Rezension

"Heute ist der erste November und das bedeutet, heute wird jemand sterben."

Rot wie das Meer
von Maggie Stiefvater

Bewertet mit 5 Sternen

Jedes Jahr im Oktober wird die kleine Insel Thisby von gefährlichen Wasserpferden heimgesucht, den sogenannten Capall Uisce. Für die Menschen auf Thisby beginnt dann die turbulenteste Zeit des Jahres, denn am 1. November findet das berühmte Skorpio-Rennen statt, zu dem zahlreiche Gäste vom Festland erwartet werden. Das Preisgeld für den Gewinner ist hoch. Und so finden sich auch in diesem Jahr wieder zahlreiche Freiwillige, die das Rennen mit gefangenen Wasserpferden bestreiten werden. Nicht jeder von ihnen wird das Training und das Rennen unverletzt und vor allem lebendig überstehen. Und vor allem eine Neuigkeit sorgt in diesem Jahr für Aufsehen: Es nimmt zum ersten Mal eine Frau teil. Die Waise Puck Connolly möchte mit dem Preisgeld ihren Hof retten und die Familie zusammenhalten. Mit ihrem Mut und ihrer Entschlossenheit weckt sie vor allem das Interesse des großen Favoriten, Sean Kendrick. Doch auch er muss in diesem Jahr unbedingt den Sieg holen…

Das Cover des Buches fällt mit seinen kräftigen Farben sofort ins Auge. Rote Wellen umschließen den Titel des Buches. Hiermit wird auf das Blut angespielt, das während des Skorpio-Rennens fließen wird. Denn die Capall Uisce sind nur schwer in Zaum zu halten, und mit seiner Teilnahme setzt jeder sein Leben aufs Spiel. So besticht das Cover durch seine Schönheit, weist aber auch auf die Grausamkeit des Rennens hin.

Die Handlung des Buches erstreckt sich über eine recht kurze Zeitspanne. Sie beschreibt die Ereignisse vom ersten Auftauchen der Capall Uisce im Oktober bis zum Rennen und seinen Folgen im November. Dabei ist es abwechselnd aus der sich von Puck Connolly und Sean Kendrick geschrieben.

Puck betritt mit ihrer Teilnahme am Rennen absolutes Neuland. Ihr Entschluss zur Teilnahme erscheint zunächst überstürzt und unüberlegt. Während der Rennvorbereitungen werden ihre Motive jedoch deutlicher und stärker. Sie entwickelt eine beeindruckende Entschlossenheit, sich in dieser von Männern dominierten Welt einen Platz zu erkämpfen. Wird ihr wagemutiger Entschluss belohnt werden?

Sean Kendrick hingegen ist im Renngeschäft ein alter Hase. Sechsmal hat er teilgenommen und davon viermal gewonnen. Trotzdem ist er nicht reich, denn wie Puck ist auch er Waise und arbeitet als Pferdetrainer für Benjamin Malvern, dem reichsten Mann der Insel. Dieser streicht einen Großteil des Preisgeldes ein und hat Sean an sich gebunden, denn ihm gehört das Wasserpferd Corr, das Sean so sehr liebt. Ob Sean auch in diesem Jahr wieder siegt?

Die Figuren sind authentisch und ich konnte mich gut in sie hineinversetzen. Die Geschichten von Puck und Sean ist zur Beginn unabhängig voneinander, doch in den Vorbereitungen auf das große Rennen lernen sich die beiden immer besser kennen. Schön war es zu beobachten, wie sich die Beziehung der beiden allmählich verändert.

„Rot wie das Meer“ beleuchtet die Schicksale zweier Jugendlicher in den Vorbereitungen auf das große Skorpio-Rennen, bei dem jährlich Reiter ihr Leben verlieren. Die Wildheit der Wasserpferde ließ mich um das Leben der beiden und ihrer Freunde bangen. Auch wenn auf Einzelheiten verzichtet wird, ist die Handlung stellenweise recht blutig und grausam, weshalb das Buch für erst für ältere Jugendliche und Erwachsene geeignet ist. Die Idee eines Rennens mit gefährlichen Wasserpferden hat mir sehr gut gefallen und wurde gelungen umgesetzt, weshalb ich das Buch fantasybegeisterten Lesern gerne weiterempfehle.