Rezension

Gute Ideen, fantasievolles Setting, aber etwas ausbaufähige Umsetzung

Spiegelstadt. Tränen aus Gold und Silber
von Christian Handel

Bewertet mit 3.5 Sternen

Inhalt

Bei „Spiegelstadt: Tränen aus Gold und Silber“ handelt es sich um Band 1 der „Spiegelstadt“-Dilogie von Christian Handel und Andreas Suchanek.

Max lebt in Berlin und führte bislang ein recht normales Leben. Bis er auf einer glamourösen und wilden Party auf den geheimnisvollen Lenyo trifft und sich plötzlich nicht mehr im Berlin der jetzigen Zeit, sondern im Berlin der 20er-Jahre wiederfindet. Und nicht nur das – die Spiegelstadt wird bevölkert von vielgestaltigen Feen-Wesen und befindet sich darüber hinaus mitten in einem blutigen Konflikt. Auf der Suche nach magischen goldenen Tränen, mit deren Hilfe Max wieder zurück in seine Welt reisen kann, geraten er und Lenyo immer mehr zwischen die Fronten.

 

Meine Meinung

Das Cover des Buches gefällt mir richtig gut. Durch die überwiegend schwarz und goldfarben gehaltene Farbgestaltung wirkt es edel und man erkennt sofort sowohl einen Bezug zur Zeit der „Goldenen 20er“ als auch zu Feen, was direkt einen Rückschluss auf den Inhalt der Geschichte gibt. Das mag ich immer sehr gern, weil man dann auf einen Blick sieht, was einen erwartet.

Der Schreibstil ist recht locker und angenehm zu lesen und man wird von Anfang an in die Geschichte hineingezogen. Was mir an einigen Stellen jedoch aufgefallen und nicht ganz so gut gefallen hat, ist die teilweise ziemlich flapsige Ausdrucksweise von Max, die ich meist als eher ein wenig unbeholfen und peinlich empfunden habe.

Die Charaktere sind größtenteils wirklich sympathisch und auch angenehm unterschiedlich, bleiben allerdings zum Teil auch recht blass und oberflächlich, da in der Geschichte viel in kurzer Zeit passiert und wir deshalb das Seelenleben und auch die Charakterentwicklung der einzelnen Personen leider kaum kennenlernen können. Gerade Max und Lenyo sind sicherlich tiefgründig und haben so einiges an Hintergrundgeschichte, die es zu erzählen lohnt, aber dadurch, dass das Erzähltempo so hoch ist, werden solche Geschichten eher nur angerissen oder im Schnelldurchlauf erzählt, sodass bei mir kaum Gefühle oder eine Bindung zu den Personen entstehen konnte. Das fand ich ein wenig schade.

Die Handlung der Geschichte fand ich von der Idee her richtig gut und auch die geschilderte Atmosphäre mochte ich total gern. Das Flair hat mich etwas an den Film „Midnight in Paris“ erinnert, in dem der Protagonist immer nachts im Paris der 1920er Jahre landet. Auch die Geschichte der Spiegelstädte und der Machenschaften, die im Hintergrund im Feenreich ablaufen, sind sehr fantasievoll und toll erzählt.

Wie oben bereits erwähnt, ist das Erzähltempo ziemlich hoch – es gibt kaum einmal einen Moment zum Verschnaufen, da passieren schon wieder die nächsten Dinge. Es geht alles Schlag auf Schlag und turbulent, was die Geschichte sehr kurzweilig macht. Leider bleibt dabei aber die Charakterentwicklung und Tiefgang und auch das Gefühl auf der Strecke. Ich könnte mir vorstellen, dass ein paar Seiten mehr, auf die sich der Inhalt verteilt, der Geschichte gut getan hätten.

 

Fazit

Insgesamt ein unterhaltsames Buch mit einer richtig tollen Idee und einem spannenden Setting, dem es aber aufgrund der Kürze und Schnelligkeit leider an Tiefgang gefehlt hat.