Rezension

toller Humor, so gut wie der erste Teil

Das Kind in mir will achtsam morden - Karsten Dusse

Das Kind in mir will achtsam morden
von Karsten Dusse

Bewertet mit 5 Sternen

Ein  wunderbar humorvolles Buch, das seinem Vorgänger "Achtsam morden" durchaus das Wasser reichen kann. Man muß den Vorgänger nicht lesen, aber ich glaube, einfach um des Lesevergnügens willen sollte man dies tun.

Björn ist Anwalt und hat nun 2 Mafiaclans zu leiten. Wie er da reingeschlittert ist, möchte ich hier nicht verraten, aber er hat alle Hände voll zu tun und leitet auch noch einen Kindergarten. Auch wenn er dank seines Therapeuten nun ganzheitlich und achtsam mordet, möchter er gar nicht mehr morden, denn das hat er ja nie gewollt. Es hat sich nur halt immer so ergeben. Aber irgendwie passiert ihm doch wieder ein Mord. Sein Therapeut zeigt ihm den Zugang zum inneren Kind. Ob ihm dies weiterhilft ?

All die vielen kleinen, beiläufigen Bemerkungen sind herrlich. z.B. bei der Beschreibung von Nils  "Sein flaumiger Oberlippenbart passte weder in die Alpen noch in sein Gesicht."  Oder "Nils war exakt der Typ Mensch, dessentwegen man Urlaub in den Alpen macht: Um ihn wenigstens eine Woche nicht zu sehen". Diese saloppen und sarkastischen Beschreibungen haben es mir angetan : "...irgendwelche Schwachmaten mit Testosteron-Fehlfunktion..." Das Buch wimmelt nur so von unscheinbaren und doch witzigen Bemerkungen, die dem Buch die richtige Würze geben : " Das ist der Vorteil von Ikea Möbeln. Zerstört oder unzerstört sehen sie fast gleich aus."  oder "Die Frau, die keinen Sex mit mir haben wollte, war sauer, weil sich eine andere Frau dafür bedankte, auch keinen Sex mit mir gehabt zu haben. Und wer ging zum Coaching, um sein vermeintlich irrationales Handeln in den Griff zu bekommen? Ich."

Besonders schön fand ich auch das mit den Spielplatzverwüstern, dass sie nun die Gelegenheit hätten einen Beschwerdebrief bzgl. des Reinigungszyklus an die Stadtverwaltung zu schreiben."...versuchte ich meinen inneren Zwiespalt zwischen Mitleid und Genugtuung wertneutral zu formulieren." Ich freue mich sehr, dass der Autor nicht all sein Pulver im ersten Buch verschossen hat, sondern wir auch hier auf unsere Kosten kommen. Mein absoluter Favorit ist die Stelle mit der Katze, die ich hier nicht wiedergeben kann ohne zu spoilern.

Vom Konzept des inneren Kindes habe ich schon gehört, finde es hier aber sehr gut und anschaulich erklärt, für alle, die damit nicht vertraut sind, sodass es auch für Laien nachvollziehbar ist. Auch manche "Weisheiten" machen nachdenklich oder sind sehr treffend. " Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm. Wenn ihm niemand das Vertrauen gibt, dass er dort keimen kann, oder von einem Vogel in eine neue Heimat geflogen wird, bleibt dem Apfel nur, im Schatten des Baumes zu verrotten."

Insgesamt ein toller Lesegenuß, der einen oft zum Lachen brachte. Ein herrliches Buch.