Rezension

Komplex, fesselnd und romantisch

Die Erbin
von Simona Ahrnstedt

Bewertet mit 5 Sternen

Im Vorfeld war ich mir nicht ganz klar, was mich genau bei diesem Buch erwarten würde, so dass ich sehr positiv überrascht war, wie komplex die Geschichte ist und, obwohl auch das Element ganz klar vorhanden ist, dass der erotische Part eigentlich schon eine untergeordnete Rolle einnimmt.

Ein Buch in der schwedischen Finanzwelt - nicht unbedingt ein sehr gängiges Thema, aber sehr gelungen umgesetzt. Die Korruptheit, die Skrupellosigkeit und die Vetternwirtschaft der oberen Klassen werden aufgezeigt und der Skrupellosigkeit und Zielstrebigkeit David Hammars, eines Mannes aus der Arbeiterklasse gegenübergestellt, der nur ein Ziel hat: Das Wirtschaftsimperium der Familie de la Grip, einer der großen Familiendynastien des Landes zu zerstören. Er steht kurz davor, den entscheidenenden, vernichtenden Schlag gegen sie zu führen, als er Natalie trifft.

Natalia de la Grip ist eine intelligente und erfolgreiche Geschäftsfrau, deren Familie jedoch aus Prinzip keine Frauen in leitende Positionen lässt. Jeder Versuch, sich zu beweisen wird zunichte gemacht, obwohl sie eigentlich mehr als fähig ist, sich in der Finanzwelt zu behaupten, dennoch geht ihr die Loyalität gegenüber ihrer Familie über alles.

Als David und Natalia aufeinander treffen, ahnen sie noch nicht, dass dieses Treffen ihre Leben durcheinander bringen wird und dass wenig später nichts mehr so sein wird wie es einmal war.

Eine intelligent und vielschichtig konstruierte Geschichte mit wunderbar ausgearbeiteten und sehr authentischen Charakteren, die in ihrer Komplexität und mit all ihren liebenswerten (und manchmal auch weniger liebenswerten) Zügen der Geschichte viel Leben verleihen und den Leser sehr schnell ins Geschehen hineinziehen. Auch die Nebenfiguren sind gut ausgeführt und sehr überzeugend dargestellt.

Ja, auch dies war wieder ein Buch, wo ich die Protagonisten manchmal hätte schütteln mögen, weil sie so blind und so...hm...doof waren und einfach nicht gemacht haben, was ich wollte. Sehr rücksichtslos von ihnen, ich weiß, aber sie haben einfach nicht auf mich gehört! Ganz ehrlich, fast dachte ich schon....aber nein, mehr sollte ich nicht verraten, wobei - vielleicht darf ich doch noch einmal erwähnen, dass ich Natalia und David sehr schnell sehr ins Herz geschlossen hatte und sie sehr liebenswert fand...

Erwähnenswert ist übrigens auch, dass es zwar einige recht "heiße" Szenen gibt, diese aber geschmackvoll und ansprechend geschrieben sind und in den Kontext passen. Es gibt ja Bücher, wo man das Gefühl hat, dass die Handlung einen recht bröckeligen Rahmen für ein Übermaß an mehr oder weniger geschmackvoll ausgeführten sexuellen Handlungen darstellt, das ist hier definitiv nicht der Fall. "Die Erbin" hat eine überzeugende Story und die erotischen Szenen sind ein Teil dieser Geschichte, aber nicht die Haupthandlung.

Die Geschichte überraschte mich immer mal wieder durch ungeahnte Wendungen, schockierte mich durch unerwartete Enthüllungen, machte mich wütend und frustrierte -  und es blieb bis zum Ende fesselnd und unterhaltsam, so dass ich das Buch zwischendurch nur ungern aus der Hand gelegt habe. 

Kurz - mir hat es gefallen!