Rezension

Ohne sie gäbe es den Palast der Frauen nicht

Das Haus der Frauen - Laetitia Colombani

Das Haus der Frauen
von Laetitia Colombani

Bewertet mit 5 Sternen

Und plötzlich bricht alles wie ein Kartenhaus zusammen. Was vor 5 Minuten noch wichtig war, hat keine Bedeutung mehr. So geht es der Anwältin Solénes als sie den Suizid eines Mandanten miterleben muss. Sie erleidet eine Zusammenbruch und muss sich mühsam wieder ins Leben zurückkämpfen. Soléne ist gerade mal 40 Jahre als und fühlt sich uralt. Sie kann nicht mehr arbeiten.

 

So beginnt das Buch Das Haus der Frauen von Laetitia Colombani. Da mich bereits ihr erster Roman beeindruckte, wollte ich auch ihr neuestes Werk lesen. Und ich wurde nicht enttäuscht. Sie berichtet in zwei Zeitebenen, einmal dem Heute und dann dem der Blanche Roussel im Jahr 1925. Die Verbindung der beiden Frauen ergibt sich durch den „Palais de la Femme“. Es ist das erste Frauenhaus in Paris und wurde 1926 vom Blanche begründet. Ihr Ziel war es damals, dass Frauen ein Zuhause finden, die sonst auf der Straße leben müssten. Und davon gab und gibt es in Paris viele.

 

Soléne kam von ihrem Arzt den Rat, sich eine Aufgabe zu suchen. Sie solle doch ehrenamtlich tätig sein und versuchen, anderen Menschen zu helfen. Nur so bekäme ihr Alltag Struktur und sie würde langsam wieder gesund werden. Nach etlichen Überlegungen entschied sie sich für eine Stelle als Schreibkraft im „Palast der Frauen“. Hier lernt sie was es heißt, mit Traumas fertig zu werden. Für sie war es nicht vorstellbar, was junge Frauen über sich ergehen lassen mussten. Soléne erkennt, was im Leben wirklich wichtig ist.

 

Das Haus der Frauen zog mich so sehr in seinen Bann, dass ich alles stehen und liegen ließ, um es zu lesen. Es berührte mich und ich litt mit als ich von den Misshandlungen der Bewohnerinnen des Hauses las. Sie werden auch die „Slum sisters“, die „Schwestern der Straße“ genannt. Wie gut, dass es damals so mutige Frauen wie Blanche gab, deren Einsatz und Mut bis heute nachwirkt. Für Soléne war es meiner Meinung nach heilsam, dass sie sich auf die Traumatisierten einließ. Sie erkannte sehr schnell, dass weder das dicke Bankkonto noch die tolle Wohnung das Wichtigste im Leben sind. Ja, das Buch empfehle ich ausdrücklich. Der Schreibstil ist äußerst angenehm und die Lebensgeschichte der Blanche Roussel eine Tatsache. Gäbe es mehr als fünf Sterne, ich würde sie auf jeden Fall vergeben.

 

„Glücklich sind die mit den Rissen im Leben. Denn sie lassen das Licht herein.“