Rezension

Schöne, große Schrift

Abgeschnitten - Sebastian Fitzek, Michael Tsokos

Abgeschnitten
von Sebastian Fitzek Michael Tsokos

Bewertet mit 0.5 Sternen

Tja, wie soll ich anfangen? Es gibt zwei Handlungsstränge, die aber grundsätzlich miteinander nichts zu tun haben. Im ersten wird die Tochter eines Professors der Pathologie entführt. Zufälligerweise trifft er dann einen Millionär (und das ist wichtig, denn wie sonst könnte er sich einen Privatflug auf eine abgeschnittene Insel leisten?), der selbstverständlich an der Rettung einer ihm unbekannten Frau interessiert ist und nicht nur gerne sein Geld, sondern auch seine Zeit in die Suche investiert. Die andere Handlung soll wohl die Haupthandlung darstellen, eine junge Frau (selbstverständlich auf einer Insel von der Aussenwelt abgeschnitten) findet eine Leiche, und, klar, was mache ich dann? Ich suche sein Handy, telefoniere mit einem fremden Mann und erkläre mich bereit, die Leiche in die Pathologie der Insel zu karren. Um dem Ganzen etwas Glaubwürdigkeit zu verleihen, führt die Frau eine Obduktion durch, angeleitet von dem Fremden am Telefon. Und weil es so schön war, sammeln sie dann auch gleich die nächste ein. Dann kommt auch noch der Ex der Frau ins Spiel, krankhaft eifersüchtig, Stalker, der sich zufällig in ebenjenem Pathologiesaal befindet. Zum Glück erleidet er im entscheidenden Moment einen Schwächeanfall, nicht auszudenken was hätte passieren können!

Ich habe ein Buch von Fitzek gelesen - nicht mein Ding, halte ich mich von fern. Das sollte aber, durch die Mitwirkung von Tsokos, kein "typischer" Fitzek werden - stand drauf. Die Story ist viel zu konstruiert, zu überladen. Es entwickelt sich keine Spannung, weil man direkt alles auf dem Silbertablett serviert bekommt. Dazu kommt, dass diese Geschichte abslout eklig war. Viel Blut macht keine Spannung aus. Blut gibt's auch bei einer Geburt, und darüber ein 200-Seiten-Buch zu schreiben hat noch niemand gewagt. Ist auch gut so. Es gibt hier keine Psychospielchen, kein Katz-und-Maus, und das macht doch viel von der Spannung aus, oder? Der fehlende Spannungsbogen führt leider auch dazu, dass es kein richtiges Finale gibt. Man kann sich die Handlung vorstellen wie eine verknotete Kette: Wenn man die kleinen Knötchen gelöst hat, kommt doch noch einer, den man nur schwer lösen kann, weil er eben so verknäuelt ist. Das Ende trägt noch mal richtig dick auf, Konstruktion und Unglaubwürdigkeit hoch drei.

Die Charaktere sind, wie in allen Fitzek-Büchern, durch ein gewisses Raster gepresst worden. Eine gehandicappte Heldin der Story und ein Täter, der direkt am Anfang dem Leser bekannt ist. Und dann doch nicht. Nicht tiefgründig, leider nur oberflächlich. Was auch dem Klappentext und den diversen Zitaten widerspricht, die sich im Buch finden, ist die so oft verübte Selbstjustiz. Also, ist die jetzt gut oder schelcht? Das konnte man da jetzt nicht so ganz rauslesen.

Leider hat mich das darin bekräftigt, mich weiter von Fitzek fernzuhalten. Die Bücher von Tsokos lese ich hingegen sehr gerne. Schade eigentlich, da Fitzek ja einer der Besten sein soll. Aber auch hier bezahlt man nicht die Story, nur den Namen. Einzig die Nummer auf dem Buch ist ein nettes Gimmick. Kann man mal anrufen. Dafür gibt's einen halben Stern.