Leserunde

Leserunde zu „Butcher's Crossing" (John Williams)

Butcher's Crossing - John Williams

Butcher's Crossing
von John Williams

Bewerbungsphase: 16.03. - 30.03.

Beginn der Leserunde: 06.04. (Ende: 26.04.)

Mit freundlicher Unterstützung des dtv Verlags können wir 20 Freiexemplare von Leserunde zu „Butcher's Crossing" (John Williams) im Rahmen dieser Leserunde zur Verfügung stellen.

Es war um 1870, als Will Andrews der Aussicht auf eine glänzende Karriere und Harvard den Rücken kehrt. Beflügelt von der Naturauffassung Ralph W. Emersons, sucht er im Westen nach einer "ursprünglichen Beziehung zur Natur". In Butcher's Crossing, einem kleinen Städtchen in Kansas, am Rande von Nirgendwo, wimmelt es von rastlosen Männern, die das Abenteuer suchen und schnell verdientes Geld ebenso schnell wieder vergeuden. Einer von ihnen lockt Andrews mit Geschichten von riesigen Büffelherden, die, versteckt in einem entlegenen Tal tief in den Colorado Rockies, nur eingefangen werden müssten: Andrews schließt sich einer Expedition an, mit dem Ziel, die Tiere aufzuspüren. Die Reise ist aufreibend und strapaziös, aber am Ende erreichen die Männer einen Ort von paradiesischer Schönheit. Doch statt von Ehrfurcht werden sie von Gier ergriffen und entfesseln eine Tragödie. Ein Roman darüber, wie man im Leben verliert und was man dabei gewinnt.

John Williams wurde 1922 in Texas geboren. Trotz seiner Begabung brach er sein Studium ab. Widerstrebend beteiligte er sich an den Kriegsvorbereitungen der Amerikaner und wurde Mitglied des Army Air Corps. Während dieser Zeit entstand die Erstfassung seines ersten Romans, der später von einem kleinen Verlag publiziert wurde. Williams erlangte an der University of Denver seinen Master. 1954 kehrte er als Dozent an diese Universität zurück und lehrte dort bis zu seiner Emeritierung 1985. Er veröffentlichte zwei Gedichtbände und vier Romane, von denen einer mit dem National Book Award ausgezeichnet wurde.John Williams starb 1994 in Fayetteville, Arkansas.

26.04.2015

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 117 bis 244

Thema: Lektüre, Teil II; Seite 117 bis 244
engi kommentierte am 13. April 2015 um 12:58

So, der zweite Teil ist gelesen und ich muss sagen, ich bin total fasziniert von der Story. Ich finde, man wird wie in einem Strudel in das Buch gesogen.

Die Beschreibungen sind für meinen Geschmack genau richtig. Ich kann mir ein sehr lebhaftes Bild der grausigen Szenen machen, die beschrieben werden. Was muss das für ein Gemetzel gewesen sein, das Miller mit seinen Mannen veranstaltet hat. Was für eine Sünde vor Gott, diese friedlichen Tiere nur des Felles wegen zu Hunderten abzuschlachten. Miller ist wie besessen davon, auch das letzte Tier der Herde vor sein Gewehr zu bekommen. Er kann nicht aufhören - selbst als ihn sein Gefühl eines besseren belehren sollte.

Es kommt wie es kommen musste, ein früher Schneesturm trifft die kleine Gruppe unerwartet und der nächste Kampf ums Überleben steht bevor. Wird er wieder gut ausgehen, wie am Anfang der Reise die Suche nach dem Wasser im letzten Moment erfolgreich war? Die Gruppe fängt langsam an zu zerfallen. Miller ist nach wie vor getrieben und kommt nicht zur Ruhe, Schneider seilt sich ab, Andrew ist nur noch apathisch und der arme Charley krank vor Angst.

Ich bin schon gespannt auf die Kommentare meiner Mitleser und Mitleserinnen und freue mich aufs Weiterlesen heute abend.

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ThePassionOfBooks kommentierte am 14. April 2015 um 09:38

Ich bin nun ebenfalls mit dem zweiten Teil fertig. Ich muss sagen so recht weiß ich nicht ob mir das Buch nun gefällt oder nicht. Zum einen finde ich die Hintergründe der Büffeljagd und die einzelnen Arbeitsschritte sehr interessant. 

Allerdings sind mir die Protagonisten mit Ausnahme von Andrew nach wie vor etwas fremd und so recht warm werde ich nicht mit ihnen. 

Auch plätschert die Geschichte die meiste Zeit nur so vor sich hin und spannende Momente sind leider sehr selten. 

Dennoch bin ich irgendwie sehr neugierig wie diese Jagd für alle Beteiligten enden wird.

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wandagreen kommentierte am 15. April 2015 um 01:40

Wann wurde das Buch ursprünglich geschrieben? Sollte es gesellschaftskritisch sein, was meint ihr?

Beeindruckend die Felder der Gebeine ganzer Büffelherden. Es ist zum Weinen.

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engi kommentierte am 15. April 2015 um 08:44

Das Buch wurde schon 1960 geschrieben. Ich könnte mir gut vorstellen, dass ein gesellschaftkritischer Aspekt zugrunde lag. John Williams beschönt das Töten der Büffel in keinster Weise, im Gegenteil, er macht sehr anschaulich klar, wie grausam und widerlich die Riesenabschlachterei wirklich war.

Du hast recht, es ist wirklich sehr sehr tragisch, besonders, wenn man am Ende des Buches angelangt ist und die Wahrheit erkennt.

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FIRIEL kommentierte am 18. April 2015 um 18:27

Schon 1960 geschrieben! Gut, dass du das sagst; das war mir gar nicht aufgefallen. Das war dann ja noch vor der Hippie-Bewegung und bevor "aussteigen" in wurde. Dann war das ja sehr modern für die Entstehungszeit.

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Persuasion kommentierte am 20. April 2015 um 00:40

Es ist wahrscheinlich eine Kritik am naiven Transzendentalismus, den Andrews verkörpert. Als Emerson-Verehrer schwingt der sich mit der Überzeugung in den Sattel, dass die Natur ihn leiten, auf den rechten Weg und zur Erkenntnis seines wahren Selbst führen wird. Und die Realität? Den Anblick der getöteten Büffels erträgt er nicht, weil dieser „seines Selbst beraubt“ wurde. „Dieses Selbst war ermordet worden; und während der Ermordung hatte er, Andrews, gespürt, wie etwas in ihm zerbrach, und dem hatte er sich nicht stellen können.“ (202). Sieht für mich vorläufig also ganz danach aus, als gäbe es einiges, dem Andrews sich noch stellen muss...

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Naibenak kommentierte am 20. April 2015 um 09:07

Huch...das Wort "Transzendentalismus" musste ich nun doch erst einmal googeln :D Paßt ja genau hinein in die Zeit und auf die Hauptfigur dieses Romans. Prima, danke für diesen Hinweis!

Diese Szene des Mordens und des Konflikts, dem Andrews ausgesetzt war, hat mich im ganzen Buch am meisten berührt und ist mir furchtbar nahe gegangen...

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wandagreen kommentierte am 23. April 2015 um 23:09

Das hast du sehr treffend formuliert! Allerdings hätte die Natur ihn führen und leiten können. Wie die Tiere nicht wissen konnten, woher der Tod kommt und sich haben abschlachten lassen, obwohl sie mit einer Stampede ihre Sorgen schnell hätten abstellen können!! Grauenhaft. Es ist nur der Mensch, der alles umbringt bis zum letzten Blutstropfen. Mit den Menschen habe ich Null Mitleid. Mit diesem Andrews auch nicht. Er erkennt zwar, dass das Mord ist, aber er hat eigentlich alles zuerst inszeniert und er kritisiert auch  nichts, gewöhnt sich an das Töten.

 

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Buchstabensucht kommentierte am 15. April 2015 um 09:23

Das Buch wird jetzt richtig spannend.

Besonders interessant finde ich, wie Schneider gegen besseres Wissen Miller immer weiter ins Unglück folgt. Warum geht er nicht, solange er noch kann? Warum ignoriert Andrews Schneiders Warnungen und trägt Millers Entscheidungen, die sich wiederholt als falsch herausstellen, stets kommentarlos mit? Das finde ich fast noch gruseliger als die Büffeljagd an sich - die ein erfolgreiches Unternehmen gewesen wäre, wenn Millers Gier und Wahn das nicht verhindert hätten.
Der vierte im Bunde, Charley Hoge, scheint nun völlig den Verstand verloren zu haben. Verängstigt, weil er mit Miller früher schon in einer ähnlichen Situation war und dabei eine Hand verloren hat, glaubt er dennoch dessen Versprechungen, das alles gut werden wird. Passt zu seiner vorher beschriebenen Religiosität, auf eine übernatürliche Rettung zu warten.
Bin schon sehr gespannt, wie es weiter geht. Nach den ganzen Jagd- und Häutungsszenen gehe ich jetzt aber erstmal ein paar Tofuwürstchen zum Mittagessen einkaufen. ;-)

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wandagreen kommentierte am 15. April 2015 um 10:42

Wenn d a s die Reaktion ist, dann lohnt sich das Buch. Aber ich wette, du warst schon vorher vllt Vegetarierin?

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bromer65 kommentierte am 15. April 2015 um 14:15

Der zweite Teil war für mich richtig nervenaufreibend. Zuerst die Sache mit dem Wasser, abseits vom Trail und kurz vor dem Verdursten, da wundert es mich sowieso, dass keiner der Männer abgehaut ist. Dann finden sie wieder Wasser und schließlich auch das Tal in den Bergen von Colorado. Bei der Beschreibung der ersten Jagd hat sich mir der Magen ganz schön zusammengezogen, so anschaulich hätte ich das nicht erwartet. Aber so ist es ja wohl damals auch gewesen, als die Büffel so arg deezimiert wurden, nur wegen des Fells, den Rest ließ man verrotten... unvorstellbar !!  Miller kann keine Ruhe geben, bis er nicht auch den letzten Büffel erlegt hat, obwohl ja sowieso schon klar ist dass der Wagen die immense Menge an Fellen gar nicht transportieren kann. Und so vertrödeln die Männer Tag um Tag, bis es schließlich den Wintereinbruch gibt. Mich wundert, dass es nicht vorher schon größere Differenzen zwischen den Männern gab, aber offensichtlich ist Miller trotz seines "Tunnelblicks" immer noch der uneingeschränkte Chef.

Ich bin ja gespannt, was mich im 3. Teil erwartet. Überlebt die Truppe den Wintereinbruch, wie lange müssen sie dort ausharren, und kommen sie alle heil zurück und in welchem Zustand? Ich stelle mir vor, dass insbesondere Will Andrews ein ganz anderer Mensch sein wird. Ob er wohl das gefunden hat, wonach er gesucht hat? Bisher wohl eher nicht, denke ich... 

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goolegou kommentierte am 15. April 2015 um 18:19

Für den zweiten Teil habe ich leider etwas länger gebraucht, was daran liegt, das er mich zu Anfang total gelangweilt hat. Mich hat dieses ewige Prärie beschreiben einfach nur genervt, das war meiner Meinung nach wirklich ein bisschen viel. Auch die Sache mit dem fehlenden Wasser hat mich nicht sonderlich gerührt, bzw für mich keine wirkliche Spannung aufgebaut.

Als es dann allerdings in das Tal ging, wurde es für mich wieder interessanter. Die ganzen Beschreibungen der Vorbereitungen der Jagd und der Aufbau des Lagers finde ich wurden super beschrieben. So grausam und detailliert dann die erste Jagd auch beschrieben wurde, auch das war sehr interessant. Ich bin gespannt wie die 4 Herren nun mit dem plötzlichen Wintereinbruch umgehen, wann und ob sie zurück nach Butchers Crossing kommen und inwieweit sich die Charaktere entwickeln.

Zu den Charakteren habe ich momentan folgenden Eindruck:

Schneider ist für mich eigentlich ein ganz vernünftiger und realistischer Typ, der einiges auf dem Kasten hat sich aber leider nicht gegen Miller durchsetzen kann, bzw ihm viel zu schnell nachgeht.

Miller ist einfach ein überheblicher Typ, der die Grenzen gerne überschreitet und somit alle in Gefahr bringt.

Zu Charly Hoge kaann man nicht all zu viel sagen, er macht einfach all das was Miller von ihm erwartet.

Und Andrews ist komplett überfordert und weiß gar nicht recht wo er dort gelandet ist.

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Naibenak kommentierte am 18. April 2015 um 16:58

So nun habe ich schon etwas mehr als den 2. Teil gelesen und bin echt fasziniert von diesem Buch. Einerseits nimmt es mich aufgrund der enormen Intensität ganz schön mit - erst die tagelange Reise auf der Suche nach Wasser, dann die Büffeljad, das Häuten, das Ausschlachten... dann der Wintereinbruch, die stetig ansteigenden Differenzen zwischen Schneider und dem Rest der Truppe. John Williams schreibt unglaublich detailliert und die Stimmung, die er erzeugt, ist für mich zum Greifen nah. Was ich anfangs noch nicht so recht wahrhaben wollte - nämlich dass es sich bei dieser Jagd um ein reines Abschlachten aus Gier und Besessenheit (Miller) handelt - das wird in diesem 2. Teil (leider) mehr als deutlich. Miller war mir anfangs noch einigermaßen sympathisch - inzwischen macht er mir Angst. Er kennt sich sehr, sehr gut aus in der Prärie und weiß, was zu tun ist bei unvorhergesehenen Ereignissen. Natürlich hat es auch Unsicherheiten gegeben bei der Wassersuche, doch letztlich haben sie ihren Weg gefunden. Ich bin nicht sicher, ob Schneider diesen Weg allein zurückfinden würde und ob er allein tagelang in der Wildnis zurechtkommen könnte. Ich glaube, dass sie aus diesem Grund trotzdem immer noch zusammenbleiben, trotz der zunehmenden Ungereimtheiten. Sie sind Miller mehr oder weniger ausgeliefert. Andrews ja sowieso. Der hat überhaupt keine Ahnung und bereits im 1. Teil hat Miller ihm unmissverständlich klar gemacht, dass er der Chef ist.

Andrews lernen wir etwas besser kennen in diesem Teil. Endlich läßt er mal ein paar Gefühle zu, die mich auch tatsächlich beeindruckt haben, insbesondere, weil sie die Sinnlosigkeit der ganzen Aktion zum Ausdruck gebracht haben. Leider, leider kommt es aber wie schon erwartet... er stumpft ab und macht alles wie es ihm aufgetragen wird.... hier scheint (vorerst) kein Konflikt mit Miller oder Schneider aufzutreten.

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FIRIEL kommentierte am 18. April 2015 um 18:43

Die sogenannte Zivilisation zeigt sich hier äußerst grausam. Das Abschlachten der Büffel aus reiner Gewinnsucht ist für uns kaum nachvollziehbar, da wir wissen, wie sich das weiterentwickelt hat - aber heute steht das Gewinnstreben auch in vielen Fällen weit vor dem Umweltschutz. Dass man einen Büffel in wenigen Minuten häuten kann, hätte ich nicht gedacht. Das rationale Gewinndenken ist aber nur die eine Seite; Miller ist ja wie in einem Rausch und keinen Vernunftgründen zugänglich. So viele Felle, die sie nicht transportieren können, und die sicherlich verderben! Von den toten Tieren mal ganz abgesehen. Vernünftig wäre es gewesen, nur einen Teil der Tiere zu töten und mit den Fellen einen guten Gewinn zu machen. Und da es immer weniger freie Büffelherden gibt, hätte Miller dann irgendwann fast ein Monopol und könnte Höchstpreise erhalten - und er bräuchte immer nur so viele Büffel zu töten wie in einem Jahr geboren werden. Da hätte er praktisch eine Lebensrente. Aber Vernunft ist nicht gefragt; Miller ist wie in einem Rausch.

Bisher zeigten sich die Menschen der Natur überlegen. Aber nun zeigt diese ein anderes Gesicht: Der Schneesturm ist für die Menschen lebensgefährlich. Wenn Will auf Naturromantik aus war, hat er jetzt sowohl deren Zerstörung durch das Abschlachten der Büffel erlebt als auch die Gefährdung durch die Natur. Das ist einfach großartig - aber niemand möchte es am eigenen Leib erleben.

Ich bin gespannt, wie es weitergeht: Wie die kleine Gruppe mit dem Blizzard fertig wird, ob sie überhaupt das Tal wieder verlassen können, was sich an Konflikten untereinander aufbaut. Ob sie wohl alle zurückkehren? Sicherlich nicht unversehrt.

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Persuasion kommentierte am 20. April 2015 um 16:57

Zivilisation? Dass es damit nicht weit her sein konnte, war schon klar, als die Kutsche in einem Kaff hielt, das nach einem Schlachter benannt ist und in dem der Friseur sich “Joe Long, Barbar” nennt. ;-)

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Buchliebhaber65 kommentierte am 19. April 2015 um 17:31

Der zweite Teil beschreibt eine so tragische Szenerie, dass man zwar in einen Sog hineingezogen wird und dennoch gibt es einige Stellen, die so grausam und ausführlich beschrieben sind, dass ich manchmal wirklich eine Pause brauchte.

Das Buch ist von einer beeindruckenden Intensität, sowohl was die Schilderung der Handlung betrifft, als auch die Szenerie bzw. die Landschaft, die der Autor großartig, mit seiner bildhaften Sprache, in Szene zu setzen weiß!

Für mich ist dieses Buch allerdings auch eine hervorragende Charakterstudie, mit einem sicherlich vorhandenen gesellschaftskritischen Unterton.

Ich bin nun auch höchst gespannt, ob und wie sie den Wintereinbruch überleben werden.

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Naibenak kommentierte am 19. April 2015 um 17:52

Buchliebhaber95, mir ging es ganz genauso wie Dir. Die beeindruckend intensive Schreibweise des Autors hat mich im 2. Teil richtig mitgenommen stellenweise und ich konnte auch nicht sofort weiterlesen... habe mich teilweise sogar ein bisschen davor gedrückt. Und doch übt dieses Buch eine Faszination auf mich aus, die unglaublich ist. John Williams war ein begnadeter Erzähler!

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melange kommentierte am 19. April 2015 um 18:16

Der zweite Teil hat mir viel besser als der erste gefallen, - endlich Schwung in der Geschichte. Zuerst die verzweifelte Suche nach Wasser und dann die Begegnung mit den Büffeln, die Vorbereitung der Jagd, das Abschlachten inklusive Häuten und zum Schluss der Wintereinbruch.

Noch etwas hat mich überrascht: Schneider gefällt mir langsam richtig gut als Charakter. Okay, sein Frauenbild ist unterirdisch und er arbeitet als Häuter, aber bei ihm habe ich eher das Gefühl, als geht es um Beruf und nicht um Berufung. Außerdem hinterfragt er das teilweise grenzwertige Vorgehen von Miller und folgt ihm nicht wie ein Lemming.

Miller ist mir ein Graus. Obwohl ich bei ihm noch nicht einmal von Gier sprechen würde, - schließlich könnte er die Büffel auch auf einem weiteren Beutezug abknallen. Mir kommt er eher wie im Blutrausch vor oder wie ein Süchtiger, der wider besseren Wissens nicht von der Droge Töten ablassen kann.

Andrews bleibt total farblos. Seltsam, wo sich doch große Teile des Textes mit ihm beschäftigen. Aber mir kommt er vor wie ein Kleinkind, das brav erledigt, was die Erwachsenen von ihm erwarten (obwohl, wenn ich mir so meinen Neffen angucke.... brav.... nun ja...) und am selbständigen Verhalten noch arbeiten muss.

Hoge tut mir persönlich sehr leid. Er ist voll Vertrauen in Gott und Miller in dieses Abenteuer gestartet und wird jetzt enttäuscht. Das ist sehr, sehr bitter.

Ich beginne jetzt voller Vorfreude mit dem letzten Teil und bin gespannt, ob und wer diese Jagd überlebt, - die Büffel sind es ja schon einmal nicht.

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wandagreen kommentierte am 23. April 2015 um 23:15

Dieses Buch bzw. die Geschichte, die dahinter steckt, ist bedrückend. Zieht mich runter. Da mag Williams ein so großartiger Erzähler sein, wie er will. Die Menschheit zeigt bis heute kaum Empathie für die Tierwelt, die dem Menschen, mit seinen Tötungsgeräten und seiner Entartung ausgeliefert sind. Die Menschheit zeigt auch keinerlei Einsicht. Leute gehen in den Zirkus, in den Zoo ... essen billiges Fleisch, nutzen Tiere in jeglich erdenklicher Spielart aus. Dabei zeigt sich Menschlichkeit nicht zuletzt am Umgang mit den Mitgeschöpfen.

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einstein kommentierte am 26. April 2015 um 16:43

Ich musste wie in einem Sog die letzten beiden Teile durchlesen, so dass ich nun erst dazu komme, meine Meinung zu schreiben :-) Mir geht es auch so wie einigen von euch, dass das Buch vor allem wegen der intensiven Beschreibungen so eine Faszination entfaltet, dass ich nicht aufhören konnte zu lesen. Interessant finde ich im 2. Teil den starken Kontrast zwischen der Motivation Andrews (der Suche nach sich selbst im Naturerlebnis) und den Erlebnissen während der grausamen Büffeljagd – und tatsächlich hat er diesen Widerspruch nicht wirklich ausgehalten - wie persuasion schon geschrieben hat („und während der Ermordung hatte er, Andrews, gespürt, wie etwas in ihm zerbrach“).

Überraschend war für mich, wie sich meine Meinung von Schneider doch massiv geändert hat. Im 1. Teil hielt ich ihn eher für eine „Stänkerer“ und Störenfried. Im 2. Teil hat er sich aber als der Vernünftigste und Pragmatischste von allen Teilnehmern erwiesen. Er hat unentwegt darauf gedrungen, die Jagd zu beenden als ausreichend Felle erbeutet waren, damit sie es noch rechtzeitig vor Wintereinbruch aus dem Tal schaffen. Buchstabensucht: Ich glaube, Schneider verläß trotz seiner Warnungen die Gruppe nicht, weil er weiß, dass er alleine wahrscheinlich nur schlechte Chancen hat zu Überleben. 

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FrlSpatz kommentierte am 27. April 2015 um 21:50

So, bin jetzt auch mit dem zweiten Abschnitt durch. Der Schreibstil gefällt mir immer noch sehr gut, aber inhaltlich kann ich nur den Kopf schütteln. Die Zivilisation haben die eindeutig verlassen :( Einerseits sprechen sie davon, dass es immer weniger Büffel gibt (S. 167), andererseits dann das verhalten vor allem von Miller.... und auf S. 181 bennen sie es endlich mal als das, was es ist: abschlachten. Ich kann da einfach nur den Kopf drüber schütteln, auch zu Andrews gedanken zu den Kadavern, dass sie so unbedeutend wären (S. 175).

Die Charakter sind mir immer noch fremd, und ihr aktuelles Verhalten macht sie mir auch nicht sonderlich sympathischer ;) Bin ja mal gespannt, wie und wer den Schneesturm überlebt...

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Persuasion kommentierte am 28. April 2015 um 18:10

Töten war damals - leider - nicht ungewöhnlich und ethische Bedenken gab es kaum. Wenn Miller meint, es lohne sich nicht die wenigen Flussindianer abzuknallen, die sie auf ihrem Weg zu sehen bekommen, erinnert er uns daran, dass damals nicht nur Büffel fast ausgerottet wurden.

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FrlSpatz kommentierte am 28. April 2015 um 18:53

Auch diese Stelle, die du ansprichst, fand ich erschreckend, aber leider zur allgemeinen Einstellung des Charakters von Miller passend. So viel zu der "Überlegenheit" der Menschen über die Natur, die ja so gerne genannt wurde (und auchnoch heute leider oft genug angeommen wird)....