Rezension

Wie ein Sprung durch die Zeit

Wie man die Zeit anhält
von Matt Haig

Bewertet mit 4 Sternen

Wie würdest du dich fühlen, wenn du der einzige Mensch wärst, der nicht altert?

Diese Frage musste ich mir während des Lesens des Romans öfter stellen, denn der Protagonist Tom Hazard ist so jemand. Zwar ist er nicht der einzige, der unter dieser "Art von Krankheit" leidet, doch sind es nur sehr, sehr wenige Menschen, die so sind wie er. Tom altert nur sehr langsam - daher kann er aussehen wie 40 und trotzdem über 400 Jahre alt sein. Dass dies auch Fluch statt Segen sein kann, wird dem Leser schnell bewusst...
Die Geschichte beginnt in der Gegenwart. Tom beginnt als Geschichtslehrer an einer Schule in London. Es gäbe wohl kaum einen passenderen Job für ihn, denn so vieles der britischen Geschichte hat er ja selbst miterlebt. So wie Tom also seine Schüler in den Bann seines Unterrichts zieht, so zog er auch mich in den Bann seiner Geschichte. Immer wieder denkt Tom in der Zeit zurück und nimmt uns mit in seine Flashbacks, sodass wir nicht nur viel über ihn, sondern auch darüber erfahren, wie es gewesen sein muss, Shakespeare oder Charlie Chaplin kennengelernt zu haben.

Dem Autor gelingt es, Aspekte unserer Geschichte in den Roman einfließen zu lassen, diese zu einem Teil von Toms Leben zu machen, ohne, dass es konstruiert wirkt. Wenn man in diesem Buch liest, ist es ein bisschen so als springt man wirklich in der Zeit umher.

Etwas schade fand ich jedoch, dass bei den zahlreichen Flashbacks Toms Geschichte in der Gegenwart etwas zu kurz kam. In den ersten zwei Dritteln des Buchs passiert äußerst wenig - erst recht wenig bedeutendes - in der Gegenwart. Erst das letzte Drittel hat einen größeren Anteil in der Gegenwart, erst hier nimmt die Geschichte so richtig an Fahrt auf. Und so erfährt der Leser auch erst auf den allerletzten Seiten, wie man nun eigentlich wirklich die Zeit anhält.