Rezension

Überzeugend anders!

STONE BLIND – Der Blick der Medusa -

STONE BLIND – Der Blick der Medusa
von Natalie Haynes

Bewertet mit 4 Sternen

Während mich andere Neuerzählungen eher enttäuscht haben, konnte mich Stone Blind sehr begeistern. Eine der Szenen, die mir besonders im Gedächtnis geblieben ist, ist diese hier: 

»Und wer bist du, zu entscheiden, wer ein Monster ist?« […] »Sie haben Schlangen als Haare!« »Schlangen sind keine Monster« »Und Stoßzähne.« »Wildschweine sind auch keine Monster.« »Und Flügel.« »Ich bin sicher, nicht einmal du glaubst, dass Vögel Monster sind.«

Allerdings gab es anfangs eine gewisse Lücke zwischen dem von mir erwarteten Inhalt und der tatsächlichen Geschichte. Ich dachte nicht, dass es um das große Ganze mit neuen Perspektiven geht, sondern eher um Medusas Sicht und ihre Gedanken sowie Gefühle. Letztendlich hat es mir in der Form aber vielleicht sogar besser gefallen. Mich haben nicht nur die Schicksale der beteiligten Frauen gepackt, sondern auch die vielen verschiedenen Handlungen, die einander überlappen und ergänzen. Medusas Schicksal wird so ein Zusammenspiel aus vielen kleineren Teilen und das Ergebnis unterschiedlicher Entscheidungen und Handlungen – kaum eine ist allerdings von ihr. Fest damit verbunden sind Themen wie Macht & Machtlosigkeit, Opferbereitschaft & Zusammenhalt sowie – zumindest für mich als Leserin – eine Portion Wut. 

Wenn ihr in griechischer Mythologie nicht so fit seid, ist das hier übrigens überhaupt kein Problem! Ich kann mir allerdings vorstellen, dass der oft weniger blumige Schreibstil für einige gewöhnungsbedürftig sein könnte – ich habe die Art des Erzählens aber als passend empfunden. Auch die Darstellung der Göttinnen und Götter kam mir authentisch vor.