Rezension

Die verborgenen guten Geister von Stolz und Vorurteil

Im Hause Longbourn - Jo Baker

Im Hause Longbourn
von Jo Baker

Bewertet mit 4 Sternen

Die Geschichte beginnt wie bei „Stolz und Vorurteil“:

Mr. und Mrs. Bennet leben mit ihren fünf Töchtern auf einem Anwesen in Loungbourn. In deren Alltag gibt es regelmäßig gutes Essen, nette Einladungen von der Nachbarschaft, schöne Kleider und Ballbesuche. 

Im Hintergrund und bisher kaum erwähnt, leben die Dienstmädchen und Hausangestellten. Aber auch sie haben ein eigenes Leben bestehend aus Höhen und Tiefen außerhalb ihrer Arbeitsaufgaben für die Bennets. So erzählt die Autorin Jo Baker eine Geschichte, wie es dem Personal vielleicht ergangen sein könnte…

 

Cover:

Auf dem Cover sieht man eine Dame mit dem Rücken zum Betrachter, eventuell handelt es sich um Elizabeth Bennet. Im Hintergrund sieht man ein Dienstmädchen mit einem Korb in den Händen, den Blick zum Boden gerichtet. Das Cover gefällt mir gut und ist ausdrucksstark.

 

Schreibstil

Der Schreibstil liest sich sehr flüssig und man kommt beim Lesen gut mit. Emotionen und Gefühle der Protagonisten kommen beim Leser an. Die Erzählweise ist in der Vergangenheitsform. Der Roman ist in drei Bänden unterteilt.

Besonders anzumerken ist aber, dass die klassische Sprache der Jane Austen Romane nicht in diesen Roman übertragen wurde. Der Ausdruck der Protagonisten ist modern.

 

Charaktere:

Sarah und Polly sind zwei tüchtige, gut erzogene und gehorsame Hausmädchen. Sarah ist die Hauptprotagonistin in diesem Buch. Anfangs wirkt sie etwas kaltherzig und auch von Vorurteilen in Bezug auf Fremden geprägt, aber umso weiter die Geschichte fortschreitet, blüht auch ihr Herz auf. Ab dann wirkt sie auch sehr realistisch und ihre Handlungen und Gedanken sind nachvollziehbar.

Mrs. Hill, die Haushälterin von Longbourn ist auch eine herzensgute und tüchtige Frau, die die Dienstmädchen fordert aber sie auch umsorgt. Ihr Mann, der Hausdiener lebt auch mit ihnen zusammen.

James, der neue Hausdiener und Stallbursche wirkt sehr verschlossen, und behält seine Emotionen und Gedanken gern für sich. Ihm ist im Leben nichts Gutes widerfahren. 

Die Charaktere sind alle überzeugend realitätsnah umgesetzt worden. Man kann sich gut mit ihnen identifizieren. Sie bleiben sich selbst treu und entwickeln sich im Laufe des Buches weiter.

 

Meine Meinung:

Im Hause Longbourn ist ein gutes unterhaltendes Buch, welches auch die Schattenseiten des sonst herrschaftlichen Anwesens der Familie Bennet aufzeigt. In dem Roman wird das Hauptaugenmerk auf die Perspektive des bedienenden Personals gerichtet und die hohen Herren und Damen sind nur schmückendes Beiwerk.

Die Geschichte die um „Stolz und Vorurteil“ gesponnen wurde, hat mir gut gefallen und konnte mich fast immer überzeugen. Der Perspektivwechsel ist aus meiner Sicht gut gelungen. Ich gewöhnte mich schnell an die neuen Protagonisten im Haus.

Nur phasenweise gab es Abschnitte im Buch, die zu langatmig waren und gerne etwas kürzer beschrieben hätten werden können. Gewünscht hätte ich mir zudem, dass wenn schon nicht das „weniger gebildete“ Dienstpersonal, so doch wenigstens die Bennets untereinander und in Gesellschaften eine andere, klassischere Sprache sprechen würden. Eben ein bisschen mehr wie in Jane Austens Romane.

Im Großen und Ganzen war ich von dem Erzählstil und der Idee der Autorin aber sehr überzeugt.

Ich vergebe für dieses Buch 4 von 5 Sternen.