Rezension

Ein Thriller, der dein Bullerbü Gefühl schlagartig verändern wird

Das Baumhaus -

Das Baumhaus
von Vera Buck

Bewertet mit 5 Sternen

Henrik und Nora erfüllen sich einen lang gehegten Traum und ziehen gemeinsam mit ihren 5-jährigen Sohn Fynn in das alte Familienhaus in Schweden. Henrik will dort in der Idylle ein neues Kinderbuch schreiben und Nora die Geister der Vergangenheit abschütteln. Nachdem die erste Staubschicht von den Möbeln poliert wurde, wird allen jedoch schnell klar, dass das Familienhaus in ihrer Abwesenheit nicht gänzlich unbewohnt war, und der heimliche Gast ihnen ganz und gar nicht wohlgesonnen ist. Als schließlich Fynn nach einem Spiel im Wald spurlos verschwindet, seltsame Spuren in einem morschen Baumhaus gefunden werden und die kauzige Ermittlerin Rosa Lundqvist ein altes Kinderskelett ausgräbt, liegen die Nerven blank.

Die Autorin hat sich mit „Das Baumhaus“ für meinen Geschmack in den Annalen der „Besten Thriller aller Zeiten“ verewigt!

Jeder Charakter steht nach außen stark für die eigenen Ideale ein und lässt in der persönlichen Gedankenwelt aber auch viel Raum für Schwächen und Fehler zu, wobei manche Traumata der Vergangenheit auch das Handeln der Gegenwart maßgeblich beeinflussen und dadurch eine psychologische Tiefe generieren, die den Leser in einen puren Sog hineinziehen.
Die unterschiedlichen Handlungsstränge sind perfekt aufeinander abgestimmt und überraschen zum Schluss mit einer ungewöhnlichen Auflösung der Ereignisse.
Der große Vorteil ist auch, dass wir uns in der schwedischen Abgeschiedenheit vollumfänglich auf den überschaubaren Cast konzentrieren können und das potenzielle „Böse“ im Wald mehr Raum einnimmt ohne einen übertriebenen, düsteren Stempel verpasst zu bekommen.

Als netten Bonus empfinde ich das (für mich) neue Gebiet der forensischen Botanik, die anhand von der Verfärbung der Blätter ziemlich eindeutige Rückschlüsse auf Leichenfunde gibt. Hier würde ich mich freuen, wenn Rosa Lundqvist mit ihren Analysen noch weitere Thriller füllen dürfte.

Mein Wunsch wäre außerdem eine Verfilmung des Plots von Vera Buck auf der großen Kinoleinwand oder im Freiluftkino, um den Nervenkitzel noch greifbarer zu machen.

Die Gestaltung des Thrillers sollte zu guter Letzt auch noch positiv hervorgehoben werden, denn der giftgrüne Buchschnitt passt farblich zum aufgedruckten Titel auf dem Cover. Man kann im Buchladen nicht an dieser Signalfarbe vorbeigehen, ohne es wenigstens in die Hand zu nehmen.

Im Sommer planen wir unseren Familienurlaub in Schweden und ich bin mir nicht sicher, ob ich mein Kind nach dieser Handlung wirklich mit einem ruhigen Gewissen in den Wäldern von Bullerbü spielen lassen kann. Diese Bedenken sind wahrscheinlich das größte Lob für die Autorin.