Rezension

Die Dienstboten von Longbourn

Im Hause Longbourn - Jo Baker

Im Hause Longbourn
von Jo Baker

Bewertet mit 4 Sternen

Sarah, Hausmädchen im Haus Longbourn, will mehr. Sie möchte raus, was erleben... doch sie muss die Wäsche der Familie Bennet waschen. Ihre Hände sind schon ganz rot und aufgesprungen. Die Tage ziehen sich dahin in ihrer Routine. Doch eines Tages wird überraschend ein neuer Hausdiener eingestellt und das verändert alles.

"Im Hause Longbourn" ist das erste Buch, dass von Jo Baker auf Deutsch veröffentlicht wurde. Die Handlung spielt im Universum von Jane Austens "Stolz und Vorurteil". Einer der Gründe, warum ich mich für das Buch interessierte. SuV aus einer anderen Sicht zu erleben, hat mich in der Vergangenheit auch zu anderen Büchern greifen lassen wie z.B. "Jane Fairfax " und "Der Schmuck der Lady Catherine" von Joan Aiken oder auch "Irrungen & Wirrungen auf Pemberley" von Brigitte H. Hammerschmidt.

Es fällt mir schwer dieses Buch zu bewerten. Wenn man es in Bezug setzt zu SuV, fehlt mir etwas. Ich kann das gar nicht genau beschreiben. Ein wenig mehr Leichtigkeit, ein wenig mehr Humor. Dieses Buch ist sehr ernst, melancholisch. Wobei es ja in erster Linie um die Dienstboten und ihr Leben damals geht. Das war nun mal nicht leicht und humorvoll. Denn dies wird im Buch sehr gut geschrieben, wie ich finde. Das Leben der einfachen Leute, der Angestellten, die nicht selbstbestimmt leben konnten, die schwere Arbeit zu leisten haben, tagein und tagaus. Wenn man das Buch als Historischen Roman liest, ist er sehr gut. Aber in Bezug auf SuV fehlt mir das letzten Fünkchen. Die Familie Bennet ist nur eine Randfigur, steht aber wohl mehr im Vordergrund, als die Dienstboten in SuV. Was mir sehr gut gefallen hat, sind die vertieften Einblicke in vereinzelte bekannte Figuren wie z.B. Mr. Bennet, Mr. Bingley, aber vor allem aber Mrs. Bennet. Sie erhalten einen geschickt gesetzten Hintergrund, man erlebt Szenen, die es so im Original nicht gibt.

Sarahs Leben ist geprägt von schwerer eintöniger Arbeit und Träumen von einem besseren, aufregenderem Leben. Ein spröder, aber sympathischer Charakter, der in seiner Zeit und seinen Konventionen gefangen ist.

Ein gut geschriebener Historischer Roman, der einem die Lebenswelt der Dienstboten näher bringt. Ein schöner melancholischer Schmöker über eine starke junge Frau, die ihren eigenen Weg gehen möchte.