einem anderen Menschen.
Doch dann passiert etwas Tragisches und Emily wird gezwungen, ihr Geheimnis zu lüften …

Meine Meinung:
Den Anfang des Buches fand ich noch recht interessant. Was treibt eine Frau dazu, einfach aus ihrem scheinbar perfekten Leben auszubrechen und alles hinter sich zu lassen?
Dann richtet sich Emily so langsam in ihrem neuen Leben ein, in dem sie sich “Cat” nennt. Sie lernt Angel kennen, eine Frau mit verkorkster Kindheit, die sie zu allerhand Straftaten (Drogen, Diebstahl) motiviert.
Mit den Protagonisten konnte ich mich eigentlich an keiner Stelle so richtig identifizieren. Die Handlungen, vor allem von Emily, wirken wenig realistisch.
In wechselnden Kapiteln, die manchmal zeitlich etwas wirr durcheinander laufen, erfahren wir alles über Emilys Vergangenheit, ihre Beziehung zu ihrer Zwillingsschwester Caroline, ihren Eltern und ihrem Ehemann Ben. Aber auch die Ereignisse, die sich parallel zu ihrem neuen Leben abspielen.
Und natürlich erfahren wir recht ausführlich, wie “Cat” sich entwickelt und was sie so erlebt.
Schon recht früh, also noch in der ersten Hälfte des Buches, hatte ich das Gefühl, dass die Story nicht so richtig vorwärts kommt. Es war mir vieles zu detailliert und ich kam mir irgendwie “hingehalten” vor. Das zog sich dann sehr lange, bis endlich wieder etwas Wichtiges passierte.
Ab diesem Zeitpunkt ist es dann vorbei mit Langeweile, es geht eher verwirrend weiter und manchmal fast im Zeitraffertempo. Die Ereignisse scheinen sich förmlich zu überschlagen, es gibt größere Zeitsprünge in die Zukunft.
Die Autorin spielt gern mit dem Ungesagten, mit der Phantasie des Lesers. Wir füllen bewusste Lücken mit unserer Version der Dinge, um kurz darauf eine völlig andere Realität vorgesetzt zu bekommen. Es mangelt also im Schlussteil nicht an Überraschungen und Wendungen.
Den Schreibstil fand ich sehr angenehm zu lesen, nur eben oft etwas zu ausschweifend.
Die Story wirkte leider recht konstruiert, auch wenn mir das Ende gut gefallen hat.

Fazit:
Leider empfand ich die Story streckenweise als zu langatmig und insgesamt war mir alles etwas zu sehr konstruiert.