Rezension

In der Familie hat jeder eine Leiche im Keller...

Die mörderischen Cunninghams. Irgendwen haben wir doch alle auf dem Gewissen -

Die mörderischen Cunninghams. Irgendwen haben wir doch alle auf dem Gewissen
von Benjamin Stevenson

Bewertet mit 4 Sternen

Unterhaltsamer Whodunit Krimi aus Australien - ein Familientreffen mit Folgen. Schräg und überraschend, mit passender Sprecherwahl...

Eine mörderisch nette Familie: Ernie Cunningham, passionierter Krimi-Liebhaber, nimmt nur widerwillig am ersten Familientreffen seit Jahren teil. Seit er seinen Bruder Michael wegen Mordes angezeigt hat, hängt der Haussegen schief. Dass dann ausgerechnet am Vorabend von Michaels Ankunft auch prompt eine Leiche in dem isoliert liegenden Skiressort auftaucht, macht die Stimmung bei den eingeschneiten Cunninghams nicht unbedingt besser. Da von der Außenwelt keine Hilfe zu erwarten ist, stürzt sich Ernie Kraft seines geballten Kriminalwissens in die Ermittlungen, um weitere Todesfälle zu verhindern. Doch wem kann man trauen, wenn buchstäblich jeder mindestens eine Leiche im Keller hat? (Verlagsbeschreibung)

Ein abgeschiedenes Skiresort in den australischen Bergen, ein Mord, eine unbekannte Leiche, viele potenzielle Verdächtige - ein klassischer Krimi. Naja, ganz so klassisch vielleicht nicht, Ernie Cunningham, der hier über die Ereignisse des Famlientreffens berichtet, tut jedenfalls alles dafür, den Leser in komplette Verwirrung zu stürzen. Was aber nicht schlimm ist, denn er tut dies mit einem ganz eigenen Charme.

Eddie selbst fährt nur widerwillig zu diesem Familientreffen, denn er ist vor einigen Jahren in Ungnade gefallen, als er dafür gesorgt hat, dass sein Bruder Michael wegen Mordes ins Gefängnis kam. Seither spricht seine Mutter kein Wort mehr mit ihm, und auch die anderen Familienmitglieder sind größtenteils sehr zurückhaltend, was seine Person anbelangt.

Was bei dem Treffen schnell deutlich wird: hier hat jeder seine Geheimnisse, vieles wird nur angedeutet, man redet oft eher über jemanden als mit ihm, die Sympathien erstrecken sich nicht gleichmäßig auf alle Familienmitglieder - und zu allem Überfluss findet man auch noch gleich am ersten Tag eine Leiche im Schnee. Der hinzugeeilte Dorfpolizist steht allein auf weiter Flur, da die schlechten Wetterbedingungen verhindern, dass die zuständigen Einsatzkräfte anreisen können.

Verdächtig ist erst einmal jeder, und Ernie tut alles dafür, den Fall so schnell wie möglich aufzuklären. Er traut dem Dorfpolizisten viel zu, aber kein kriminalistisches Gespür. Und Ernie selbst schreibt schließlich Ratgeber für Krimiautoren - und wenn er sich nur an die eigenen Regeln hält, sollte der Fall doch zu lösen sein? Naja, eines sei hiermit schon einmal verraten: bei dem einen Toten bleibt es an diesem Wochenende nicht...

Schrägt und witzig kommt dieser Whodunit-Krimi daher, hervorragend vertont von Simon Jäger (ungekürzte Hörbuchausgabe: 11 Stunden und 43 Minuten). Er greift die trocken-pragmatische Erzählweise mit dem fast ungewollt wirkenden Humor, den oftmals scharfzüngigen Dialogen und den leichten Anflügen von Zynismus ausgezeichnet auf und sorgt damit für einen besonderen Hörspaß.

Nach dem aufregenden Auftakt zieht sich die Erzählung zwischendurch zwar etwas in die Länge, dafür gibt es dann aber so viele überraschende Wendungen, dass ich beim Hören manchmal nicht mehr wusste, woran ich war. Verwirrung auf die Spitze getrieben - aber gekonnt. Die Auflösung (wer?) ließ sich irgendwann erahnen, das warum? wurde dagegen erst gegen Ende ersichtlich.

Alles in allem ein unterhaltsamer, verwirrend-spannender Krimi, der Lust macht auf ein Wiederhören mit den Cunninghams. Band zwei soll demnächst erscheinen - ich bin dabei!

 

© Parden