Leserunde

Leserunde zu "Zusammenkunft" (Natasha Brown)

Zusammenkunft -

Zusammenkunft
von Natasha Brown

Bewerbungsphase: 25.02. - 10.03.

Beginn der Leserunde: 01.03. (Ende: 22.04.) - aktualsiert - 

Im Rahmen dieser Leserunde stellen wir – mit freundlicher Unterstützung des Suhrkamp Verlags – 20 Freiexemplare von "Zusammenkunft" (Natasha Brown) zur Verfügung. Eine Leseprobe zum Buch findet ihr hier

Wenn ihr eines der Freiexemplare gewinnt, diskutiert ihr in der Leserunde mit, tauscht euch über eure Leseerfahrungen aus und veröffentlicht am Ende eine Rezension zum Buch.

ÜBER DAS BUCH:

Nach oben kommen. Das war immer der Plan. Seit Jahrhunderten. Dafür hat sie, dafür haben alle vor ihr gekämpft. Und als Schwarze Frau stand ihr letztlich nur ein Weg offen: Völlige Verausgabung, Oxbridge, Londoner Hochfinanz, ein Freund mit Geld so alt und dreckig wie das Empire. Doch als sie endlich eingeladen wird, Mitglied einer Familie, Angehörige einer Klasse, Teil eines Landes zu werden, muss sie am eigenen Körper erfahren, dass die erlittenen Ungerechtigkeiten tiefere Wurzeln geschlagen haben. Wie kann sie sich retten? Wie mit dem Erbe der Geschichte leben?

Mit Zusammenkunft ist Natasha Brown die literarische Sensation gelungen: ein virtuoser, verdichteter Roman über die Anstrengungen der Gegenwart und die toxische Wirkung der Vergangenheit in unseren Worten, Werten, Besitztümern. Natasha Brown stürzt Schuld und Schönheit und Menschlichkeit ununterscheidbar ineinander, mit elektrisierenden Folgen.

ÜBER DIE AUTORIN:

Natasha Brown arbeitete nach ihrem Mathematikstudium an der Universität Cambridge für zehn Jahre im Londoner Finanzsektor. 2019 gewann sie den London Writers Award und konzentriert sich fortan auf das Schreiben. Zusammenkunft gilt in England als das erfolgreichste literarische Debüt 2021. Zum Erscheinen zierte Natasha Brown das Cover des Vogue Magazine, hymnische Besprechungen folgten in allen namhaften Zeitungen.

16.04.2022

Thema: Lektüre, Teil ll; Seite 36 bis 70

Thema: Lektüre, Teil ll; Seite 36 bis 70
Tabetha kommentierte am 02. April 2022 um 11:38

Mit ihrer Beförderung zum Managing Director ist sie angekommen. Sie hat erreicht, was sie wollte. Aber ob ihre mit Lou geteilte Beförderung gut gehen kann?
Ich finde das schmerzhaft. Wie sie sich sieht. Und ihr Leben. Sie betrachtet sich von außen. Aus der Distanz. Als passierte ihr Leben jemand anderem. Sie spaltet sich ab, um sich zu schützen. Sie will unsichtbar, unbemerkbar sein. Bis sie zu Luft wird.
Wenn sie bei schlechtem Handy Empfang Zug fährt, weiß sie mit der unstrukturierten Zeit nichts anzufangen. Und nach akribischer Examensvorbereitung schnitt sie in den Prüfungen glänzend ab. Vorher wurde sie fast von nem Auto überfahren. Nur das energische Eingreifen einer Frau, die sie auf die Verkehrsinsel zog und am Arm aus ihrer Trance rüttelte, rettete sie.
Ob sie bei der Entscheidung bleibt, ihren Krebs nicht zu behandeln? "Nichts ist eine Entscheidung. Und der Tod ist keine Nulloperation."

 

Thema: Lektüre, Teil ll; Seite 36 bis 70
medsidestories kommentierte am 23. April 2022 um 10:33

"Ich finde das schmerzhaft. Wie sie sich sieht. Und ihr Leben. Sie betrachtet sich von außen. Aus der Distanz. Als passierte ihr Leben jemand anderem. Sie spaltet sich ab, um sich zu schützen. Sie will unsichtbar, unbemerkbar sein. Bis sie zu Luft wird."

Ich lese da auch eine gewisse Depression raus und finde das im Hinblick auf ihrer DIagnose und ihren Widerwillen eine Behandlung zu beginnen, sehr tragisch. 

Mir kam es so vor, als wollte sie schon bei der Situation, in der sie vor der Prüfung beinahe überfahren wurde, gar nicht unbedingt gerettet werden wollte. Es ist ähnlich wie mit der Krebsdiagnose. Sie ist zwar nicht aktiv Suizidgefährdet, aber es scheint mir, als hätte sie einen Todeswunsch. 

 

 

 

 

Thema: Lektüre, Teil ll; Seite 36 bis 70
Naraya kommentierte am 02. April 2022 um 17:42

Unsere Protagonistin wird befördert, es bleibt aber die Unterstellung, das sei ja nur ihrer "Diversität" wegen. Als Frau muss sie sowieso schon mehr leisten, um wahrgenommen zu werden und nun ist sie in einer gewissen Stellung und muss sich wieder rechtfertigen. Dabei schuldet sie niemandem etwas, sagt sie, hat alles der Gesellschaft, dem Staat etc. zurückgezahlt.

Auch der vermeintliche Reichtum der Protagonistin scheint anders zu funktionieren. Sie arbeitet hart dafür, ihr Partner kann es da als Anwalt entspannter angehen lassen.

Warum sie sich gegen eine Behandlung ihrer Krankheit entscheidet, kann ich noch nicht nachvollziehen. Vielleicht ist es eine Fertilitätssache und sie möchte unbedingt noch Mutter werden?

Thema: Lektüre, Teil ll; Seite 36 bis 70
parden kommentierte am 03. April 2022 um 19:57

"Warum sie sich gegen eine Behandlung ihrer Krankheit entscheidet, kann ich noch nicht nachvollziehen."

Vielleicht hat sie das Gefühl, dass das die einzige Entscheidung in ihrem Leben ist, die sie unabhängig treffen kann - ansonsten hat sie sich in allem stets angepasst und immer das getan, was sie tun sollte. Und eine Behandlung würde ihrer Karriere schaden. Dann lieber erfolgreich bis zum Tod?

Thema: Lektüre, Teil ll; Seite 36 bis 70
Lesehorizont kommentierte am 03. April 2022 um 23:47

Ich denke, dass sie sich gegen eine Behandlung entscheidet, weil ihr ihre ganze Exitenz sinnlos und v.a. fremdgesteuert vorkommt. Sich nicht behandeln zu lassen ist hier dann eine subjektive Entscheidung, selbst wenn es eine selbstzerstlrerische Entscheidung ist. Aber diese Entscheidung spiegelt auch ihr Empfinden wieder: die physische Kapitualtion, die psychischem Versagen folgt. Es ist vielleicht auch eine allerletze Möglichkeit der Auflehnung gegen ein System, das klar Gewinner und Verlierer definiert. 

Thema: Lektüre, Teil ll; Seite 36 bis 70
GaudBretonne kommentierte am 11. April 2022 um 10:16

Ich habe es auch als Auflehnung gegen die Gesellschaft verstanden. 

Thema: Lektüre, Teil ll; Seite 36 bis 70
medsidestories kommentierte am 23. April 2022 um 10:36

Psychische Kapitualtion trifft es sehr gut. Sie ist völlig resigniert. Spaltet sich von ihrem eigenen Selbst ab. Ob es jetzt ein Auflehnen gegen die Gesellschaft ist, weiß ich nicht. In gewisser Form vielleicht schon. Aber dann ist es in jedem Fall eine falsche Form von Protest, der letztlich sie selbst zerstören wird. Wo die eigentliche Aufgabe von Protest es doch ist ein System zu sprengen. 

Thema: Lektüre, Teil ll; Seite 36 bis 70
Naraya kommentierte am 04. April 2022 um 12:53

Stimmt, das sind gute Gedanken, aber es wirkt so absurd, alles wegzuwerfen - jetzt wo sie in dieser erfolgreichen Position im Beruf ist. Das scheint sie ja, zumindest irgendwann einmal, so gewollt zu haben.

Thema: Lektüre, Teil ll; Seite 36 bis 70
Galladan kommentierte am 03. April 2022 um 08:42

Ich hasse es, wenn das Kriterium etwas zu bekommen etwas ist, was nicht die Persönlichkeit oder das Können einer Person ist, sondern ein Merkmal, das die Auswahl trifft. Die Aussage, dass sie jetzt Diversität wollen, vernichtet eigentlich alles wofür die Protagonistin gearbeitet und gelernt hat. Das dann der Mitarbeiter, der keinen Bonus erhält, rassistisch reagiert wundert am Ende nicht.

Es ist auch nicht wirklich eine Beförderung. Sie teilt sich die Stelle mit jemandem der sie bisher schon dermaßen mies behandelt hat, dass sie eigentlich nur das hübsche Aushängeschild ist, das zum Heulen aufs Mitarbeiterklo geht. Sie hortet Geld, nicht für sich, für die Familie, für die sie ihr Leben lebt, dessen Beendigung sie in kauf nimmt, da die aufgebaute Absicherung für ihre Familie bei der Behandlung drauf gehen würde. Außerdem hat man den Eindruck, dass ihr ihr Leben für sich nicht wirklich was bedeutet. Sie reagiert mehr wie eine Maschine. Leisten, mehr leisten, noch mehr leisten und die Früchte der Arbeit gewinnbringend investieren. Ja, sie häuft einen dicken Batzen Geld an, verweigert sich aber zu leben.

„Glück. Ist bloß Möglichkeit plus Vorbereitung.“ What? Ja, stimmt z.T., aber Glück ist auch zufrieden zu sein. Das kann man nicht mit Vorbereitung erlangen.

Der Typ aus der Vermögens- und Nachlassplanung nennt sie ein cleveres Mädchen. Sowas müssen sich vermutlich nur Frauen anhören und der, der es sagt, ist auch noch der Überzeugung etwas Nettes gesagt zu haben.

Ich habe mehr und mehr den Eindruck, dass ihr Freund nur eine Trophäe für sie ist und sie für ihn der Hauch von Exotik und Weltoffenheit, die im Augenblick gerade angesagt ist. Sie denkt viel mehr darüber nach was er darstellt als wie er ist, was seine Ziele im Leben sind und es ist in ihrem Kopf auch kein Raum für Gefühle.  Sie sieht was Rach da abzieht und weiß nicht, ob sie das auch will.

Und Geschichte wiederholt sich doch. Auch heute sind es wieder Krankenschwestern, die aus exotischem Ausland importiert werden um schlecht bezahlte und wenig attraktive Positionen ein zu nehmen. Als ich gestern in der Zeitung lass, dass die Landwirte sich keine Gedanken um Erntehelfer machen, weil man ja dafür Geflüchtete aus der Ukraine nehmen kann, ist mir doch etwas die Hutschnur gerissen. Eigentlich sollte man bei solchen grosskotzigen Sprüchen keinen Spargel kaufen.

Thema: Lektüre, Teil ll; Seite 36 bis 70
parden kommentierte am 03. April 2022 um 19:54

"Die Aussage, dass sie jetzt Diversität wollen, vernichtet eigentlich alles wofür die Protagonistin gearbeitet und gelernt hat."

Ja, das ist wieder eine willkürliche Zuschreibung, eine Verneinung der eigentlichen Qualifikation, ein Totschlagargument, gegen das sich nichts vorbringen lässt, das nicht wie ein Rechtfertigungsversuch wirkt. Gemeinheit im Quadrat. Dass wir uns hier stellvertretend für die Ich-Erzählerin aufregen, ist sicherlich gewollt.

Thema: Lektüre, Teil ll; Seite 36 bis 70
Lesehorizont kommentierte am 03. April 2022 um 23:50

"Ja, das ist wieder eine willkürliche Zuschreibung, eine Verneinung der eigentlichen Qualifikation, ein Totschlagargument, gegen das sich nichts vorbringen lässt, das nicht wie ein Rechtfertigungsversuch wirkt. Gemeinheit im Quadrat. Dass wir uns hier stellvertretend für die Ich-Erzählerin aufregen, ist sicherlich gewollt."

So ähnlich wie parden sehe ich das auch. Es geht nicht darum, individuelle Leistung zu honorieren, es geht um Zuschreibung und auch um Wettbewerbsvorteile, wenn man als Unternehmen auf Diversität setzt. Letztlich ist das Ausbeutung. 

Thema: Lektüre, Teil ll; Seite 36 bis 70
GaudBretonne kommentierte am 11. April 2022 um 10:22

„Glück. Ist bloß Möglichkeit plus Vorbereitung.“ What? Ja, stimmt z.T., aber Glück ist auch zufrieden zu sein. Das kann man nicht mit Vorbereitung erlangen.
.... Das ist genau der springende Punkt! Sie kann aufgrund ihrer schlechten Erfahrungen kein Glück/ Zufriedenheit mehr erlangen. Daher auch ihre Entscheidung, den Krebs nicht zu bekämpfen. 

Thema: Lektüre, Teil ll; Seite 36 bis 70
medsidestories kommentierte am 23. April 2022 um 10:41

"Außerdem hat man den Eindruck, dass ihr ihr Leben für sich nicht wirklich was bedeutet. Sie reagiert mehr wie eine Maschine. Leisten, mehr leisten, noch mehr leisten und die Früchte der Arbeit gewinnbringend investieren. Ja, sie häuft einen dicken Batzen Geld an, verweigert sich aber zu leben."

Nein, absolut, ihr eigenes Leben hat keine Bedeutung mehr für sie. Sie existiert bloß noch, in dem sie eine Hürde nach der anderen in ihrem Plan vom sozialen Aufstieg nimmt und dabei doch ein Stück weit, nie komplett aufsteigt, sondern immer noch von der Gesellschaft und ihren Mitmenschen runtergedrückt wird. 

 

Thema: Lektüre, Teil ll; Seite 36 bis 70
emmasbuecherecke meinte am 03. April 2022 um 17:46

In diesem Leseabschnitt erfahren wir mehr über die Protagonistin und ihr Leben. Die Erzählweise ist speziell, teilweise abgehakt und emotionslos. Für mich war es aber auch etwas zu viel "stream of consciousness".

Was mich an der Geschichte am meisten mitnimmt, ist das alles so wahr und realistisch ist (auch wenn ich das als weiße Frau so natürlich nicht erleben kann). Die Beförderung auf Grund von mehr Diversität zusammen mit ihrem Peiniger übertrifft natürlich alles... Da fühlt sich das Studium und die harte Arbeit wertlos an.

Thema: Lektüre, Teil ll; Seite 36 bis 70
parden kommentierte am 03. April 2022 um 20:14

In diesem Abschnitt wird erwähnt, dass die Ich-Erzählerin von Jamaikaner:innen abstammt, der britische Pass ist etwas, was ihr ausgesprochen wichtig ist. Dazugehören.

Obschon die Ich-Erzählerin stets alles gibt, kann sie nicht gewinnen. Reichtum, ja, Erfolg z.T. - auch wenn er ihr gleich wieder abgesprochen wird (Diversität). Aber sie wird niemals anerkannt dazugehören, nicht zur Gesellschaftsklasse ihres Freundes, nicht zum Management der Bank, nicht zum weißen Empire. Stets dominieren althergebrachte Denkmuster und halten sie damit klein. Wie rasch diese Denkmuster an die Oberfläche gelangen, wird hier einige Male deutlich, z.B. in der Unterstellung, dass die Ich-Erzählerin nur befördert wurde, weil man jetzt Diversität wolle.

Die szenische Erzählweise pointiert die "Anklagepunkte" der Autorin. "Und wenn es vielleicht auch nicht immer gelingt, Empathie zu erzeugen, so schafft das Schreiben und das Lesen doch eine Gelegenheit, Verständnis zu erzeugen und Standpunkte zu teilen." Das äußerte die Autorin in einem Interview mit dem Deutschlandfunk. Und ja, so in etwa geht es mir hier. Die Aussagen sind klar, Mitfühlen lässt die Ich-Erzählerin kaum zu. Höchstens ein Wütendsein an ihrer statt...

Thema: Lektüre, Teil ll; Seite 36 bis 70
GaudBretonne kommentierte am 11. April 2022 um 10:24

.... dem kann ich mich nur anschließen, parden! 

Thema: Lektüre, Teil ll; Seite 36 bis 70
Lesehorizont kommentierte am 03. April 2022 um 23:43

Ich bin jetzt besser in der Geschichte drin, aber sie ist ernüchternd und doch sehr realitätsnah.

Unsere Protagonistin hat alles darauf angelegt, Erwatungen zu erfüllen, alles richtig zu machen, erfolgreich zu sein. Und sie hat es geschafft. Erfolgreiche Abschlussprüfungen, nun die Beförderung zur Managing Director (wenn auch mit Lou gmeinsam). Ein persönlicher Erfolg aufgrund von Leistungen? Daran ist zu zweifeln, geht es doch um den Diversitätsfaktor.

Erschreckend ist ihr Umgang mit der Erkrankung: Sie will nichts tun, sich nicht behandeln lassen - gerade auf dem (zumindest scheinbaren) Höhepunkt ihres Erfolges. Und doch kann ich die Entscheidung nachvollziehen: Ist es doch endlich mal eine subjektive Entscheidung. Auch ein Nichts ist eine Entscheidung heißt es ja prägnant an mehreren Stellen.

Mir geht das sehr nah. Die Protagonistin selbst sieht es als Ineinandergreifen von psychischer und physischer Zerstörung.

Wird es noch einen Ausweg geben? 

Thema: Lektüre, Teil ll; Seite 36 bis 70
Gelinde kommentierte am 04. April 2022 um 15:38

Auch dieser Abschnitt wirkt auf mich wieder verwirrend, durcheinander und sprunghaft.
Ich kann nicht warm werden mit der Geschichte oder der Protagonistin. Sie bleibt für mich  „Gesichtslos“.

Klar sind die einzelnen Punkte die sie erleben und durchmachen muss zum wütend werden, aber um mitzufühlen fehlen mir die Emotionen.
Ihre Beförderung auf Grund der Diversität – ein Ärgernis (aber wie vielen Frauen geht es allgemein so, Frauenquote etc…)
Oder ihr anhäufen von Geld für die Familie, auch hier: wie vielen Frauen geht es so, die ihre persönlichen Ziele ihr Leben hinten anstellen (hier sehe ich auch mich).

Der Schreibstil ist einfach so gar nicht meins.
Zum Beispiel:
S. 51: der mittlere Abschnitt: was soll der aussagen? Ist mir zu verschachtelt und verschlüsselt. Warum immer alles in Andeutungen??
Genauso der folgende Absatz und der darauffolgende der mit LIEBE überschrieben ist – ich kapier es nicht.

 

 

Thema: Lektüre, Teil ll; Seite 36 bis 70
Birte kommentierte am 05. April 2022 um 23:23

Zwei der vier Erzählfäden sehe ich in diesem Abschnitt weiter ausgebaut - und der Hintergrund bzw. die Gedankenwelt der Protagonistin ist für mich etwas deutlicher geworden, auch ihr Erleben von Rassismus. Auch fand ich so einige bemerkenswerte Aussagen.

Sie wurde nun befördert - aber doch aus den falschen Gründen ("die Unannehmlichkeit liegt hinter uns", und auch nur halb, mal sehen, ob wir im dritten Abschnitt noch etwas über die Jobentwicklung hören. Und dieser Satz " Es gibt keinen Erfolg, nur das Abwenden von Versagen." mit der daraus resultierenden Angst, der weckte ein unangenehmes, aber leider noch nicht vergessenes Gefühl.

Ich hatte erwartet, dass wir beim Lesen schneller zur Hochzeit kommen, aber so lernen wir jetzt während der Zugfahrt die Gedankenwelt der Protagonistin kennen. Unsicherheit in Bezug auf die Familienfeier, die Auseinandersetzung mit ihrer Erkrankung und der Entscheidung, dem ärztlichen Rat nicht zu folgen - wobei sie sich ja eine Spritze hat geben lassen - " ich versuche die Ereignisse so zu betrachten, als ob sie jemandem anderen passieren", aber sie gesteht sich auch Emotionen zu, vielleicht im Ausdruck nicht so stark (so verstehe ich auch den Abschnitt "Liebe". Die Entscheidung, die Mails nicht zu checken, empfand ich als Schritt in die richtige Richtung, auch wenn ihr die Karriere sehr wichtig ist, obwohl "ich bin alles, was man mir befohlen hat zu werden".

Alles kulminiert in "Sei die Beste. ... Sei aber gleichzeitig unsichtbar.".

Mein Eindruck bleibt, dass es im dritten Abschnitt vielleicht eine unerwartete Wendung gibt (vielleicht hoffe ich das aber auch nur).

Thema: Lektüre, Teil ll; Seite 36 bis 70
Kristall86 kommentierte am 09. April 2022 um 18:45

Auch hier ist alles noch recht kühl und wie viele schreiben "gesichtslos". Das trifft es. Unsere Protagonistin hat nun endlich was sie wollte, zumindest beruflich. Der Rest ihres Lebens wirkt leer und verloren. Sie kümmert sich nicht um sich selbst, kümmert sich nicht um ihre Krankheit. Will sie wirklich diesen Preis dafür bezahlen? Zählt denn nur der Job/ der berufliche Erfolg? Das kann defintiv nicht gut gehen. Aber es gibt so Menschen die mehr mit ihrem Beruf "verheiratet" sind als mit dem Rest ihres Lebens. Die Erzählweise ist nach wie vor interessant aber eben auch außergewöhnlich. Eine Bindung zur Protagonistin habe ich immer noch nicht erhalten.

 

Thema: Lektüre, Teil ll; Seite 36 bis 70
GaudBretonne kommentierte am 11. April 2022 um 10:30

Dadurch dass der Leser in ihren Gedankenstrudel gerät, empfinde ich es gerade nicht als gesichtslos. Wir sehen alles mit ihren Augen. Gefühle werden "weggedrückt ", schwelen aber unter der Oberfläche. Sie ist ein durch Ausgrenzug gebranntes Kind und wir, die Leser, dürfen mit ihr in diese Gefühlswelt abtauchen. 

Thema: Lektüre, Teil ll; Seite 36 bis 70
whatbabsreads kommentierte am 10. April 2022 um 15:08

Auch im zweiten Abschnitt bleiben einige Sequenzen ziemlich verwirrend. Trotzdem habe das Gefühl, der Protagonistin Schritt für Schritt näher zu kommen. Über die Beförderung kann sie sich nicht wirklich freuen, da der Aufstieg lediglich mit der Forderung nach Diversität begründet wird (anscheinend auch in der Veröffentlichung gegenüber den anderen Angestellten). Somit wird ihre ganze Anstrengung und Arbeit zunichte gemacht und sie muss sich gegenüber neidischen Kollegen rechtfertigen. Die Lektüre ist aufrüttelnd und macht etwas mit mir. Das Buch ist bisher wirklich aufwühlend und trotz der Kürze der einzelnen Absätze sehr eindringlich. Ich hoffe, sie überdenkt ihre Entscheidung bzgl. ihrer Erkrankung nochmal. Jetzt bin ich sehr gespannt auf den letzten Abschnitt! Wünsche euch noch einen schönen Restsonntag!

 

 

Thema: Lektüre, Teil ll; Seite 36 bis 70
Ayda kommentierte am 10. April 2022 um 20:16

Den 2. Abschnitt habe ich auch gelesen und jetzt wird einiges klarer für mich und auch die Themen, die die Autorin hier behandelt bekommen einen "roten Faden" wenn mas n das so sagen kann. Ihre Beförderung wird ihr nicht irgendwie gegönnt, und darauf zurückgeführt, dass sie quasi diese sog. Diversitätsquote erfüllt, wie abartig. Also ob BIPOC nicht in der Lage wären mit Leistung voranzukommen, sondern immer auf ihre Diversität reduziert werden. Ich denke, Menschen die das Gefühl kennen werden sich an ihre beruflichen Erlebnisse erinnern. Warum sie sich nicht behandeln lässt ist für mich schwierig nachzuvollziehen, ob es vielleicht etwas selbstzerstörerisches hat oder dass sie anfängt diese Abwertungsmechanismen so sehr zu internalisieren, dass sie sich dann nicht lebenswert finden wird...nur Spekulation...ich denke, wenn ich das Buch beende werde ich denken, es hätten mehr Seiten sein müssen...

Thema: Lektüre, Teil ll; Seite 36 bis 70
GaudBretonne kommentierte am 11. April 2022 um 10:31

Da spekulierst du meines Erachtens richtig! 

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