Rezension

Von allem etwas zu viel

Die mörderischen Cunninghams. Irgendwen haben wir doch alle auf dem Gewissen -

Die mörderischen Cunninghams. Irgendwen haben wir doch alle auf dem Gewissen
von Benjamin Stevenson

Bewertet mit 3.5 Sternen

Es ist das erste Familientreffen seit Jahren für Sachbuchautor Ernest Cunningham, doch dieses Mal ist alles anders: Sein Zwillingsbruder Michael soll an diesem Wochenende aus dem Gefängnis entlassen werden, in welchem er wegen Mordes eingesessen hat – eine Begegnung, die Ernest sich nicht unbedingt herbeiwünscht, denn er hat Michael überhaupt erst dorthin gebracht. Als dann das gebuchte Skiressort eingeschneit und vor der Tür eine Leiche gefunden wird, droht die Situation zu eskalieren.

„Irgendwen haben wir doch alle auf dem Gewissen“ ist der erste Band der Reihe um „Die mörderischen Cunninghams“ aus der Feder des Stand-up-Comedians Benjamin Stevenson. Die Fortsetzung erscheint bereits im August 2024 auf Deutsch, beide Teile wurden von Robert Brack übersetzt. Die Handlung erzählt Protagonist Ernest selbst und wendet sich dabei immer wieder an seine Leserschaft. Er mache humorige Kommentare, springt zwischen unterschiedlichen Zeitebenen und deutet auch immer wieder voraus. Das geht so weit, dass er sogar verrät, auf welcher Seite des Buches jemand sterben wird.

Die Cunninghams sind eine durch und durch seltsame Familie. Ernests Vater, ein Kleinkrimineller, ist verstorben, die Mutter hat kein freundliches Wort für ihren Sohn übrig. Das liegt zuerst einmal daran, dass er vor Gericht gegen seinen Bruder ausgesagt hat; im Verlauf der Handlung wird jedoch deutlich, dass hier noch mehr im Argen liegt. Ernest selbst ist Autor von Ratgebern, wie man einen guten Krimi schreibt und in dieser Manier macht er sich auch an die Auflösung des Falls. Der Rest der Familie hat ebenfalls schwerwiegende Probleme und benimmt sich zunehmend verdächtig, denn jeder von ihnen – so deutet Ernest das an – hat mindestens eine andere Person auf dem Gewissen.

Die eigentliche Kriminalgeschichte hat gute, klassische Elemente (zum Beispiel den abgeschlossenen Tatort und den Amateurdetektiv), aber an vielen Stellen übertreibt Benjamin Stevenson es auch. Vielleicht eine Berufskrankheit? Die ständigen Wendungen an ein Publikum, die Verwicklungen, in die wirkliches jedes Familienmitglied geraten ist und dann noch ein grausamer Serienmörder – das ist einfach zu viel.