Rezension

Bittersüß und Klos-im-Hals-traurige Geschichte

All die verdammt perfekten Tage
von Jennifer Niven

Bewertet mit 4 Sternen

Klappentext

„Ein Mädchen lernt zu leben - von einem Jungen, der sterben will

Ist heute ein guter Tag zum Sterben?, fragt sich Finch, sechs Stockwerke über dem Abgrund auf einem Glockenturm, als er plötzlich bemerkt, dass er nicht allein ist. Neben ihm steht Violet, die offenbar über dasselbe nachdenkt wie er. Von da an beginnt für die beiden eine Reise, auf der sie wunderschöne wie traurige Dinge erleben und großartige sowie kleine Augenblicke – das Leben eben. So passiert es auch, dass Finch bei Violet er selbst sein kann – ein verwegener, witziger und lebenslustiger Typ, nicht der Freak, für den alle ihn halten. Und es ist Finch, der Violet dazu bringt, jeden einzelnen Moment zu genießen. Aber während Violet anfängt, das Leben wieder für sich zu entdecken, beginnt Finchs Welt allmählich zu schwinden…“

 

Gestaltung

Das Motiv des Covers gefällt mir ausgesprochen gut! Das Mädchen, das in einem Kreis (dem Mond?) sitzt und der Junge, der mit Hilfe einer Leiter zu ihr hinaufklettert, spiegeln die Geschichte gut wieder, da die Protagonistin Hilfe durch ihren männlichen Counterpart bekommt. Das Cover strahlt durch die sanften Blautöne eine gewisse Ruhe aus, die sich sofort auf mich übertragen hat. Ansonsten ist das Cover sehr schlicht gehalten und überzeugt vor allem durch das insgesamt stimmige Konzept.

 

Meine Meinung

Was habe ich mich gefreut, als ich entdeckt habe, dass „All the bright places“, wie „All die verdammt perfekten Tage“ im Original heißt, endlich ins Deutsche übersetzt wurde! Schon lange hatte ich dieses Buch ins Auge gefasst, weil der Klappentext einfach so überragend gut klang und bestimmte Erwartungen in mir geweckt hat. Natürlich konnte ich dann nicht lange an mir halten, als ich dieses Buch dann endlich in meiner Muttersprache lesen konnte.

 

Ich hatte keine bestimmte Erwartung an den Inhalt dieses Buches, da ich mich gerne von der Geschichte überraschen und mitreißen lassen wollte. Ich habe mir nur die kleine Hoffnung auf wunderschöne Zitate oder Lebensweisheiten erlaubt und bin nach dem Lesen nun natürlich umso erfreuter, dass ich diesbezüglich ein paar wunderschöne Szenen erlebt habe. In diesem Zusammenhang gab es wirklich so manche Stelle im Buch, die mir eine Gänsehaut über die Arme gejagt hat. Aber auch schaurig-traurige Zitate, die mich bis in die Tiefen meiner Seele erschüttert haben, sind mir begegnet. In diesem Punkt hat „All die verdammt perfekten Tage“ wirklich das wahrgemacht, was ich mir immer von guten Contemporary Geschichten erhoffe:  dass ich in meinen Grundfesten erschüttert, emotional mitgerissen und … werde.

 

Manchmal musste ich wirklich schlucken, um den Klos, der sich in meinem Hals gebildet hat, loszuwerden und verzweifelt blinzeln, um die Tränenspuren aus meinen Augen zu entfernen, damit ich weiter lesen kann. Dass es traurig werden würde, war mir von Anfang an klar. Aber oh man, so traurig hätte ich es dann doch nicht erwartet!

 

Protagonistin Violet ist eigentlich das typische beliebte Mädchen, doch nach dem Tod ihrer Schwester verändert sie sich sehr und treibt sich mit Selbstmordgedanken um. Ich persönlich konnte diese krasse Veränderung nicht direkt nachvollziehen, da Violet meiner Meinung nach vieles im Leben hat, was man sich nur wünschen kann. Eine liebevolle Familie, Freunde und vieles mehr. Natürlich ist der Verlust eines geliebten Menschen ein hartes Schicksal, vor allem wenn man sich schuldig und verantwortlich für dessen Tod fühlt. Doch ich konnte nicht ganz nachvollziehen, warum Voilet sich so fühlt und so drastische Schritte geht. Andererseits kann ich mich jedoch in sie hineinversetzen und es ansatzweise verstehen, aber ihre Selbstmordgedanken erschienen mir dann einfach doch sehr heftig.

 

Finch hingegen war ganz anders als Violet. Er war ein wenig abgedreht und vermutlich auch gerade deswegen so sympathisch. Er beschäftigt sich mit dem Thema Selbstmord, was für mich erstmal ein wenig…ja sonderlich war, denn Finch sucht nach Selbstmordmethoden und probiert diese auch aus. Dass gerade er es ist, der Voilet neuen Lebensmut gibt, war wirklich sehr besonders und berührend.

Beide Figuren haben mir aber in ihrer Gesamtheit gut gefallen, da sie sich gut ergänzt haben und sehr vielschichtig waren. Sie passten perfekt zu der traurigen Geschichte!

 

Insgesamt hatte ich durch den Erzählstil aber einen sehr guten Einblick in beide Figuren, sodass ich mich sowohl mit Violet als auch mit Finch sehr verbunden gefühlt habe. Dies wurde vor allem dadurch, dass abwechselnd aus ihren beiden Perspektiven erzählt wurde, bewirkt, da es so immer wieder Innensichten in die Denkweise von beiden Charakteren gab.

 

Fazit

Wer schaurig-traurig-schöne Geschichten mag, der wird „All die verdammt perfekten Tage“ lieben. Ich war sehr berührt von dieser besonderen Geschichte, den facettenreichen Figuren und den tollen Zitaten, die ich immer wieder zwischen den Zeilen entdecken konnte. Manchmal musste ich wirklich hart schlucken, um den Klos in meinem Hals nicht Überhand nehmen zu lassen, weil die Geschichte so bittersüß war.

Gute 4 von 5 Sternen!

 

Reihen-Infos

Einzelband