Rezension

Spannungsgeladener Roadtrip mit 1990er-Jahre-Flair

NIGHT – Nacht der Angst -

NIGHT – Nacht der Angst
von Riley Sager

Bewertet mit 4 Sternen

Charlie hat sich die erstbeste Mitfahrgelegenheit geschnappt und fährt mit dem unbekannten Josh quer durch die Nacht. Doch nach und nach kommen bei der jungen Studentin Zweifel aus. Kann es sein, dass ihr Fahrer der gesuchte Campus-Killer ist?

Bei „NIGHT“ von Riley Sager handelt es sich um einen feinen Psychothriller, der diesmal dem Glamour Hollywoods und dem Flair der 1990er-Jahre verfällt.

Mittlerweile mag ich die Thriller von Riley Sager sehr, sehr gern. Für mich zählt er zu den wenigen Autoren, von welchen ich mir automatisch neue Bücher zulege, ohne zu wissen, worum es überhaupt geht.

Diesmal entführt Sager seine Leser und Leserinnen auf einen glamourösen Roadtrip im Stile der 1990er-Jahre. Die junge Studentin Charlie sucht dringend nach einer Mitfahrgelegenheit und nimmt die erste Gelegenheit wahr. Sie will nur noch nachhause zu ihrer Granny, nachdem am Campus Furchtbares geschah.

Denn Charlies Zimmergenossin und beste Freundin wurde vom berüchtigten Campus-Killer umgebracht. Das junge Mädchen kommt nicht umhin, sich selbst daran die Schuld zu geben, weil sie ihre Freundin alleine auf einer Party ließ.

So sitzt sie nun im Auto in Richtung Heimat neben Josh. Er ist auf den ersten Blick ein normaler Typ, obwohl ihr nach und nach einiges an ihm merkwürdig erscheint. Kann es sein, dass Josh der Campus-Killer ist?

Damit beginnt ein Setting, das auf der einen Seite simpel und andererseits raffiniert eingefädelt ist. Nach wenigen Seiten meinte ich zu wissen, was am Ende geschehen wird. Doch Riley Sager schaffte es, der gesamten Handlung einen interessanten Dreh zu geben, indem nichts ist, wie es auf den ersten Blick scheint.

Natürlich behilft er sich diesbezüglich einiger Ungewöhnlichkeiten, welche vor allem seine Protagonistin Charlie betreffen. Denn sie hat manchmal gedankliche Aussetzer, in denen ihre Wahrnehmung, der eines Hollywood-Films gleicht. In einem Moment ist sie noch voll da, im nächsten Augenblick erscheint die gegenwärtige Situation als sepiafarbener Leinwandstreifen, in dem Realität mit Fiktion verschwimmt.

Deshalb stellt sie jede ihrer Schlussfolgerungen in Frage, zögert Entscheidungen hinaus und schreckt vor Anschuldigungen zurück, weil diese völlig daneben sein könnten.

Diese Wahrnehmungsstörung ist in Charlies Filmliebe begründet, welche ihr über äußerst schwere Jugend-Zeiten hinweggeholfen hat. Riley verwendet Elemente der cineastischen Leidenschaft, um auf interessante und souverän eingearbeitete Weise dem Hollywood-Glamour von einst mitten in seinen Roman zu holen.

Mir hat der Thriller mit diesem Konzept ausgesprochen gut gefallen, weil auf die Art die Autofahrt erst spannend wurde. Dennoch hatte ich nach halber Strecke von Charlie, von Josh und von der Fahrt allgemein langsam genug. Ich habe mich nach einer neuen Umgebung gesehnt. Nur kurze Zeit später sind wir zum Glück rechts rangefahren. Dies hat der Handlung erneut Schwung verliehen.

Letztendlich folgte ein Showdown, bei dem ich nach Luft schnappte. Die Situation war so angespannt, dass es schon fast schmerzlich war, sich nur umzudrehen. Plötzlich ist eine Vermutung nach der anderen geplatzt und hat zu einem fetzigen Abschluss geführt, der mich ausgezeichnet unterhalten und beeindruckt hat.

Andere Bücher von Riley Sager haben mir besser gefallen, dennoch habe ich selten so ein genial erarbeitetes Ende erlebt. Für mich war es ein spannungsgeladener Roadtrip im Stil der 1990er, der auf den letzten Metern Hollywood alle Ehre macht.