Rezension

Ein wundervoller und berührender Roadtrip

Liebten wir
von Nina Blazon

Bewertet mit 5 Sternen

Inhalt aus dem Klappentext:

Verstohlene Blicke, versteckte Gesten, die Abgründe hinter lächelnden Mündern: Fotografin Mo sieht durch ihre Linse alles. Wenn sie der Welt ohne den Filter ihrer Kamera begegnen soll, wird es kompliziert. Mit ihrer Schwester hat sie sich zerstritten, von ihrem Vater entfremdet. Umso mehr freut sich Mo auf das Familienfest ihres Freundes Leon. Doch das endet in einer Katastrophe. Mo reicht es. Gemeinsam mit Aino, Leons eigensinniger Großmutter, flieht sie nach Finnland. Eine Reise mit vielen Umwegen für die beiden grundverschiedenen Frauen. Als Mo in Helsinki Ainos geheime Lebensgeschichte entdeckt, ist sie selbst ein anderer Mensch.

 

Meinung:

Von Nina Blazon kannte ich bisher nur ihre Jugendbücher. Faunblut z. B. hatte ich vor einigen Jahren gelesen und es gefiel mir seinerzeit richtig gut.

In diesem Roman begegnen wir Moira, kurz Mo. Sie liebt es zu fotografieren und hat dies sogar zu ihrem Beruf gemacht, denn sie möchte die besonderen Momente einfangen und festhalten können. Außerdem liebt sie es, den Geheimnissen, die die Bilder ihr offenbaren, auf den Grund zu gehen und zu analysieren. Als der Familienbesuch bei ihren neuen Freund Leon ansteht, ist Mo angespannt, denn für sie gibt es nichts Faszinierenderes als das Bild einer ineinandergreifenden, intakten Familie. Doch die Ereignisse bei den Schwiegereltern in spe eskalieren und ehe sich Mo versieht, ist sie mit Aino, Leons Großmutter, auf der Flucht und auf dem Weg nach Helsinki. Dort erfährt Mo nicht nur mehr über Ainos Vergangenheit, sondern sie wird auch gezwungen, sich mit sich, ihrer Familie und ihrer Vergangenheit auseinander zu setzen.

Mo ist eine faszinierende Person. Recht früh hat sie schon ihre Mutter verloren, von ihrer Schwester hat sie sich entfremdet und zu ihrem Vater besteht kein Kontakt mehr. Mo wirkt einsam und verloren, und so wundert es mich nicht, dass sie immer auf der Suche nach einer intakten Familie ist. Aino dagegen wirkt anfangs wie eine alte Gewitterhexe: Verbittert, zynisch und herrisch. Doch man merkt schnell, dass hinter Ainos kratzigem Verhalten eine bemerkenswerte Person steckt, die man doch ziemlich schnell ins Herz schließt.

Nina Blazons Schreibstil ist wunderbar eingängig, leicht melancholisch, aber trotzdem sehr flüssig zu lesen. Das Buch hatte richtige Sogwirkung und ich wollte es immer nur ungern aus der Hand legen, da die Geschichte einfach nur faszinierend und mitreißend ist. Der Roman wird aus der Ich-Perspektive erzählt und Mo lässt uns an ihrem Leben und ihren Gedanken teilhaben. Nina Blazon gelingt es hier mühelos, die Story spannend und detailliert aufzubauen, ohne dabei langatmig zu wirken. Die historischen Fakten rund um den 2. Weltkrieg aus Finnlands Vergangenheit sind gut aufgearbeitet und zeigen einen eine weitere Seite des Krieges, die ich so noch nicht kannte. Die schrulligen Finnen und die beiden ungewöhnlichen Hauptfiguren lassen dieses Buch zu einem ganz besonderen Lesevergnügen werden, welches noch lange nachwirkt und mich sehr berührt hat.

 

Fazit:

Ein skurriler Roadtrip in die Vergangenheit und ein Roman über Liebe und Freundschaft, Heimat und Familie, den man gelesen haben sollte. Ich kann das Buch guten Gewissens jedem ans Herz legen.

Von mir gibt es 5 von 5 Punkten.