Rezension

Ungewöhnliches, aber auch unausgereiftes Debüt

Die Geschichtenwandler − Magische Tinte -

Die Geschichtenwandler − Magische Tinte
von Kristen Perrin

Bewertet mit 3 Sternen

Die Geschichtenwandler ist ein ungewöhnliches Debüt aus Großbritannien mit einem starken Einstieg, den das Buch aber leider nicht auf Dauer halten kann. Die Ausgangssituation ist wundervoll: Enna verbringt viel Zeit in der Buchhandlung ihrer Mutter. Man merkt, dass sie die besondere Atmosphäre spürt, die in dem Laden herrscht, und die Anziehungskraft der Bücher.
Originell finde ich, dass das gesamte Buch in der besonderen Tinte (d.h. in einem angenehmen Dunkelgrün) geschrieben ist, sodass man sich perfekt in die Geschichte hineindenken kann. Leider ist der ganze Rest nur bedingt überzeugend. Man hat das Gefühl, dass an allen Stellen noch ein wenig mehr hätte ausgearbeitet werden müssen.

Zunächst zur Welt: Erst fühl man sich wohl in Ennas London, es herrscht einfach so eine Atmosphäre von Magie und etwas Besonderem. Auf Dauer ist es aber schwer, die Bedingungen der Welt, der Magie und des Spiels, das die Aufnahmeprüfung darstellt, zu durchblicken. Positiv kann man anmerken, dass die Geschichte wenig vorhersehbar ist.
Die Beziehungen zu den anderen Figuren sind ebenfalls oft schwer nachzuvollziehen. Freundschaften entstehen aus dem Nichts und zerbrechen genauso leicht wegen Kleinigkeiten. Die vielen offenen Fragen, die man hat, führen nicht zu mehr Spannung, sondern zu einer gewissen Ungeduld und schließlich leider auch Frustration mit Enna. Nichts stört den Spannungsbogen mehr, als wenn man immer wieder verwirrt zurückblättern und nochmal etwas nachlesen muss, um herauszufinden, ob man sich falsch erinnert oder etwas nicht mitbekommen hat. All die Dramen wirken ein wenig konstruiert, bis es dann plötzlich todernst wird. Und dann enthält auch noch das Cover genau genommen einen Spoiler, weil man sich darüber wundert, wer darauf abgebildet ist (und wer nicht).

Was ich aber trotz allem bemerkenswert fand, ist, dass Enna – ohne jetzt zu viel verraten zu wollen – deutlich entschiedener scheitert als andere Figuren in Kinderbüchern. Enna ist eine originelle Protagonistin mit deutlichen Fehlern. Auch wenn es schwer ist, sich in sie hineinzuversetzen und mitzufühlen, gibt das dem Buch wieder ein gutes Maß an Charme und es bestätigt sich, dass "Die Geschichtenwandler" keine 0815-Reihe ist.