Rezension

Gute Idee aber mangelnde Umsetzung

Atlantia - Ally Condie

Atlantia
von Ally Condie

Bewertet mit 3.5 Sternen

Gefängnis am Meeresboden

Rio und Bay leben als Töchter verstorbenen Hohepriesterin Ozeana in den Tiefen des Meeres, gefangen in der bedrückenden Atmosphäre Atlantias. Jedes Jahr darf ein Familienmitglied den Weg nach „Oben“ wählen und diesmal verabschiedet sich Bay von der Gemeinschaft. Doch Rio ist vollkommen verzweifelt, zum einen weil sie diejenige der Schwestern war, die schon immer nach „Oben“ wollte, zum anderen weil sie Bay anscheinend doch nicht so gut kannte, wie sie glaubte. Sie schmiedet einen gewagten Fluchtplan, erfährt dann aber von ihrer Tante Maire immer mehr über ihre besondere Gabe, über ihre Berufung als Sirene und die tatsächliche Macht ihrer Stimme. Doch als Rio endlich das „Oben“ erreicht, scheint bereits alles verloren zu sein …

Prinzipiell eine wunderschöne dystopische Idee, die an versunkene Königreiche und schillernde Meerjungfrauen erinnert, doch die Umsetzung ließ hier zu wünschen übrig. Atlantia selbst wird als ein düsterer, beklemmender Ort beschrieben, der mehr Gefängnis als Erfüllung zu sein scheint. Die Hauptprotagonistin Rio ist eine entschlossene, zielstrebige Person, der trotz ihres persönlichen Verlustes der Kampfwillen erhalten geblieben ist. Ihr Versuch an die Oberfläche zu gelangen ist ihr einziges Ziel und dafür opfert sie sogar eine beginnende Liebe, ihre Fähigkeit Vertrauen zu schenken und den Glauben an von ihr geliebte Menschen. Zu oft erscheint sie mir wütend, verärgert und skeptisch, so dass mir viele ihrer Handlungen fremd sind.

Der Schreibstil des Buches ist sehr angenehm und ganz im Stil von „Cassia und Ky“, also spannend und unterhaltsam. Auch die Atmosphäre der Unterwasserwelt und das Verhalten ihrer Bewohner werden ansprechend wiedergegeben, so dass es sich hier durchaus um ein gelungenes Werk auf dem Sektor der Jugendbücher handelt.

Fazit: Ich vergebe 3,5 Sterne für einen unterhaltsamen Jugendroman, der mich leider nur bedingt überzeugen konnte. Die wirklich schöne, fantasievolle Grundidee wurde nur mäßig umgesetzt, weil die Autorin zu selten an das Leserherz appelliert hat, weil meine Eindrücke beim Lesen wie unter einer Glaskuppel gefangen waren und mir der direkte Zugang zum Geschehen fehlte. Ich hatte mir von der Story etwas mehr erhofft vor allem das gewisse Etwas.