Rezension

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Liebten wir
von Nina Blazon

Mo, Fotografin und Quereinsteigerin, freut sich schon auf das Familienfest ihres Freundes Leon. Das es in einem Desaster enden wird, ist ihr zu dem Zeitpunkt noch nicht klar. Sie flieht Hals über Kopf von dem chaotischen Fest. Da kann sie ihre unfreiwillige Reisebegleiterin Aino, Leons Großmutter, so gar nicht gebrauchen. Doch diese reist alsbald das Ruder an sich und bringt Mo dazu, den Weg nach Finnland einzuschlagen. Auf den Spuren von Ainos Vergangenheit, erkennt Mo, was im Leben wirklich von Bedeutung ist.

Nina Blazon ist mir sehr gut bekannt – von phantastischen Jugendromanen, die ich über die Jahre verschlungen habe. Aus diesem Grund war ich neugierig auf ihr Debüt im Bereich der realen Literatur. Erwachsen kommt das Buch daher, mit einem gediegenen Cover, dass mir ehrlich gesagt im Buchladen wohl nicht in die Hände gefallen wäre, da es nicht meinen üblichen Beuteschema entspricht. Ich lese Romane dieses Genres nicht häufig, und hoffe – wenn mir doch mal ein solches Buch in die Hände fällt – auf Qualität. Um das Vorweg zu nehmen – Schreiberische Klasse hat Nina Blazon mit diesem Buch eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Sie kann nicht nur Fantasy, sondern sich auch (auf manchmal verschlungenen Pfaden) ernsteren Themen nähren.

Mo und Aino bilden ein (unfreiwilliges) Team, dass man einfach ins Herz schließen muss. Mo denkt in Bildern, analysiert sie bis auf den Kern und den Lichteinfall. Ihr One-eyed-lover, wie die Kamera von Leon genannt wird, ist ihr ständiger Begleiter. Und das spürt man auch darin, wie sie denkt und wie sie fühlt. Nina Blazon schildert in diesem Buch ganz nebenbei die verschiedenen Perspektiven, Lichteinfälle und Schattenwürfe, und verleiht dem Buch dadurch Struktur und Tiefe, die an die Seiten fesselt. Aino hat ein festes Ziel, und man ist sich nie ganz sicher, was sie gerade denkt. Trotzdem gewann ich sie rasch lieb und fieberte mit ihr. Sie umgibt ein Geheimnis, dessen Puzzle ich nur Teil für Teil lösen konnte und erst am Schluss das letzte Stück fand. Dieses Rätsel verleiht dem Buch eine gewisse Spannung, die einen in verschiedene Richtungen denken lässt. Und das ist auch nur gut so.

Ninas Stil kannte ich schon von einigen ihrer früheren Bücher. Hier präsentierte sie ihn reifer, anschaulich. Sie driftete jedoch nur höchst selten ins kitschige ab, was für mich ein deutlicher Pluspunkt ist, da ich eigentlich Liebesromane nicht sonderlich zugeneigt bin. Ihr Stil lies mich jedoch durch die gut 550 Seiten fliegen, ohne das es mir sonderlich große Mühe bereitete. Am Anfang packte mich das Buch mit der fokussierten Beschreibung von Ninas Tätigkeitsfeld und ihrem beruflichen wie privaten Interesse. Die Spannung fiel jedoch zur Mitte hin ein wenig ab, fing sich aber gegen Ende wieder (da klebte ich förmlich an den Seiten und musste so einige Male heftig fluchen).

Der Autorin gelingt es toll, die Stimmung für den Leser einzufangen und sichtbar zu machen. Die Odyssee über die Autobahnen und durch Helsinki fand ich zum Beispiel außerordentlich gut getroffen.

Insgesamt vergebe ich vier Sterne für ein Buch, welches überzeugen und überraschen kann. Ninas Debüt in diesem Genre war für mich ein toller Ausflug in die Geschichte und die Mentalität Finnlands.