Rezension

Wunsch nach Glück und Liebe

Der Held vom Bahnhof Friedrichstraße -

Der Held vom Bahnhof Friedrichstraße
von Maxim Leo

Bewertet mit 4.5 Sternen

Michael Hartung möchte ein ruhiges, bescheidenes Leben führen, mit seinem Freund Bernd Bier trinken und alte Filme gucken. Nach vielen beruflichen Fehlschlägen ist er nun, im Jahr 2019, Inhaber einer Videothek. Wie nicht anders zu erwarten, steht er vor der Insolvenz. Gerade zu diesem Zeitpunkt hat der erfolglose Journalist Alexander Landmann die Hintergründe einer Flucht vor über 30 Jahren aus Ostberlin ausfindig gemacht. In einem Zug vom Bahnhof Friedrichstraße gelangten über 100 Menschen aus dem Osten die Flucht in den Westen Berlins. Und Michael Hartung war der Eisenbahner, der die Weiche gestellt hat. Michael selbst weiß, dass war nur seiner Stümperhaftigkeit zu verdanken, es war keine geplante Aktion und fast alle aus versehen Geflüchtete kehrten wieder in die DDR zurück. Für die Presse war es nun ein gefundenes Fressen. Und für Michael gab es Geld und Ruhm, seine Tochter meldete sich wieder bei ihm. Und er traf auf Paula, die als Kind im Zug saß und in die er sich verliebte. Dafür konnte man schon ein wenig lügen. Irgendwann wird die Geschichte schon vergessen werden. Doch dem war nicht so, immer mehr anfragen kamen, ein Buch, ein Film und dann sogar eine Rede vor dem Bundestag sollten folgen. Wie konnte er nur aus dieser falschen Geschichte wieder herauskommen?
Sehr lebensnah und mit einem sehr guten Schreibstil versehen erleben wir die Geschichte eines ganz normalen Mannes, der zum Helden stilisiert wird. Seine Ängste und Untersicherheit, sein Wunsch nach Glück und Bestätigung, seine Tochter endlich richtig kennenzulernen und die Liebe seines Lebens zu behalten. Die Unterschiede in der Sichtweise der Menschen aus Ost und West, das Zuhören können, sind ein großes Thema in diesem fiktiven Roman. Trotz, oder gerade wegen, aller Gegensätzlichkeiten gut zusammen zu leben werden hier zur Sprache gebracht.