Rezension

Anders

YOU - Du wirst mich lieben - Caroline Kepnes

YOU - Du wirst mich lieben
von Caroline Kepnes

Bewertet mit 3 Sternen

Joe ist besessen. Von Beck. Durch die sozialen Medien bekommt er heraus, wo sie wohnt und fortan verfolgt er sie. Seine perfiden Methoden haben tatsächlich Erfolg und Beck und er kommen zusammen. Jedenfalls so ein bisschen. Denn die Beziehung ist geprägt von den Allüren beider Partner. Joe ist besessen von Beck, Beck kann aber keine Beziehung führen und hängt zudem noch an Lover Benji. Den räumt Joe dann auch mal eben aus dem Weg, ebenso wie andere „Hindernisse“ auf dem Weg zum Herzen seiner Angebeteten.

Ich bin bei dem Buch zwiegespalten. Einerseits ist da die Handlung, aus der man so viel hätte machen können, ohne dass man Joe gleich als so stark psychopatisch hinstellt, andererseits gibt es genug schöne Stellen im Buch, die mir sehr gut gefallen haben. „sich von der Musik grün und blau schlagen lässt“. Hier spielt die Autorin wunderbar mit der Sprache und man findet das Buch fast schon etwas poetisch. Wieder andere Stellen fand ich zu langatmig und die ganzen Sexszenen kamen mir auch stellenweise etwas zu pornographisch rüber, das hätte ich in einem Roman nicht gebraucht. Überhaupt: Beim Anblick des Covers bin ich von einem Thriller ausgegangen und habe dann nach ca. 100 Seiten erst einmal genauer auf das Cover geschaut, weil ein Thriller weit und breit nicht zu sehen war. Da stand dann auch dick und fett das Wort „Roman“. Unter der Voraussetzung bin ich dann auch mit anderen Augen an das Buch rangegangen.

Carolin Kepnes‘ Schreibweise ist sehr anstrengend. Schachtelsätze, die sich über ganze Absätze (10 -11 Zeilen) lesen, ermüden schnell und sorgen dafür, dass man dem Inhalt nicht mehr ganz so gut folgen kann. Demgegenüber stehen dann wieder so Sachen wie die Beobachtungen des Buchhändlers Joe, der seine Kunden nach den Büchern, die sie kaufen beurteilt und damit so manches Mal den Finger auf die Wunden legt. Die Handlung ist in meinen Augen eher unlogisch, aber gut, ich lese einen Roman. Schlimmer fand ich, dass ich überhaupt kein Bild zu Joe hatte. Er blieb mir zu sehr an der Oberfläche und zu blass.
Dennoch hat mich das Buch zum Nachdenken angeregt. Wie leicht es Joe fiel, Beck zu verfolgen, wie schnell er Dinge über sie herausfand, die sonst keiner wusste – und das nur, weil er ihr Handy „gefunden“ hat und sie sehr aktiv in Sozialen Netzwerken ist. Da stellt sich dann schon die Frage: Wie viel gebe ich wo von mir preis? Denn wie schnell sind so Daten missbraucht und mit welchen schlimmen Folgen!