Rezension

Ein Sommer mit vielen Veränderungen

Der Sommer der Blaubeeren
von Mary Simses

Bewertet mit 3 Sternen

Wenn die Gegenwart in die Vergangenheit reist, um die Zukunft kennenzulernen....so in etwa könnte man den Roman „Der Sommer der Blaubeeren“ umschreiben. Hier wird vieles auf den Kopf gestellt, hervorgekrempelt und kennengelernt. Eine Lektüre, bei welcher das Cover einlädt, unter der Sonne zu lesen.

Ellen, Anwältin aus London, reist kurz vor ihrer Hochzeit in das verschlafene Nestchen Beacon. Sie hat es sich zur Aufgabe gemacht, den Brief, welchen ihre Großmutter ihr kurz vor ihrem Tod gab, dem Empfänger zu überbringen. Sie erhofft, die Angelegenheit innerhalb zweier Tage hinter sich zu bringen, doch erkennt gleich, dass hier viel mehr dahintersteckt. Hier wartet eine Geschichte über die Liebe auf Ellen, die ihr aufzeigt, dass man oftmals seine Pläne über den Haufen werfen muss, um das wirklich wahre Glück zu finden...

Das Cover und auch der Titel machen sogleich Lust, in den Garten in die Sonne zu liegen und zu lesen. Es verspricht schöne Stunden mit den Charakteren. Doch gleich als man Ellen kennenlernt, wird man erst einmal auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Sich mit Ellen anzufreunden ist gar nicht so leicht, sie wird etwas unnahbar und fern gezeichnet. Sie stürzt sich zwar gleich in eine „Katastrophe“, aus welcher sie von Roy gerettet wird, fängt sich aber gleich wieder und ist wieder die dem Leser vorgezeigte kalte Persönlichkeit. Man weiß lange nicht, was genau man von ihr halten soll und das trübt das Leseverhalten etwas.

Der ganze Roman ist etwas klischeehaft gehalten – eine Städtlerin fährt ins Dorf und trifft dort einen Mann, der sie im Herzen berührt. Auch wie die Läden, Hotels und Restaurants gehalten werden – das Dorf wird etwas wie im Mittelalter dargestellt. So sucht die Dame im Grundbuchamt noch nach dem alten Verfahren, da man das ja so auf dem Dorfe so tut, nicht wie in der Stadt – alles mit dem Computer und automatisiert.

Allemal interessant ist es aber, was Ellen über ihre verstorbene Großmutter rausfindet und was sie alles auf ihrem Wege durchmacht. Nach und nach kommt man ihr doch etwas näher und versteht ihre Handlungsweisen. Der Schreibstil macht es einem zudem noch leicht, von Zeile zu Zeile zu springen und richtig darin zu vertiefen – auch wenn hier etwas die Tiefe zu dem Ganzen fehlt.

Es ist ein wunderbar geschriebener Roman, über die Liebe, die alltäglichen Situationen und wie sie gemeistert werden. Vom Cover her könnte man hier ein richtiges Klischee erwarten, jedoch erwartet einen hier eine spannende Geschichte in einer Kleinstadt, in welcher vieles aufgedeckt wird. Trotzdem ist auch hier vieles klischeehaft und vorhersehbar. Die Reaktionen der einzelnen Charaktere kann man sich selbst erahnen, teilweise doch etwas unschlüssig.

Ellen ist und bleibt eine etwas verschlossene Person für den Leser, auch wenn man sich in sie hineinfühlen kann. Leider war ich ihr nie ganz nahe und habe auch vieles nicht so ganz verstanden – es ging zwar wirklich vieles etwas schnell, aber ihre Handlungen waren nicht immer ganz nachvollziehbar. Auch die anderen Personen sind nicht immer so detailgetreu gezeichnet, was sie aber nicht schlechter macht. Es sind alles liebenswürde Persönchen, die man einfach gern haben muss.

Die Lektüre ist ein guter Fang für Zwischendurch, man kann sich durch die Zeilen tragen zu lassen ohne viel nachzudenken – was aber nicht heißt, dass sie langweilig ist, sie entführt den Leser nur ganz sanft in dessen Kopfkino weit weg! Empfehlenswert für welche, die Romantik in einem verschlafenen Nest lieben und sich leise plätschernd entführen lassen möchten!