Rezension

Mord in Serie

Die sieben Tode der Evelyn Hardcastle - Stuart Turton

Die sieben Tode der Evelyn Hardcastle
von Stuart Turton

Bewertet mit 4 Sternen

Stuart Turton bedient sich in seinem Erstling zwar der Elemente des klassischen englischen Kriminalromans, erweitert diese aber auf überraschende und vor allem erfrischende Art. Herausgekommen ist dabei eine „Und-täglich-grüßt-das-Murmeltier“ und „Cluedo“-Mischung aus Dorothy Sayers, Agatha Christie und Matrix.

Die Rahmenhandlung ist typisch britisch und auf den ersten Blick doch ziemlich altmodisch: Ein Maskenball auf dem herrschaftlichen Landsitz Blackheath der Hardcastles wird jäh durch einen Schuss beendet. Er galt Evelyn, der Tochter des Hauses, die kurz darauf tot aufgefunden wird. Wer war der Täter, und warum wurde sie getötet?

Aber zurück auf Anfang: Ein Ich-Erzähler irrt durch den Wald, der Blackheath umgibt und hört eine Frau um Hilfe schreien. Er hat keine Ahnung, wer er ist, warum er sich dort befindet und wer die Frau ist, die er später als Anna bezeichnet. Völlig verstört erreicht er das Herrenhaus, klopft an die Tür, wird eingelassen und erzählt sein Erlebnis. Man kennt ihn, er war dort zu Gast, aber niemand ist sonderlich überrascht oder interessiert daran, seine Geschichte zu hören. Äußerst seltsam, aber es wird noch mysteriöser. Eine maskierte Person setzt ihn davon in Kenntnis, dass demnächst ein Mord begangen wird, den er aufklären muss. Eine Woche hat er Zeit, um Licht ins Dunkel zu bringen. Dafür muss er tagtäglich in einer Zeitschleife diesen Tag immer wieder durchleben, jeweils in einem anderen Wirtskörper, um das Ereignis aus verschiedenen Perspektiven zu beleuchten. Und wenn er am letzten Tag den Namen des Mörders nicht nennen kann, wird alles, was er bis dahin in Erfahrung gebracht hat, aus seinem Gedächtnis gelöscht und das Spiel beginnt von vorne. Was er aber nicht weiß, es gibt noch andere Personen, die wie er in der Zeitschleife gefangen sind...

Das hört sich zwar jetzt recht simpel an, aber ich kann versichern, genau das ist dieser Kriminalroman bei weitem nicht. 600 Seiten mit fein ausgearbeiteten Charakteren und jeder Menge unerwarteter Wendungen, die nicht nur den Protagonisten sondern auch den miträtselnden Leser fast zur Verzweiflung bringen, aber auch mit jeder Menge Aha-Erlebnissen versorgen. Allerdings gibt es durch diese nicht lineare Erzählweise auch einige Wiederholungen, was wiederum zu Lasten des Tempos geht und etliche Längen, speziell im Mittelteil, generiert. Aber das verzeiht man diesem intelligenten Ratespiel, das eine frische Brise durch die Krimilandschaft wehen lässt, gerne.

Kommentare

hobble kommentierte am 15. August 2019 um 02:30

was fürs wunschregal