Rezension

Zu viel Stoff für ein Buch

Spiegelstadt. Tränen aus Gold und Silber
von Christian Handel

Bewertet mit 3 Sternen

Die Idee ist spannend: Nach dem Tod seiner Großmutter stellt Max fest, dass sie ihm wohl einiges verheimlicht hat. Nicht nur das, Berlin, seine Heimatstadt, hat einen Zwilling, eine zaubrische Parallelwelt, die 20er Jahre Flair hat und in der Elfenwesen leben. Ein paar wenige Eingeweihte wissen, wie man zwischen den Berlins hin und her reisen kann. Und plötzlich gibt es da auch Wesen, die ihn verfolgen.

Das hätte alles sehr schön sein können, wenn man sich hier Zeit genommen hätte. Die Autoren hatten Ideen für einen veritablen Zehnteiler, stopfen die aber geballt in zwei Bände. Da geht es dann spannend und actionreich zu, das schon, nur ist für Charakterentwicklung keine Zeit. Die Figuren bleiben allesamt blass, was ein Jammer ist, lernen wir doch Elfen, Dschinns, Undinen und sonstige Zauberwesen kennen. Immerhin sind alle gut angezogen. Auch im größten Kampfgetümmel findet manch Outfit Beachtung, so viel Zeit muss sein.

Wirklich übel ist die Liebesgeschichte, die wackere Helden in Sekunden in sabbernde Würstchen verwandelt, kaum taucht ER auf hat man weiche Knie, schmilzt dahin und begibt sich höchst einvernehmlich in die Horizontale. Das hakt den Punkt „queere Liebe“ ab, der sich im Klappentext gut macht, der aber in der Umsetzung niemanden mitnimmt.

Dieses Buch ist ein Ideenpotpourri, ein actionreiches Fantasyspektakel mit putzigen Momenten, einer lächerlichen Liebesgeschichte und einem gewaltigen Background, der für eine größere Saga herhalten würde. Die Saga hätte ich sehr viel lieber gelesen.