Rezension

Ein unfreiwilliger Held

Der Held vom Bahnhof Friedrichstraße -

Der Held vom Bahnhof Friedrichstraße
von Maxim Leo

Bewertet mit 4 Sternen

Protagonist Michael Hartung ist schon ein ganz spezieller Fall für sich, eine irgendwie gescheiterte Existenz. Die Arbeit hat er nicht erfunden; Zeit seines Lebens hat er es immer geschafft, sich mit minimalem Kraftaufwand durch den Tag zu manövrieren. Jetzt lebt er mehr schlecht als recht von den kargen Einnahmen einer Videothek und weiß nicht, wie er seine Mietschulden bezahlen soll.

Kurz vor dem Jubiläumstag des Mauerfalls erscheint ihm da der Journalist Landmann als rettender Engel. Dieser hat in alten Stasi-Unterlagen gegraben und Hartung als den Weichensteller einer S-Bahn ausfindig gemacht, die vielen DDR-Bürgern die Flucht in den Westen ermöglicht hat. Da gutes Geld winkt, lässt sich Hartung auf das gewagte Spiel ein…

Innerhalb kürzester Zeit springen weitere Medien auf diese Geschichte an und aus der Mücke wird langsam aber sicher ein riesengroßer Elefant und Hartung mausert sich vom einfältigen Gernegroß zum eloquenten Lügenmärchenerzähler.

Irgendwie war es schon äußerst amüsant, Michael Hartung bei seiner Entwicklung zu beobachten und der Journalist Landmann steht ihm da in nichts nach. Ost-West-Klischees fehlen hier auch nicht. Als Hartung  klar wird, dass er nur noch eingespannt und vorgeführt wird, kommen die ersten Zweifel. Wie wird er sich wohl am Ende entscheiden?

Ein sehr unterhaltsamer Roman mit sympathischen Figuren in Haupt- und Nebenrollen, der aber auch zum Nachdenken anregt.