Rezension

Sehr vorhersehbares, oberflächliches Buch

Trust My Heart - Golden-Campus-Trilogie, Band 1 -

Trust My Heart - Golden-Campus-Trilogie, Band 1
von Lyla Payne

Bewertet mit 2 Sternen

Das Cover finde ich wirklich gelungen. Es ist tendenziell eher schlicht in Creme und Gold gehalten, wirkt durch die glitzernden Elemente wirklich edel und passt perfekt zur Golden Campus Academy. 

Leider konnte mich die Story an sich nicht wirklich überzeugen, obwohl sie durchaus Potenzial gehabt hätte: May Russell hatte bisher alles andere als ein leichtes Leben und will sich genau aus dem Grund auch als mündig erklären lassen, um nie wieder von ihrer unzuverlässigen Mutter abhängig zu sein. Doch dazu braucht sie unbedingt einen Job, der ihr genug Geld einbringt, um ihr Leben alleine meistern zu können. Da kommt ihr das Angebot von Felix James gerade recht, sich als Nanny um seine kleine Schwester zu kümmern. Auch wenn May eher genervt vom Verhalten des arroganten Felix ist, nimmt sie sein Angebot an, auch weil sie erkennt, dass die verstörte Elfjährige unbedingt jemanden braucht, der ihr nach dem Unfalltod der Eltern zuhört und für sie da ist. Während sie mehr und mehr Zeit mit Sophie verbringt, desto mehr lernt sie auch Felix kennen und erkennt, dass er nicht nur der kaltherzige Bad Boy ist, sondern auch ein fürsorglicher Bruder und Freund. Mit jedem Tag kommen sie sich näher, doch May kann es nicht riskieren, jemanden in ihr Herz zu lassen oder?

Ich weiß ehrlich gesagt nicht so richtig, was ich von dem Buch erwartet habe, ich mochte das Cover wirklich gerne und habe gehofft, dass die Story durch die Themen eine gewisse emotionale Tiefe hätte, aber leider war das so nicht der Fall. Der Schreibstil war für mich am Anfang ein wenig ungewohnt, ja fast holprig, sodass ich eine ganze Weile gebraucht habe, um so richtig in die Geschichte zu finden. Nach einigen Kapiteln allerdings hat mich das nicht mehr so richtig gestört und ich habe das Buch auch recht zügig durchgelesen. Es hat mich während des Lesens auch durchaus unterhalten, obwohl ich mich immer wieder über Verschiedenes geärgert habe.

Zunächst einmal möchte ich den Namen der Reihe kritisieren, weil er ein komplett falsches Bild vom Inhalt des Buches vermittelt. Durch den Namen Golden Campus wird der Eindruck vermittelt, dass sich die Handlung vor allem auf die Schule bezieht, das ist aber bei diesem ersten Teil der Reihe überhaupt nicht der Fall. Natürlich finden Teile der Handlung in der Schule statt, aber sie spielt eigentlich keinerlei Rolle für die Story und ist ein vollkommen austauschbarer Handlungsort. Das fand ich extrem schade, weil ich es einfach glaubwürdiger gefunden hätte, wenn sich May und Felix in der Schule kennengelernt hätten, aber er bemerkt sie dort nicht einmal, auch wenn er später immer wieder davon redet, wie unglaublich hübsch und eindrucksvoll sie ist. Das fand ich super unrealistisch, weil die Schule an sich einfach nicht so groß ist, da kennt man sich einfach, wenn man im gleichen Jahrgang ist, selbst wenn man gar nichts miteinander zu tun hat. Ich habe auch nicht verstanden, warum May überhaupt auf die Schule geht. Natürlich hat ihre Großmutter das Schulgeld bezahlt und May wohnt auch auf der Insel, aber die Rektorin will sie dort überhaupt nicht und für eine solch hochangesehene Schule gibt es doch bestimmt eine lange Warteliste, sodass ich es schon seltsam fand, dass May einfach so dort angenommen wird, selbst wenn ihre Noten wirklich gut sind.

Selbst wenn mich all diese Kleinigkeiten nicht gestört hätten, konnten mich die Charaktere an sich auch nicht wirklich überzeugen. Die Anlage von Felix und May ist recht typisch für eine Young Adult Roman, sie ist das schüchterne, aber unglaublich hübsche Mädchen und er der Bad Boy, der alle Mädels flachlegt, weil er mit dem Schmerz, den er erlitten hat, nicht umgehen kann. Alles nichts Neues, es gibt aber dennoch Arten, wie daraus trotzdem eine tolle Geschichte entstehen kann, doch hier bleibt sie leider genauso flach wie die Charaktere an sich. Das liegt vielleicht auch daran, dass man weder May noch Felix wirklich kennenlernt. Ich verstehe auch viele ihrer Handlungen nicht. Da will Felix auf keinen Fall das Sorgerecht für seine Schwester verlieren und dann betrinkt er sich dauernd und spricht gefühlt nie mit Sophie. Ich kann verstehen, dass die Situation für alle drei sehr schwierig ist, weil sie ihre Eltern unglaublich vermissen und es für Felix und Noah sehr hart ist, sich plötzlich um ein Kind zu kümmern, während sie versuchen, ihr Leben weiterzuleben, dennoch kümmert sich keiner von den Zwillingen wirklich um sie, sondern sie ist dauernd auf sich selbst gestellt. Hier wäre es super sinnvoll gewesen, eine verlässliche Haushälterin einzubauen. Zum einen um einen irgendeinen verlässlichen Erwachsenen in dem Buch zu haben, zum anderen damit die James-Geschwister jemanden zur Unterstützung haben, der ihnen hilft den Alltag zu meistern. Ich finde auch sehr problematisch, dass dieser Alltag weder bei Felix noch bei May eine wirkliche Rolle spielt, sondern vor allem ihre gemeinsamen Unternehmungen werden in den Fokus gerückt, was vielleicht für die Story Sinn ergibt, aber man dadurch keine Möglichkeit hat, ihre Schwierigkeiten im alltäglichen Leben mitzubekommen. 
Dadurch lernt man auch die Nebencharaktere nicht kennen, dabei sind eigentlich nicht schlecht angelegt. Ich mochte eigentlich, dass Felix‘ Freunde May nicht von vorneherein abgelehnt haben, sondern zwar vorsichtig waren, aber sie recht schnell in ihre Runde aufgenommen haben, vor allem als sie gemerkt haben, wie gut sie Felix tut. Sie spielten ansonsten aber fast keine Rolle. Weder Felix‘ angeblich beste Freundin Ivy noch sein Zwillingsbruder Noah sprechen auch nur einmal mit ihm über seine Beziehung zu May, das fand ich einfach bescheuert, weil sie teilweise sogar alle zusammen im Urlaub waren, man aber nicht das Gefühl hatte, dass seine Freunde wirklich anwesend seien, sondern sich die Handlung lediglich um May und Felix und deren ‚Beziehung‘ drehte. Außerdem wird immer wieder betont, wie ähnlich sich Felix und Noah äußerlich sind, sodass nicht einmal deren Freunde sie auf den ersten Blick unterscheiden könnten, May verwechselt sie aber nicht einmal. Nicht, dass ich dieses Zwillinge-tauschen-Plätze-und-verarschen-das-Mädchen gut gefunden, eher im Gegenteil, aber dann kann man zumindest einmal kurz erwähnen, dass es für sein Problem ist sie zu unterscheiden, warum auch immer. 

Alles in allem hat mich das Buch während des Lesens durchaus unterhalten, allerdings war die Handlung nicht besonders innovativ. Das hätte ich gar nicht so schlimm gefunden, wenn nicht ein Großteil der Handlung wirklich unlogisch und wenig durchdacht gewirkt hätte. Es hätte mir häufig sogar gereicht, wenn nur Kleinigkeiten anders gewesen wären, aber diese läppern sich durch das Buch einfach, sodass ich mich am Ende ein wenig geärgert habe. Ich werde den zweiten Teil sehr wahrscheinlich nicht lesen, dafür reizt mich die Idee der Story einfach nicht genug.