Rezension

Toller Schreibstil, thematisch jedoch vollkommen überladen

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von Marc-Uwe Kling

Bewertet mit 2.5 Sternen

Lena verschwindet spurlos. Ihr Handy hat sie zu Hause gelassen. Ein 16-jährige ohne Handy unterwegs? Tage später erscheint online ein Video in dem sie von Menschen mit internationalem Familienhintergrund vergewaltigt wird. Beim BKA wird daraufhin einer Frau mit ebenfalls internationalem Familienhintergrund dieser Fall als leitende Kommissarin übertragen.

Ich muss zugeben, dass ich noch kein Buch von Marc-Uwe Kling gelesen habe. Die Känguru-Chroniken wurden in Teilen gehört (ich vermute gelesen hätte ich da auch etwas verpasst). Der Schreibstil ist eher ungewohnt und erforderte ein wenig Eingewöhnungszeit meinerseits. Kurz und knackig sind die Sätze. Die Gedanken und Dialoge sind sehr realistisch dargestellt, heißt z.B. Verwendung der zum Alter des Charakters passende Wortwahl. Bei den Gedanken werden schon einmal "gesellschaftlich ufgezwungene" Ausdrücke hinterfragt, so dass eine Identifizierung sehr einfach gemacht wird.

Trotz der Ernsthaftigkeit des Themas geht den Charakteren der Humor nie verloren und es sind so einige Fun-Fakts eingearbeitet, die den Leser schmunzelnd zurücklassen.

Marc-Uwe Kling ist dafür bekannt, dass er kritisch mit der Gesellschaft und Politik umgeht. So auch in diesem Buch. Leider bleibt es nicht bei den Auswirkungen, die eine online gestellte Vergewaltigung (Achtung absichtlich plakativ) einer weißen Frau durch dunkelhäutige Männer nach sich ziehen. Sondern es kommt noch ein weiteres aktuell sehr heiß diskutiertes Thema hinzu (keine Nennung aufgrund von Spoilern!). Dadurch ist das Buch vollkommen thematisch überladen und leider geht der Fokus auf Lena verloren.  

Insgesamt ein toller Schreibstil, jedoch thematisch werden die guten Ansätze nicht umgesetzt. Zwei Bücher wären an dieser Stelle definitiv besser als eins gewesen oder zumindest mehr als 269 Seiten. So bewerte ich mit 2,5 von 5 Sternen.