Rezension

Vergiss nicht, wer der Feind ist

Die Tribute von Panem 2. Gefährliche Liebe - Suzanne Collins

Die Tribute von Panem 2. Gefährliche Liebe
von Suzanne Collins

Bewertet mit 5 Sternen

Inhalt

Panem ist ein Land bestehend aus dem Kapitol und insgesamt 12 Distrikten, die jeweils für die Herstellung eines anderen Gutes zuständig sind.
Früher einmal gab es 13 Distrikte, doch als es zum Aufstand kam, schlug das Kapitol hart zu, es unterwarf die 12 Distrikte und zerstörte Distrikt 13 als Abschreckung.
Als eine Art Warnung und zur Belustigung der Reichen im Kapitol wurden die Hungerspiele ins Leben gerufen.
Jedes Jahr aufs Neue werden ein männlicher und ein weiblicher Tribut aus jedem Distrikt ausgelost. Um mehr Essen zu bekommen, kann man seinen Namen mehrmals in die Lostrommel werfen lassen.

Die letzten Hungerspiele waren eine Art Premiere, denn zum ersten Mal seit Gründung der Spiele haben zwei Tribute überlebt, Katniss und Peeta. Die beiden zwangen die Spielemacher mit einem inszenierten Doppelselbstmordversuch dazu die Regeln zu ändern. Viele Menschen im Kapitol glaubten an die Geschichte, dass Katniss die giftigen Beeren, die sie essen wollten bloß aus Verzweiflung hervorgeholt hat, da sie nicht ohne ihren Geliebten Peeta leben wollte. Doch noch viel mehr glauben an einen Akt der Rebellion, eben so der Chef der Spiele, der auch schon schnell durchschaut hat, dass die Liebe zwischen ihnen nur gespielt war, zumindest von Katniss Seite aus.

Katniss ahnt, dass sie sich einen schlimmen Feind gemacht hat und es kommt, wie es kommen muss. Das 75ste. Jubiläum steht bevor und in diesem sollen Sieger aus vorangegangenen Spielen sich gegenseitig in der Arena abschlachten. Katniss ist der einzige weibliche Sieger aus ihrem Distrikt und so scheint ihr Tod besiegelt.

Doch sie nimmt auch am Rande wahr, dass das Land im Aufruhr ist, Aufstände kommen auf und immer mehr Menschen nehmen die Spottdrossel, die sie in den letzten Spielen als Talisman trug als Zeichen der Revolution.

Katniss würde gern die Revolution anleiten, doch sie fühlt sich zu schwach und unbeholfen. Doch sie weiß, dass Peeta gut reden kann und jeden für seine Sache zu überzeugen weiß. Er muss in den Spielen überleben um die Menschen zu leiten, also wird sie alles tun um sein Überleben zu sichern, auch wenn er sein Leben hergeben würde um sie zu schützen.

Als die Spiele beginnen, ist alles anders als erwartet, plötzlich hat sie Verbündete, die alles tun um Peeta zu schützen. Was ist los? Kann sie ihnen wirklich trauen? Oder wollen sie nur ihr Vertrauen gewinnen, um ihr dann hinterrücks in den Rücken zu fallen?

Meine Meinung

Am Anfang des Buches sind wir sehr lange mit dem Leben beschäftigt, das Katniss nach den Spielen führt. Wir erleben in der Ich-Perspektive hautnah ihre Ängste, Albträume und Sorgen mit, folgen ihr in den Wald, in den sie nun nicht mehr geht, um ihre Familie zu ernähren, sondern eher um überhaupt etwas zu tun.
Wir haben einige Seiten damit zu tun und auch wenn nicht allzu viel passiert, so wäre das Buch schlecht, wenn wir diese Erfahrungen nicht mit ihr erlebt hätten. Denn wie kann eine Person realistisch erscheinen, die nach solchen Schrecken, die sie nicht erlebt hat, kein Trauma davon trägt?

Und dann ganz plötzlich spitzt sich die Lage zu, Katniss erfährt es jetzt, was sie für die Menschen ist. Und sie will nicht die Person sein, an die sie sich klammern, jedenfalls nicht, wenn ihre Lieben dadurch in Gefahr geraten.

Immer wieder werden hier Anzeichen der beginnenden Revolution eingestreut, die Katniss lange versucht zu übersehen, bis schließlich auch in ihren Distrikt der Schrecken einkehrt in Form von neuen und noch strengeren Friedenswächtern.

Man merkt förmlich, wie die Luft zum Atmen dünner wird, man fühlt die Beklemmung und Angst, die Katniss empfindet, die sich dann plötzlich ergießt, als sie wieder als Tribut aufgerufen wird.

Doch hier geschieht auch eine Veränderung in Katniss. Es ist als hätte sie sich aufgegeben mit dem einzigen Ziel durch ihren Tod etwas Gutes zu bewirken. Es ist eine seltsame Mischung aus Schwäche und Stärke zugleich, paradox aber auch nur zu gut zu verstehen.

Und dann betreten die Tribute schließlich die Arena und alles ist noch atemberaubender als zu vor, grausame Mechanismen und überall Gefahren, die neben den anderen Tributen auf die Spieler lauern. Ich hätte nicht gedacht, dass eine Steigerung hier möglich wäre, doch es ist der Autorin tatsächlich gelungen.

Auch wenn die grausamen Momente in der Arena noch rasanter und grausamer sind, so ist dies nicht der Augenmerk dieses Buches. Dieses Buch konzentriert sich mehr auf offene und verborgene Zeichen einer bevorstehenden Revolution.
Ein diktatorischer Überwachungsstaat, der einen herben Rückschlag erlitten hat, als das Instrument der Angst, also die Spiele als Mittel zur Rebellion genutzt wird.
Diese eine kleine Handlung, die solche Konsequenzen hatte.
Wir merken, dass das Land in Aufruhr ist und dieses Buch bereitet und auf etwas Großes vor, dass im anschließenden dritten band auf uns wartet und mit Sicherheit noch alles vorangegangene übertreffen wird.

Man darf das Buch aber keineswegs als Lückenfüller sehen. Es ist zwar in gewisser Weise ein Übergangsbuch zwischen Anfang und Ende, doch es erzählt seine eigene Geschichte und dies sehr gut.
Immer wieder werden Informationen eingeworfen, von denen wir nicht genau sagen können, wie hoch der Wahrheitsgehalt ist, doch irgendwie ahnen wir, dass sich alles auflösen wird und tatsächlich werden am Ende einige Fragen beantwortet, doch noch viel mehr ist ungeklärt und macht um so mehr Lust auf den dritten Band.

Das einzige, was ich ein wenig schade finde, ist das Peeta in diesem Band ein wenig in den Hintergrund gerückt ist, so konnten wir bei ihm nicht wirklich eine Entwicklung feststellen, bei Katniss jedoch, wie schon beschrieben ist diese enorm. Ich musste sogar einmal denken: Wie ein Phönix aus der Asche. Was hier ja überaus passend ist, schließlich ist sie das Mädchen, das in Flammen steht.

Fazit

Ein sehr gelungener zweiter Band, der Lust auf mehr macht.
Der Schwerpunkt ist hier nicht auf den Spielen selber, auch wenn diese sehr gut ausgefeilt wurden, sondern auf die beginnende Revolution, was mir persönlich gut gefallen hat, wäre das Buch sonst nichts weiter als eine Wiederholung des ersten Bandes gewesen.