Leserunde

Leserunde zu „Butcher's Crossing" (John Williams)

Butcher's Crossing - John Williams

Butcher's Crossing
von John Williams

Bewerbungsphase: 16.03. - 30.03.

Beginn der Leserunde: 06.04. (Ende: 26.04.)

Mit freundlicher Unterstützung des dtv Verlags können wir 20 Freiexemplare von Leserunde zu „Butcher's Crossing" (John Williams) im Rahmen dieser Leserunde zur Verfügung stellen.

Es war um 1870, als Will Andrews der Aussicht auf eine glänzende Karriere und Harvard den Rücken kehrt. Beflügelt von der Naturauffassung Ralph W. Emersons, sucht er im Westen nach einer "ursprünglichen Beziehung zur Natur". In Butcher's Crossing, einem kleinen Städtchen in Kansas, am Rande von Nirgendwo, wimmelt es von rastlosen Männern, die das Abenteuer suchen und schnell verdientes Geld ebenso schnell wieder vergeuden. Einer von ihnen lockt Andrews mit Geschichten von riesigen Büffelherden, die, versteckt in einem entlegenen Tal tief in den Colorado Rockies, nur eingefangen werden müssten: Andrews schließt sich einer Expedition an, mit dem Ziel, die Tiere aufzuspüren. Die Reise ist aufreibend und strapaziös, aber am Ende erreichen die Männer einen Ort von paradiesischer Schönheit. Doch statt von Ehrfurcht werden sie von Gier ergriffen und entfesseln eine Tragödie. Ein Roman darüber, wie man im Leben verliert und was man dabei gewinnt.

John Williams wurde 1922 in Texas geboren. Trotz seiner Begabung brach er sein Studium ab. Widerstrebend beteiligte er sich an den Kriegsvorbereitungen der Amerikaner und wurde Mitglied des Army Air Corps. Während dieser Zeit entstand die Erstfassung seines ersten Romans, der später von einem kleinen Verlag publiziert wurde. Williams erlangte an der University of Denver seinen Master. 1954 kehrte er als Dozent an diese Universität zurück und lehrte dort bis zu seiner Emeritierung 1985. Er veröffentlichte zwei Gedichtbände und vier Romane, von denen einer mit dem National Book Award ausgezeichnet wurde.John Williams starb 1994 in Fayetteville, Arkansas.

26.04.2015

Thema: Lektüre, Teil III; Seite 245 bis 365

Thema: Lektüre, Teil III; Seite 245 bis 365
engi kommentierte am 14. April 2015 um 14:38

Ich habe mein Buch heute Morgen zu Ende gelesen und möchte nun meine Eindrücke zum letzten Abschnitt mit euch teilen.

Was ich nie gedacht hätte, ist wahr geworden - die vier Abenteurer haben den schlimmen Blizzard überleben. Doch der Schnee hat sie eingekesselt, so dass sie einen ganzen Winter in der Wildnis verbringen müssen. Hier hätte ich mir ein bisschen mehr Action und Tiefe gewünscht, kaum eingeschneit ist der Winter auch schon vorbei und sie können den Heimweg antreten. Den vielen Monaten im Schnee wurden gerade mal starke zwanzig Seiten im Buch gewidmet.

Doch das Frühjahr kommt und mit ihm die Chance, den lang ersehnten Heimweg anzutreten. Bei den Beschreibungen des warmen Wetters konnte ich mir so richtig bildlich und geruchlich vorstellen, wie verdreckt die kleine Truppe inzwischen gewesen sein muss und wie sie gestunken haben. Das muss doch ein schreckliches Gefühl sein. Besonders für uns alle, die wir doch spätestens jeden zweiten Tag von Kopf bis Fuß duschen.

Die Vier hängen ihren eigenen Gedanken nach und spekulieren über die Zukunft. Schneiders Pläne führen ihn in die Ferne, Miller ist nach wie vor besessen von den Fellen, die er bei einer erneuten Reise nach Colorado noch bergen will. Andrew kämpft mit sich selbst und versucht Erlebnisse Junge, der damals aus Boston nerstmal zu verdauen und zu verarbeiten.

Dann kommt der Fluss und alles kommt anders ...

Der nächste eye opener ist die Ankunft in der Stadt oder besser, was von ihr übrig geblieben ist. Nichts, aber auch gar nichts ist für die Jungs nach Plan gelaufen und nun zieht auch noch der Pleitegeier seine Kreise über Butcher's Crossing. Der Traum von den Büffeln und der Eisenbahn ist zerplatzt wie eine Seifenblase.

Andrews verzweifelter kleiner Versuch ein bisschen Nähe oder Gefühle für Francine aufzubauen bleibt erfolglos, zu sehr hat er sich verändert. Er ist einfach nicht mehr der weiche Junge, der damals nach Kansas kam.
Miller, der "lone wolf" des Quartetts, dreht durch. Seine Träume sind gemeinsam mit den Büffeln gestorben, die er erlegte.
Charley wird wohl nie wieder aus seiner Lethargie erwachen und Schneider ... das hat der liebe Gott erledigt.

Härter, erwachsener und sicherlich in vieler Hinsicht ernüchtert macht Andrew sich schließlich auf in Richtung Westen - er gönnt sich keinen Blick zurück ....

Thema: Lektüre, Teil III; Seite 245 bis 365
ThePassionOfBooks kommentierte am 15. April 2015 um 12:56

Auch der dritte Teil ist gelesen und so richtig warm wurde ich mit dem Buch leider nicht.

Mir lief vieles zu glatt und die Monate, die die Männer zusammen im Tal verbringen müssen werden in nur wenigen Seiten abgetan. Dabei hätte man hier noch viele spannende Momente einbauen können. 

Der Abstieg und der Tod Schneiders und der Verlust der Fälle waren an sich toll dargestellt und auch die Landschaften sind wirklich wunderbar beschrieben. 

Aber irgendwie wirkte auf mich vieles sehr vorhersehbar. 

Das Ende passt zwar zur Gesamtgeschichte, hat mir aber ebenfalls nicht so gut gefallen und ich würde das Buch wohl kein zweites Mal lesen.

Thema: Lektüre, Teil III; Seite 245 bis 365
Buchstabensucht kommentierte am 15. April 2015 um 16:35

Wie erwartet steht am Ende die Katastrophe.

Nachdem Miller die Jagd so lange weiterführt, dass die Gruppe vom Winter überrascht und eingeschneit wird, stellt sich im Frühling heraus, dass sie gar nicht alle Felle transportieren können. Schneider stirbt auf dem Rückweg, die Felle, die sie dabei haben, gehen verloren. Miller hofft nun, die Felle, die sie am Ort der Jagd aufbewahrt haben, später abholen zu können. Als sie wieder zurück in Butcher's Crossing sind, finden sie die Stadt jedoch noch verfallener als bei der Abreise vor. Die anderen Büffeljäger sind längst weitergezogen. Der örtliche Händler, von dem sich Miller einen Vorschuss erhofft, erklärt ihnen, dass der Büffelfellmarkt mittlerweile zusammengebrochen und er pleite ist. Sie kommen zu spät. Andrews ist davon noch am wenigsten geschockt, obwohl seine Investition damit in den Sand gesetzt ist. Durch die Reise "zum Mann geworden", traut er sich nun aber endlich, eine kurze Affäre mit Francine, einer Prostituierten aus dem Saloon einzugehen, vor deren Sexualität er zuvor noch geflüchtet war.
Miller hat am Ende eine Art Kriemhild-Moment, in dem er die Felle des Händlers, die unverkauft herumliegen, anzündet.
Charley hat wohl endgültig seinen letzten Rest Verstand verloren.
Andrews zieht schließlich weiter, ohne jede Ahnung, wohin es gehen soll und was er mit seinem Leben anfangen will.

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goolegou kommentierte am 16. April 2015 um 21:33

Nun bin auch ich mit dem dritten Teil fertig und muss sagen, das auch dieser mich nicht so recht überzeugen konnte. An sich ist viel passiert, zum einen wurde der Winter in dem Tal beschrieben, was für mich aber noch ein bisschen ausführlicher ausfallen hätte können. Dann ist Scheider auf dem Rückweg gestorben, womit man eigentlich schon gerechnet hat (schade eigentlich, ich moche Schneider sehr gerne). Auch das Ende gefällt mir leider nicht so, Williams lässt seine Liebe zurück, um irgendwo hinzureiten wohin weiß er selber leider auch nicht und verhält sich dadurch wie ein Arschloch und Miller und Hoge haben komplett den Verstand verloren. Auch finde ich dass das Ende leider sehr lang gezogen wurde.

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engi kommentierte am 17. April 2015 um 09:03

Interessant, wie unterschiedlich wir das Buch sehen. Ich muss dir zustimmen, auch ich fand die Beschreibung der vielen Monate in der Wildnis in Eis und Schnee zu kurz abgehandelt. Da wäre mehr drin gewesen.

Schneider hingegen fand ich unangenehm, um es mal nett auszudrücken. Schon die Andeutungen über Francine gegenüber Will waren widerlich. Er wusste doch, dass Will etwas für Francine zu empfinden schien.

Bei Miller und Hoge habe ich auch das Gefühl, dass die hinüber sind. Bei Miller sind wohl die Sicherungen durchgebrannt und Charley ist nun vollends in seiner Lethargie versunken.

Bei Will hatte ich das Gefühl, dass er einfach noch nicht bereit war, sich auf eine Beziehung einzulassen. Ich glaube, so sehr er gesucht hatte, gefunden hatte er sich noch nicht. Schade, dass wir nie erfahren werden, wie es mit ihm weitergeht ...

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goolegou kommentierte am 17. April 2015 um 22:27

Da sieht man wieder wie unterschiedlich doch die Meinungen über ein und das selbe Buch sein können.

Mich hätte sehr interessiert, was nun aus Will, Miller, Hoge und auch Francine wird. Außerdem würde ich gerne wissen ob sich Buchers Crossing von den ganzen Abgängen erholt und wie es dort weitergeht. Vielleicht hätte das Buch von mir am Ende auch eine bessere Bewertung bekommen, hätte ich dieses noch erfahren, aber so war es leider nicht. Es war mit Sicherheit auch nicht so gewollt, manche Menschen mögen ein offenes Ende, ich leider nicht ^^

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Persuasion kommentierte am 20. April 2015 um 23:09

Da würde ich gern Einspruch einlegen. Williams verlässt Francine, weil ihm klar wird, dass "seine Gier nach Francine" keine Liebe ist. Außerdem hinterlässt er ihr fast sein gesamtes restliches Geld, als er geht. Wer so handelt, ist im Grunde ein anständiger Kerl.

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goolegou kommentierte am 21. April 2015 um 06:57

Okay, das habe ich wohl eher bescheiden ausgedrückt, bzw. hätte ich ausführlicher begründen sollen, sorry.

Es geht mir nicht darum das er sie verlässt, die Gründe kann ich nachvollziehen.

Wie er sie verlässt, das ist das was ich kritisiere und nicht richtig finde. Man lässt keine Menschen ohne ihm eine direkte Erklärung (hiermit meine ich das man miteinander spricht und nicht einfach abhaut wenn sie schläft, hoffe habe das so noch richtig im Kopf) gegeben zu haben einfach zurück. Aber auch das sieht wahrscheinlich jeder anders. Das ist einfach meine persönliche Einschätzung der Situation.

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melange kommentierte am 23. April 2015 um 20:07

Naja, das mit dem Geld kann man so oder so sehen. Ihm gegenüber hat sich Francine nie als Nutte gezeigt und mit seiner letzten gönnerhaften Geste behandelt er sie genau so. Ich glaube, dass ich an ihrer Stelle eher gekränkt wäre und mich benutzt fühlen würde.

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Persuasion kommentierte am 24. April 2015 um 00:11

Und doch überlässt er ihr sein Geld, weil er an ihre Bedürfnisse denkt, nicht weil er sie abfinden will oder gar verachtet. Ich glaube übrigens nicht, dass von Francines Seite Liebe im Spiel war. Sie hat Gefallen an schönen Dingen und mitunter findet sich in ihrer Sammlung neben Teppichen und Vorhängen eben auch ein junger Mann...

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goolegou kommentierte am 24. April 2015 um 06:52

Und nochmal, es geht mir einfach darum das er es ihr hätte erklären müssen und nicht um das Geld oder sonst was. Außerdem habe ich nie behauptet, das Francines sich ihm gegenüber als Nutte gezeigt hat. Ich finde einfach das man, wenn man eine Frau verlässt, aus welchem Grund auch immer,es nicht still und heimlich macht...

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bromer65 kommentierte am 18. April 2015 um 11:49

Ich habe gestern abend das Buch fertig gelesen.

Auch ich bin der Meinung, dass man den Winter im Tal (immerhin waren es ja einige Monate mit genügend Konfliktpotenzial unter den Männern !!!) ruhig ausführlicher beschreiben hätte können.

Es kam, wie es kommen musste: Der Fluss, der auf der Hinreise kein Problem war, führt auf der Rückreise Hochwasser, klar, nach dem Winter.muss auch der Schnee irgendwohin. Dass es zu diesem tragischen Unfall kommt, war irgendwie nicht anders zu erwarten. Dass Schneider allerdings ums Leben kommt, fand ich dennoch schade. Es hätte ja genügt, den Wagen mit den Fellen zu verlieren. Schneider erschien mir irgendwie als der Mann mit dem meisten Verstand, nach dem Winter im Tal.  

Später kommen die Männer nach Butcher's Crossing zurück, stinkend und ausgemergelt, und müssen feststellen dass sie nicht mal die im Tal verbliebenen Felle noch loswerden können, da der Markt zusammengebrochen ist und McDonald pleite gegangen ist. Der Stadt geht es außerdem nicht besonders gut, viele Leute sind weggegangen und einige neue sind gekommen, aber die Stadt ist nicht gewachsen. 

Will Andrews findet Francine noch in Butcher's Crossing und geht dieses Mal eine Beziehung mit ihr ein, für einige Tage. Aber auch da fängt er an, sich sozusagen "von außen" anzusehen und weiß eigentlich nicht, warum er das tut.

Dann allerdings flippt Miller aus und zündet McDonalds ehemaligen Betrieb an. 

Charley Hoge ist vermutlich verrückt geworden, der gibt gar nichts mehr Sinnvolles von sich, aber er war ja eigentlich das ganze Buch durch von Miller abhängig..

Und Will Andrews hat in seinem "Abenteuer" ebenfalls keinen Sinn gefunden bzw. keine Lehren daraus gezogen. Er verlässt Butcher's Crossing, ohne sich auch nur von Francine zu verabschieden und wirft keinen Blick mehr zurück.

Das Buch muss ich jetzt erst mal "sitzen" lassen, ich weiss ehrlich gesagt noch nicht, wie ich es bewerten soll...

Rezension folgt....

Thema: Lektüre, Teil III; Seite 245 bis 365
FIRIEL kommentierte am 18. April 2015 um 22:36

Ich habe das Buch nun auch ausgelesen. Ich fand es spannend, kann aber manches noch nicht einordnen.

In der Winterepisode hätte ich erwartet, dass die Konflikte zwischen den Männern nun ausgetragen werden. Das geschieht aber nicht, nur in einigen Wortgefechten, und alle ordnen sich weiterhin Miller unter. Der hat auch das größte innere Feuer durch seine Vision.

Ich hätte erwartet, dass der Markt durch die vielen Felle, die sie mitbringen, zusammenbricht. Dass das nun schon vorher geschehen ist, ist ja tragisch: Alle die Büffel sind umsonst gestorben. Schneider, der lieber den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach haben wollte, hatte Recht - das nutzt ihm aber nichts. 

Die Männer mit den Plänen sind also gescheitert: Miller mit der großen Büffeljagd, McDonald mit seinem Handelsposten. Wie sagt Brecht: "Ja, mach nur einen Plan, sei nur ein großes Licht, und mach noch einen zweiten Plan - gehn tun sie beide nicht." Der Mensch ist klein; seine Pläne scheitern. Die Natur ist keine Idylle, sondern eine gewaltige Kraft. 

Was hat Will nun von seinem Abenteuer? Geld hat er nicht verdient. Das, was er noch hat, gibt er fort und behält nur einen einzigen Schein. Die unberührte Weite hat er kennen gelernt, die menschliche Leidenschaft und das Ringen mit der Natur. Was er eigentlich gesucht hat, war sich selbst. Und er hat sicherlich neue Seiten an sich entdeckt; ist härter geworden und erwachsener. Er kann sich nun auch auf die Beziehung zu Francine einlassen, doch findet er hier auch nicht das Gesuchte. Und so reitet er wieder los - wohin, weiß er selbst noch nicht.

John Williams schreibt einen ungewöhnlichen Stil: Einerseits sehr detailliert mit genauen Beschreibungen von Handlungen und Sinneswahrnehmungen, aber andererseits gibt es kaum Dialoge; die Männer sind wortkarg. Auch die Gefühlswelt der Männer und ihre Motive deutet er nur an. So muss man sich als Leser selbst ein Bild machen. Das ist ungewohnt und mir fällt es noch schwer, das richtig einzuordnen.

Ich glaube, ich muss das erst mal überschlafen, ehe ich eine Rezension schreibe. Und ich bin gespannt auf eure Meinungen, denn vielleicht verstehe ich dadurch manche Aspekte besser.

Thema: Lektüre, Teil III; Seite 245 bis 365
wandagreen kommentierte am 29. April 2015 um 18:55

Den Schlüsselsatz ist m.E. dieses: Ist "es" in allen? Das hat er nun erkannt: die potentielle Mordlust und Gier ist in allen Menschen! Für mich ist es das, was Williams herausarbeiten wollte - aber es ist ein trauriges Fazit.

 

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Naibenak kommentierte am 21. April 2015 um 09:17

Ich habe das Buch vorgestern fertig gelesen. Bin sehr beeindruckt davon!

Im Gegensatz zu vielen empfand ich es nicht als schade, dass die Wintermonate recht kurz abgehandelt wurden. Es war ziemlich deutlich, dass sich alle mehr oder weniger aus dem Weg gingen, um Konflikte weitestgehend zu vermeiden, denn ich denke, den Männern war schon klar, was es bedeutet hätte, wenn sie sich gegenseitig die Köpfe eingeschlagen hätten. Vorrangig wollten sie alle den Winter überstehen: Schneider zog sich komplett zurück und machte sein eigenes Ding (blieb aber in der Nähe), Miller war den ganzen Tag auf der Jagd, Hoge ist eigentlich nicht mehr wirklich da und Andrews hat die Tage mit Gedanken an frühere Zeiten und an Francine verbracht. So ging es dann Monat für Monat und alle haben den Winter in den Bergen dann tatsächlich hinter sich bringen können.

Anschließend die furchtbaren Ereignisse auf der Heimreise, dem ein ausgelassenes Bad im Fluss von Andrews und ein paar Wasser-Spielereien von Andrews und Schneider vorausgegangen sind - das war im übrigen ein schönes Bild :-) Was dann aber passiert ist, ist für alle Männer ein Schock. Schneider stirbt im reißenden Fluß und alle mitgenommenen Felle sind verloren samt Karren und Ochsen. Ein Trost für Miller ist, dass noch eine Menge Felle gelagert werden konnten, die nicht auf den Karren gepaßt haben. So reiten die 3 Überlebenden weiter nach Butcher's Crossing, um mit dem Fellhändler McDonald zu verhandeln. Dort erwartet sie jedoch der nächste Schock: ein völlig eingebrochener Fellmarkt hat aus Butcher's Crossing einen verlassenen Ort gemacht, McDonald ist pleite...

Diese letzten Szenen (insbesondere die Rückreise ) sind stark zusammengefasst. Der Autor konzentriert sich diesmal in erster Linie auf die Zustände und kommenden Geschehnisse in Butcher's Crossing. Jeder der Männer reagiert nun auf seine Weise - alles für mich absolut nachvollziehbar und passend zur bisherigen Story. Andrews hat meiner Meinung nach seine anfangs sehr blauäugige Naivität abgestreift. Er ist tatsächlich gereift. Aber auch abgestumpft. Er weiß zwar noch immer nicht, was er mit seinem Leben anfangen will, aber ein Stück weiter ist er doch gekommen bei seiner Suche. Fraglich bleibt für mich, wie er letztlich dem ganzen Geschehen gegenübersteht. Das wird meiner Meinung nach nicht so ganz deutlich. Er macht auf mich immer einen sehr gleichgültigen Eindruck... Was meint Ihr dazu?

 

 

 

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bromer65 kommentierte am 21. April 2015 um 11:41

Hallo naibenak,

ich sehe das auch so, dass Will Andrews wohl etwas für sich gelernt hat auf dieser Reise. Dass er aber trotzdem zum Schluss dann ohne Ziel nach Irgendwo weiterreitet, hätte ich so nicht gedacht. Ich war der Meinung, er könnte sich dann wenigstens ein klares Ziel setzen. Offensichtlich ist er nicht so weit gekommen...

Thema: Lektüre, Teil III; Seite 245 bis 365
Buchliebhaber65 kommentierte am 22. April 2015 um 21:07

Ich empfand den letzten Abschnitt alles in allem, als sehr gut. Mal wieder bringt der Autor Williams seine erzählerische Stärke zum Ausdruck.

Gerade die Landschaftsbeschreibungen und der Weg, den die Protagonisten im einzelnen durchlaufen sind äußerst eindrucksvoll geschildert. Auch die Veränderung, die Entwicklung der Charaktere wurden toll dargestellt, wenn sie mir auch bis zuletzt etwas fremd blieben.

Wenn ich auch an sich sehr begeistert bin, hätte ich mir etwas noch Herausragenderes vorgestellt, wenn es auch für mich ein knappes 5 Sterne Buch ist, so muss ich doch sagen, dass meine riesigen Erwartungen nicht zu 100% erfüllt wurden.

Das Ende empfand ich wiederum als sehr gelungen und stimmig was die Verbindung zur kompletten Geschichte betrifft.

Doch vor allem ist für mich eines klar, John Williams gehört zu einem der ganz großen Erzähler, der ein herausragendes stilistisches Können an den Tag legt!

Thema: Lektüre, Teil III; Seite 245 bis 365
melange kommentierte am 23. April 2015 um 20:03

Okay, das Ende war so erwartet, trotzdem muss es nicht jedem gefallen. Mir jedenfalls gefällt es nicht.  Erstens fand ich schon seltsam, dass sich mit dem langweiligen Hinweg so viel Mühe gegeben wurde, dass mir bei der Grasschilderung fast die Augen zufielen, die MONATE im Winter jedoch schwuppdiwupp auf wenigen Seiten abgehandelt werden. Zweitens hätte ich Schneider, der mir als einziger einen Funken Verstand zu haben schien, lieber lebend in Butcher's Crossing gesehen. Ausgerechnet der Mensch, der aus diesem ganzen Desaster einen (wenn auch kleinen) Gewinn gezogen hätte, musste sterben.So ist zum Schluss alles hoffnungslos, trostlos und dem Wahnsinn verfallen. Denn auch wenn Andrews noch lebt, ist es ziemlich dämlich, in den Sonnenuntergang zu reiten, wenn man kein Ziel hat und die nächsten Hunderte von Meilen sich wohl auch keins auftun wird. So ein Ende funktionert für mich nur bei Lucky Luke.

Glücklicherweise habe ich Butcher's Crossing jetzt gelesen, - im November hätte es unweigerlich zur Depression geführt. Aber es ist Frühling, die Blümchen blühen, die Vögel zwitschern und selbst so eine Geschichte ist zu verdauen.

Noch einmal würde ich das Buch nicht lesen wollen.

Nein, auch nicht im Frühling.

Thema: Lektüre, Teil III; Seite 245 bis 365
Persuasion kommentierte am 23. April 2015 um 23:57

Ich denke, man sollte dem Buch nicht übelnehmen, dass es kein Abenteuerroman ist. Die kritischen Töne finde ich interessant. Ob Williams mit dem herben Verlust nach Verlassen des Tals wohl eine Kritik des American Dream im Sinn hatte?

Thema: Lektüre, Teil III; Seite 245 bis 365
einstein kommentierte am 26. April 2015 um 16:44

Mit dem was im 3. Teil passiert, habe ich gar nicht gerechnet. Das sich nach der Rückkehr nach Butcher's Crossing herausstellt, dass alle Mühen und Opfer umsonst waren und Büffelfelle nun nichts mehr wert sind – das hat mich umgehauen. Schneiders Tod auf dem Rückweg war für mich zwar traurig – mittlerweile hatte ich ihn fast ein bißchen gemocht – aber er war auch irgendwie konsequent: Der einzige Vernünftige, der permanent vor den Folgen ihres Handelns gewarnt hat (der schon auf dem Hinweg lieber eine sichere Route gewählt hätte und vor Wintereinbruch das Tal verlassen hätte), der überlebt diese Tour nicht. Die knappe Darstellung der „Überwinterung“ hat mich gar nicht gestört – schließlich zeigt sie einfach nur, dass in dieser Zeit außer schlafen, essen jagen und Holz sammeln einfach nichts nennenswertes passiert ist. Das muss man meiner Meinung nach auch nicht mehr ausweiten.

Das offene Ende hat mir gut gefallen, weil ich mir zu diesem Buch auch kein anderes Ende hätte vorstellen können (was hätte das denn für ein „Happy-End“ sein sollen?). Andrews weiß, dass er nicht mehr zurück in sein altes Leben oder sein altes Ich kann. Er hat der Illusion nachgejagt in der Natur sich selbst zu finden und hat dabei nur eine innere Leere gefunden. Also zieht er weiter Richtung Westen, weiter auf der Suche. Insofern ist er vielleicht genauso ein Getriebener wie Miller.

Thema: Lektüre, Teil III; Seite 245 bis 365
FrlSpatz kommentierte am 28. April 2015 um 18:57

Nun auch fertig mit Teil drei.... absolut passend kann man hier wohl Charley Hoge (aus Abschnitt 2?) zitieren: "Der Herr hat gegeben, der Herr hat´s genommen" - über mein Gesamtfazit muss ich wohl nochmal schlafen...