Rezension

So viel besser als erwartet

Wie die Stille vor dem Fall. Erstes Buch - Brittainy C. Cherry

Wie die Stille vor dem Fall. Erstes Buch
von Brittainy C. Cherry

Bewertet mit 5 Sternen

Brittainy C. Cherry hat alleine schon einen Platz in meinem Herzen, weil man aus ihren Büchern eine geniale Zitatesammlung machen kann, die man sich an einem schlechten Tag zu Gemüte führen kann und schon geht es besser. Trotzdem sind nicht alle Bücher von ihr gleich gut, einige sind zu dramatisch, andere wieder wirken inhaltlich nicht neu und trotzdem geht man aus jedem Buch und hat irgendwie ein gutes Gefühl, auch wenn jedes Buch einige Tränen kostet. Völlig ungewöhnlich ist es dagegen für Cherry, dass einzelne Bände, selbst wenn sie eine Reihe bilden, inhaltlich miteinander zu tun haben. „Wie die Ruhe vor dem Sturm“ und das zweiteilige „Wie die Stille vor dem Fall“ haben aber tatsächlich sich überschneidende Protagnisten, was mich wirklich sehr gespannt gemacht hat. „Wie die Ruhe vor dem Sturm“ war zwar nicht mein liebstes Buch und auch Landon und Shay haben mich dort nicht vom Hocker gerissen, aber dennoch hatte die Geschichte gleich einen Reiz für mich.

Bei „Wie die Ruhe vor dem Sturm“ fand ich es etwas schade, dass der Cut zwischen Jugend und Erwachsenenalter so hart war, denn vor allem in den Jugendjahren haben mich Ellie und Greyson sehr berühren können, da hätte ich sie noch ewig weiterbegleiten können. Von daher finde ich es schon lobenswert, dass Cherry mich offenbar gehört hat und mit „Wie die Stille vor dem Fall. Erster Teil“ ein Buch komplett über die Jugendzeit geschrieben hat. Das hat sich definitiv gelohnt, das kann ich gleich vorab sagen, denn so ist wirklich Zeit gewesen, um eine intensive Beziehung entstehen zu lassen. Eine, die mit allen Nuancen nachhallt und wo man den zweiten Teil nur unbedingt lesen wollen kann.

So selig wie ich am Ende aus der Geschichte gegangen bin, so sehr verwundert es mich im Rückblick eigentlich, dass ich mich so schwer getan habe, in das Geschehen hineinzufinden und das liegt vor allem an Landons Perspektive. Diese fand ich auf den ersten Seiten extrem abfällig, extrem vulgär und schlichtweg einfach daneben. Cherry hat hier sicherlich versucht, Landons depressiver und lebensverachtender Seite etwas Eindrückliches mitzugeben, aber die gewählten Worte sind für die Autorin und ihre Charaktere so unüblich, dass ich mich wirklich unwohl gefühlt habe. Da Landon und Shay wie gesagt keinen einschneidenden Eindruck hinterlassen hatten, habe ich kurz befürchtet, dass „Wie die Stille vor dem Fall“ tatsächlich ein Reinfall sein könnte. Aber Durchhalten lohnt sich hier, denn je mehr Stärke Shay zeigt, desto mehr kann sich auch Landon mit all seinen Seiten entfalten und ich denke, dass er mit einer der komplexesten Figuren ist, die Cherry je geschaffen hat. Man muss nicht alles an ihm mögen, aber er ist eine geschundene Seele, die einfach berühren muss.

Ich fand es auch wahnsinnig spannend, dass ein Großteil der Handlung noch vor der Jugendzeit von Ellie und Greyson spielt, als sie sich kennenlernen. Man hat nichts, aber auch wirklich gar nichts hiervon in „Wie die Ruhe vor dem Sturm“ herauslesen können. Aber ich will nicht sagen, dass es logisch nicht zusammenpasst, sondern im Gegenteil, die Andeutungen waren so minimal, dass sich Cherry Möglichkeiten gelassen hat, eine völlig neue Geschichte zu schreiben. Ich bin überrascht worden und trotzdem fügt sich nach und nach vieles perfekt zusammen. Ich habe es jedenfalls sehr genossen, dass der Inhalt von „Wie die Stille vor dem Fall“ für mich nicht ersichtlich war und es ein völlig eigenständiges Buch mit halbwegs bekannten Figuren war.

Da Cherry so viel Zeit hat, nimmt sie sich auch alle Zeit der Welt. Sie geht in jedes Gefühl bis zum bitteren Ende hinein und hat eine wirklich wunderbare Liebesgeschichte geschaffen. Dazu eben wieder diese Sprache, die immer alle Seiten in einem klingen lässt, weil sie mit ganz regulären Mitteln einfach etwas ausdrückt, wofür sich andere verzweifelt abmühen müssen. Ich fand es auch wunderbar, wie hier die Dramatik portioniert wurde. Sie war unterschwellig stets präsent, mit kleineren Ausreißern nach oben, aber ich hatte nie den Eindruck, dass es zu viel des Guten ist. Überrascht bin ich auch, dass der erste Teil eigentlich versöhnlich endet. Bei Zweiteilern befürchtet man ja einen Cliffhanger, aber es ist hoffnungsvoll und gleichzeitig weiß man natürlich, dass hiernach das Happy End noch nicht sicher ist, denn „Wie die Ruhe vor dem Sturm“ hat ja schon was zur Zukunft verraten.

Fazit: „Wie die Stille vor dem Fall. Erster Teil“ ist wieder ein Buch von Cherry, das ich bedingungslos feiere und nur jedem ans Herz legen kann, der wirklich bereit ist, tief in die Emotionen einzutauchen. Ich war bei Landon und Shay zugegeben unsicher im Vorfeld, aber beide haben mich für sich, aber auch zusammen eingenommen und auf eine berührende Reise mitgenommen.