Rezension

Berührende Familiengeschichte

Solange am Himmel Sterne stehen
von Kristin Harmel

Bewertet mit 4 Sternen

Kristin Harmel schreibt in ihrem Roman die Geschichte einer Familie über mehrere Jahrzehnte hinweg und blickt dabei zurück bis zur Shoah - dem Holocaust - Anfang der 40er Jahre in Paris.

Hope, eine junge Frau Ende 30, betreibt in Cape Cod an der Ostküste der USA eine Bäckerei, die sich seit Jahren im Familienbesitz befindet. Das heißt, nicht ganz. Hope ist nach wie vor verschuldet bei der Bank und kann überdies die Kreditraten nicht regelmäßig zahlen. Ihre früh verstorbene Mutter Josephine hat Hope bereits in jungen Jahren die Bäckerei vermacht und so arbeitet sie jahrelang Hand in Hand mit ihrer geliebten Großmutter Rose zusammen. Später erkrankt Rose an Alzheimer und lebt fortan in einem Heim. Nun hilft HopesTochter Annie tatkräftig in der Bäckerei. Mit ihren 12/13 Jahren ist sie allerdings mitten in der Pupertät, pendelt zwischen den getrennten Eltern hin und her und macht Hope das ohnehin verkorkste Leben zusätzlich schwer.

In einem lichten Moment der Alzheimererkrankung übergibt Hopes Großmutter ihr eine Liste mit Namen, verbunden mit der dringenden Bitte, sie solle nach Paris reisen. Von da an beginnt für Hope eine Reise - eine Reise auf einen anderen Kontinent, in die Vergangenheit und letztlich zu sich selbst. Eine Reise, verbunden mit grausamen Erinnerungen und Wahrheiten, die Großmutter Rose bis dahin nie einem Menschen zu erzählen gewagt hat.

Die Geschichte der Familie rund um den Holocaust und die Geschehnisse vorher und danach sind sehr berührend und haben mich einiges über die Menschen lehren können. Vieles weiß man natürlich, einiges war mir persönlich noch nicht so bekannt. Den Schreibstil von Kristin Harmel kann ich als sehr flüssig und mitreißend beschreiben. Allerdings spiegelt sich die Tiefe der Geschehnisse nicht immer unbedingt darin wieder. Über lange Strecken dominieren hier Dialoge und dadurch ist für mich als Leser eine gewisse Unruhe entstanden. Das hat mich tatsächlich manches Mal gestört. Ich hätte mir etwas mehr Ruhe in der Erzählweise gewünscht.

Ein bisschen Liebe und Herzschmerz ist in diesem Roman ebenfalls vorhanden. Geht es doch zu allererst um eine alles überdauernde, endlose, große, aber ebenso traurige Liebe von Rose, der Großmutter. Ab und zu - besonders zum Ende hin, gab es Momente, da war es mir etwas too much. Aber ganz so kitschig, wie Cover und Titel dieses Romanes vermuten lassen, ist die Geschichte dann doch nicht ;)

Fazit: Diese spannende, dramatische Familiengeschichte hat mir gut gefallen. Trotz einiger Kitsch-Momente und für meinen Geschmack manchmal zu wenig Ruhe im Erzählstil, hat mich der Roman gefangengenommen, mich tief berührt und mich einiges gelehrt. Die Geschichte ist traurig, aber auch sehr liebevoll. Ein kleiner, aber feiner Zusatz sind die Familienrezepte aus der Bäckerei :)