Rezension

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wichtige Thematik nur Nebenschauplatz

Die Geschichte der Bienen - Maja Lunde

Die Geschichte der Bienen
von Maja Lunde

Bewertet mit 3 Sternen

Bereits seit vielen Jahren kocht in den Medien immer wieder das Thema des Bienensterbens hoch und das keinesfalls ohne Grund. Das Bienensterben hat großen Einfluss auf die Menschen und die gesamte Umwelt. Diesem Thema widmet sich auch das Buch von Maja Lunde.

In diesem Buch gibt es drei Handlungsstränge, welche in verschiedenen Zeiten stattfinden. Zum einen gibt es William, welcher sich als Forscher und Biologe gescheitert sieht und in seinem Hauptberuf als Samenhändler kaum Freude findet. Im Jahr 1852 ist er der Familienernäher, doch seit Wochen kann er das Bett nicht verlassen. Neuen Aufschwung findet er in den Bienen und in einem von ihm entwickelten Bienenstock, doch reicht das wirklich aus? Der zweite Protagonist lebt im Jahr 2007 in Ohio, George ist Imker und träumt davon seinen Hof an seinen Sohn Tom eines Tages als sehr erfolgreiches Familienerbe zu übergeben. Doch dann trifft auch ihn das große Bienensterben. Tao lebt in China im Jahr 2098 und das Bienensterben ist längst Geschichte. Sie muss sich mit den entsprechenden Konsequenzen auseinandersetzen: wenig Nahrung, kaum Landwirtschaft, Armut, Sterben der Menschen. Sie ist eine von vielen Arbeitern, die Bäume von Hand bestäuben, bis zu dem Tag, an dem ihr kleiner Sohn Wei-Wen einen Unfall hat und von der Regierung einfach mitgenommen wird.

Zwar laufen am Ende alle Handlungsstränge auf gewisse Art und Weise zusammen, dennoch kann aber jede der drei Handlungen durchaus für sich allein stehen. Im Wechsel bietet die Autorin immer kleine Häppchen der einzelnen Episoden, sodass sich an jedem Kapitelende ein kleiner Cliffhanger befindet, der dafür sorgt, dass man unbedingt weiterlesen möchte. Dennoch sehe ich hier die erste Kritik, manche Kapitel sind dabei so kurz geraten, dass man eigentlich noch nicht wieder zur nächsten Episode springen möchte. Andere Kapitel hingegen verlieren sich derartig in belanglosen Nebensächlichkeiten, dass es mir mitunter schwer fiel diese Passagen nicht einfach zu überspringen. So fiel es mir auch durchaus schwer mich richtig in die einzelnen Figuren hineinzuversetzen und mitzufühlen und mitzufiebern, was ich sehr schade finde, da mir die handelnden Personen so irgendwie fremd blieben.

Einen weiteren Kritikpunkt sehe ich darin, dass sich zwar das Thema Bienen durch alle Geschichten zieht, aber doch nicht im Mittelpunkt stand. Bei Tao werden die Folgen des Bienensterbens zwar erläutert, aber es entsteht der Eindruck, dass dies nur eine Randnotiz ist, denn ihre Geschichte ist vor allem geprägt durch die Suche nach ihrem Sohn. William ist sich oft selbst am nächsten und er hängt seinen Gedanken nach, erst gegen Ende seiner Geschichte wird die Bienenthematik wieder präsent. Ganz anders als bei George, bei dem sich natürlich alles um die Bienen dreht, aber dennoch ist diese Episode am meisten geprägt durch die Vater-Sohn-Problematik und die Tatsache, dass Tom eigentlich andere Lebenspläne hat. Betrachte ich nun das Buch als Ganzes, dann muss ich sagen, dass der Titel „Die Geschichte der Bienen“ nicht erfüllt wird, vielmehr sind es die Geschichten von William, George und Tao. Meine großen Erwartungen an dieses Buch, aufgrund der unglaublich wichtigen Bienenthematik, wurden daher enttäuscht, mir fehlten hier die Gründe des Bienensterbens, der Einfluss des Menschen, die Auswirkungen. All das wurde nur beiläufig erwähnt. Die Autorin gibt am Ende des Buches auch einen Lösungsansatz: Die Natur einfach machen lassen ohne menschlichen Eingriff. Eine schöne einfache Lösung, die so aber nicht stattfinden wird.

Der Anfang des Buches fing stark und spannend an, der Mittelteil hingegen konnte mich nicht überzeugen, da hier die erwähnten Nebensächlichkeiten thematisiert wurden. Gegen Ende hat das Buch für meinen Geschmack aber wieder an Spannung zugenommen. Leider war bereits am Anfang des Buches zu erahnen in welche Richtungen die einzelnen Episoden gehen würden und so war auch das Ende wenig überraschend. Hier hat die Autorin an vielen Stellen zu deutliche Hinweise gegeben.

Das Buch liest sich aufgrund der leichten und lockeren Schreibweise dennoch sehr gut, aber inhaltlich habe ich wesentlich mehr erwartet, die Grundlage war dafür auf alle Fälle gegeben.